Ukraine schießt mehr als 300 iranische Drohnen ab
KIEW/MOSKAU/BERLIN (dpa) Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Kampf seines Landes gegen Russland mit dem Widerstand gegen die Nazis im Zweiten Weltkrieg verglichen. Russland verfolge dieselben Ziele wie einst der Nationalsozialismus, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. „Die Form des Bösen hat sich gewandelt, aber das Wesen ist unverändert.“Selenskyj sagte, Russland sei vom Nachbarn zum Aggressor und Terroristen geworden. Russland vermine und besetze Kraftwerke, stehle Getreide und verschleppe auch Kinder. Der Aggressor habe seit Beginn des Krieges 4500 Raketen auf die Ukraine abgeschossen und insgesamt 8000 Luftangriffe geflogen.
Das ukrainische Militär schoss unterdessen nach eigenen Angaben seit Mitte September mehr als 300 russische Kamikaze-Drohnen vom iranischen Typ Schahed-136 ab. Man gehe davon aus, dass Russland 2400 solcher Drohnen bestellt habe, sagte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat am Freitag vor Journalisten in Kiew. Wie groß der Bestand tatsächlich sei, wisse man nicht. Die russische Armee setze diese Kampfdrohnen vor allem nachts und in mehreren Wellen ein. Kamikaze-Drohnen kreisen eine Zeit lang über einem Zielgebiet und stürzen dann mit einer Sprengladung auf ein bestimmtes Ziel ab. Nach Einschätzung britischer Geheimdienste richtet sich Russland in der Ukraine zudem zunehmend auf die Verteidigung seiner Positionen ein. In den vergangenen Wochen hätten russische Truppen in den meisten Frontabschnitten eine langfristig ausgerichtete, defensive Stellung eingenommen, berichtete das Verteidigungsministerium. Die stark unterbesetzte, schlecht ausgebildete Truppe sei derzeit nur zu defensiven Operationen fähig, hieß es im täglichen Bericht der Geheimdienste.
Der russische Präsident Wladimir Putin bekräftigte derweil seine Bereitschaft zu Friedensverhandlungen. Allerdings habe sich Kiew unter dem Einfluss der USA gegen solche Gespräche entschieden, sagte er am Donnerstag. Putin betonte, dass er den Konflikt auch als Kampf gegen einen „aggressiven Westen“sehe, der versuche, seine Regeln und Werte anderen aufzudrücken. Die „tektonischen Veränderungen“in der Ukraine zeigten, dass die von den USA angestrebte Vormachtstellung in einer monopolaren Welt der Vergangenheit angehöre, meinte der 70-Jährige.
„Die Form des Bösen hat sich gewandelt, aber das Wesen ist unverändert“Wolodymyr Selenskyj ukrainischer Präsident