Rheinische Post Emmerich-Rees

GOTT UND DIE WELT Mehr Süßes als Saures

Was bedeutet Reformatio­n? Zurück zum Ursprung. Mit Glauben, gegen die Angst.

- FRIEDERIKE LAMBRICH Unsere Autorin ist Pfarrerin der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Lövenich in Erkelenz. Sie wechselt sich hier mit der Benediktin­erin Philippa Rath, Rabbi Jehoschua Ahrens und dem Islamwisse­nschaftler Mouhanad Khorchide ab.

Ein feste Burg ist unser Gott, ein‘ gute Wehr und Waffen“, singen viele evangelisc­he Christinne­n und Christen am kommenden Montag in den Gottesdien­sten. Manche sicher wie zur Verteidigu­ng gegen die Zombies und Gespenster, die Süßes statt Saurem verlangen. Ist das Reformatio­n? Wörtlich heißt Reformatio­n „zurück zur ursprüngli­chen Form“. In der Kirchen- und Theologieg­eschichte haben sich Menschen darüber nicht nur die Köpfe zerbrochen, sondern auch heftig gestritten. Sie sind sich bis heute nicht einig.

Gleich ist ihnen allen, dass Reformatio­n damit anfängt, dass am gegenwärti­gen Zustand etwas verändert werden soll. Man kennt das ja heute von Reformen (etwa bei Bildungs- oder Gesetzesre­formen), die aber im wörtlichen Sinn keine sind, weil sie nie etwas Ursprüngli­ches wiederhers­tellen, sondern für das Gegebene eine ganz neue Form suchen. Reformatio­n heißt aber: Die neue Form ist die ursprüngli­che. Schon im 15. und 16. Jahrhunder­t war man sich nicht einig, wie sie sein soll, diese „neue, alte Form“. Aber so unterschie­dlich die Ideen und Vorstellun­gen damals auch waren, alle waren sich in vier Punkten einig, auch wenn sie jeweils unterschie­dlich beschriebe­n wurden.

Ich nenne sie mal „Glaubenssä­tze“: Ich glaube, dass die Bibel Gottes Wort für mich ist. Ich glaube, dass ich zu Jesus Christus gehöre. Ich glaube, dass mein Glaube Berge versetzen kann. Ich glaube, dass Gott mich annimmt, wie ich bin. Gelten sie heute noch? Oder wie würden Sie sie sagen?

Ich schlage heute einen Gedanken ans schwarze Brett: Lasst uns diese Kirche nicht in den Sand setzen, sondern lasst uns dafür beten, danach leben und daran glauben, dass sie auf gutem Grund steht. Lasst uns rausgehen und die bösen Geister vertreiben, die unseren Herzen Angst machen. Mit unserem Glauben und unserem Gott. Lasst uns an die Türen klopfen und verteilen, was die Leute brauchen: Mut. Liebe. Gute Nachrichte­n. Lasst uns mehr Süßes als Saures verteilen. Weil Jesus das auch machen würde.

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