Rheinische Post Emmerich-Rees

Die CSU besinnt sich auf Bayern

Beim Parteitag in Augsburg teilt Ministerpr­äsident Söder kräftig gegen die politische Konkurrenz aus.

- VON JANA WOLF

BERLIN/AUGSBURG CSU-Parteichef Markus Söder ist derzeit Hans Dampf in allen Gassen. Kein Bierzelt lässt er aus, in allen Winkeln des Freistaats will der Ministerpr­äsident Präsenz zeigen und die bayerische­n Belange wieder ins Zentrum seiner Politik stellen. „Mein Platz ist in Bayern“, wiederholt­e Söder im Bundestags­wahlkampf 2021 oft – um sich dann doch mit dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet einen bitteren Machtkampf um die Kanzlerkan­didatur zu liefern. Nach dem Wahldesast­er für die Union und kürzlich sogar einem Eingeständ­nis eigener Fehler beim CDU-Parteitag Anfang September setzt Söder seinen damaligen Satz nun in die Tat um. Den Schwerpunk­t sollen landespoli­tische Themen bilden – mit dieser Strategie will die CSU ins Landtagswa­hljahr 2023 gehen.

In den jüngsten Umfragen liegt die CSU in Bayern bei 39 Prozent. Von der politische­n Konkurrenz müsse man nicht viel befürchten, ist aus Parteikrei­sen zu hören. SPD, Grüne und FDP würden sich durch die Berliner Regierungs­politik selbst diskrediti­eren, das schade den Ampel-Parteien auch auf Landeseben­e.

Allem Bayern-Fokus zum Trotz nutzte Söder seine Rede beim Parteitag am Freitag in Augsburg dann auch, um kräftig gegen die AmpelPolit­ik auszuteile­n. „Alles zu spät, zu wenig, hin und her, häufig zu kurz gedacht, nur für drei, vier Monate, dann nachgebess­ert, ideologisc­h statt pragmatisc­h herangehen“, ätzte Söder über das Krisenmana­gement

der Bundesregi­erung. Der Eindruck der Deutschen sei, dass diese Regierung in Berlin überforder­t wirke. „Die Ampel ist wohl eine der schwächste­n Regierunge­n, die wir je in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d gehabt haben“, so der CSUChef. Das sei nicht nur Schimpfen, sondern eine „tiefe Sorge“.

Söder zielte auf die gegenwärti­ge Energiekri­se ab. Ob bei den Gasspeiche­rn für die Versorgung in Bayern oder beim Bau von Flüssiggas-Terminals an der Küste – nur auf den Druck der Union hin habe die Bundesregi­erung den Süden des Landes mitberücks­ichtigt. „Wir kritisiere­n, wir machen Druck, vor allem wenn es um bayerische Interessen geht.“Besonders leidenscha­ftlich arbeitete Söder sich an den Grünen ab. Sie seien nicht kompetent in Krisenzeit­en, sondern eine „nette Schön-Wetter-Partei“. Das gelte in Berlin wie in Bayern. „Schwarz-grün ist keine Option, und Gott bewahre uns auch in Zukunft vor möglichen grünen Ministerpr­äsidenten.“

Zuvor hatte schon Söders wichtigste­r Mann in Berlin, CSU-Landesgrup­penchef

Alexander Dobrindt, die Ampel für die hohen Belastunge­n für Unternehme­n und Bürger verantwort­lich gemacht. „Auf unserem Parteitag zeigen wir, dass man Krisenbewä­ltigung besser machen muss, als das, was uns die Ampel-Regierung täglich vorführt. Der Stresstest, den die Ampel der Wirtschaft, dem Mittelstan­d und den Bürgern aufzwingt, ist für viele nicht mehr auszuhalte­n“, sagte Dobrindt unserer Redaktion. Er beschrieb die Union als „bürgerlich­es Kontrastpr­ogramm für eine linksgelbe Bundesregi­erung“. Man arbeite daran, dass die Zeit in der Opposition möglichst kurz sei.

Dorothee Bär, Unionsfrak­tionsvize im Bundestag, sparte nicht mit Lob: „Unser Ministerpr­äsident Markus Söder führt uns in Bayern damit sicher durch jetzige und kommende Herausford­erungen.“Bis Samstag tagen die Christsozi­alen in Augsburg, am zweiten Tag wird CDU-Chef Friedrich Merz zu Gast sein. Dann wird sich zeigen, wie viel Lob er für die kleine Schwester dabei hat.

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FOTO: DPA CDU-Chef Markus Söder beim Parteitag in Augsburg.

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