NRW hilft Steag mit 320 Millionen
Der Stromkonzern beantragt weitere KfW-Kreditlinien. Das Land bietet Garantien.
Der angeschlagene Energiekonzern Steag braucht weitere Hilfe des Staates. Er beantragt die Verlängerung der Laufzeit für die bestehende Kreditlinie bei der staatlichen Förderbank KfW, die sich auf 400 Millionen Euro beläuft, um sechs Monate. Ursprünglich war diese Linie, die zur Sicherung der Handelsgeschäfte dient, bis zum 31. Oktober befristet. Zudem soll sie um 400 Millionen Euro aufgestockt werden. Und als drittes beantragt das Unternehmen eine neue KfW-Kreditlinie im Volumen von 480 Millionen Euro, um Kohle für die ans Netz zurückgeholten Kraftwerke kaufen zu können. Das geht aus einer Unterlage an den Haushalts- und Finanzausschuss des Landtags hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Insgesamt beläuft sich die Staatshilfe via Kreditlinien damit auf 1,28 Milliarden Euro.
Bei der Absicherung ist erneut das Land NRW gefordert: Die erste Kreditlinie sichert es durch eine Garantie in Höhe von 140 Millionen Euro ab, wie bereits früher vereinbart. Für die Aufstockung sind es weitere 140 Millionen und für die neue Kreditlinie 40,3 Millionen: „Das Gesamtengagement des Landes Nordrhein-Westfalen bei Steag würde sich bei Übernahme der angetragenen Rückgarantien auf insgesamt 320,3 Millionen Euro erhöhen“, heißt es in der Vorlage.
Der fünftgrößte deutsche Stromkonzern ist erleichtert: „Wir begrüßen, dass die politischen Entscheidungsträger in NRW Steag dabei unterstützen, mit vier Steinkohlekraftwerken befristet an den Strommarkt zurückzukehren und damit einen Beitrag zur Sicherung der deutschen Energieversorgung zu leisten. Für die Anlagen muss nun Kohle beschafft werden. Für den Energiehandel sind Sicherheiten (Margins) zu hinterlegen“, sagte der Steag-Sprecher. Nach ursprünglichen Planungen wollte Steag ab November in Deutschland nur noch das Kohlekraftwerk Walsum 10 in Duisburg betreiben. Wegen der Energiekrise und auf Wunsch der Politik holt Steag nun vier Kraftwerke bis Ende März 2024 zurück ans Netz: Bergkamen in NRW, Bexbach, Weiher und Völklingen im Saarland, zudem läuft Herne 4 weiter. Insgesamt hat Steag in Deutschland damit 3,7 Gigawatt am Netz.
Durch die Energiekrise erlebt das angeschlagene Unternehmen einen neuen Frühling. Der ursprünglich geplante Abbau von 1000 Stellen soll daher gestreckt werden. Steag hat 6000 Beschäftigte, davon 1700 in NRW. Der Versorger gehört den Stadtwerken Duisburg, Dortmund, Essen, Bochum, Oberhausen und Dinslaken, die sich bei der Übernahme verzockten und die schwer an den Krediten für den Kauf tragen. Nun haben die Gesellschafter beschlossen, die Steag, die in einen grünen und schwarzen Teil separiert wird, als Ganzes zu verkaufen. Vor Jahren hatte der tschechische Versorger EPH schon einmal Interesse.