Fast doppelt so viele Unfalltote wie 2021
In diesem Jahr sind bereits so viele Menschen wie seit Jahren nicht auf den Straßen des Kreises Kleve gestorben. Auffällig: Zumeist sind es Autofahrer oder Beifahrer, die ums Leben kommen. Zuletzt sorgte ein Fall mit drei Toten, darunter zwei Kindern, für
KREIS KLEVE Die Anteilnahme ist riesig. An der Stelle, an der am Montagabend in Rheurdt bei einem schweren Unfall ein Familienvater und zwei Kinder ums Leben kamen, brennen zahlreiche Kerzen. Jemand hat einen weißen Teddybären dazugestellt. Immer wieder halten Menschen an der Stelle inne. Das Unglück hat alle erschüttert. Viele sind fassungslos. Der schreckliche Unfall ist der tragische Höhepunkt einer Entwicklung, die vielen in der Region Sorgen macht. In diesem Jahr sind auf den Straßen des Kreises Kleve bereits 22 Menschen ums Leben gekommen. Im vergangenen Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt elf Todesopfer, bis zum Jahresende erhöhte sich die Zahl dann auf 13.
Die schweren Unfälle häufen sich. Allein im Oktober ereigneten sich neben dem schlimmen Unglück in Rheurdt weitere tödliche Unfälle. In Wachtendonk starb am Freitag, 21. Oktober, eine 63-jährige Frau bei einem Unfall, einige Tage zuvor ein Radfahrer aus der Ukraine, der in Nieukerk von einem Porschefahrer erfasst wurde.
Hinzu kommen viele schwere Unfälle allein in dieser Woche: In Straelen wurde ein S-PedelecFahrer bei einem Zusammenstoß mit einem Lkw schwer verletzt, in Bedburg-Hau gab es fünf Verletzte, als ein Bagger mit einem Bus zusammenstieß, in Weeze gab es drei Schwerverletzte, nachdem jemand auf der B 9 wenden wollte.
Der starke Anstieg bei den tödlichen Unfällen kann auch nicht mehr auf den Corona-Lockdown zurückgeführt werden. Dadurch waren in den vergangenen beiden
Jahren weniger Autos auf den Straßen unterwegs, weil viele im Homeoffice arbeiteten. Aber 2019, also vor Corona, hatte es nur 15 Tote im Kreis Kleve gegeben. Der Sprung zu 22 tödlichen Unfällen in diesem Jahr ist gewaltig. In der Statistik muss die Polizei einige Jahre zurückgehen, bis so hohe Zahlen erreicht werden. 2016 hatte es 24 Tote gegeben, 2008 waren es 34 gewesen.
Auch die Polizei beobachtet die Entwicklung natürlich. „Schaut man sich die Hergänge der einzelnen tödlichen Verkehrsunfälle in diesem Jahr an, so lässt sich aus polizeilicher Sicht bislang keine auffällige Häufung von Unfallursachen ausmachen“, so die Kreispolizeibehörde Kleve auf Anfrage der Redaktion. Im Gegenteil seien die Ursachen mannigfaltig. „Darunter
finden sich Einflüsse wie nicht angepasste Geschwindigkeit, Vorfahrtsfehler und Fehler beim Überholen. In einigen Fällen sind Fahrzeugführende aus unklarer Ursache von der Fahrbahn abgekommen“, heißt es.
Auffälligkeiten ergeben sich eher bei den Unfallopfern: Im vergangenen Jahr waren von den 13 Unfalltoten acht Pedelec- oder Radfahrer. In diesem Jahr verunglückten bislang vor allem PkwFahrer oder Beifahrer tödlich. Insgesamt waren es zwölf. Zudem verloren im Jahr 2022 bisher fünf Biker bei vier Unfällen ihr Leben. Im vergangenen Jahr war gar kein Motorradfahrer unter den Unfalltoten gewesen.„Fest steht: Jeder Mensch, der im Straßenverkehr sein Leben verliert, ist einer zu viel. Das Führen eines Fahrzeuges
ist keine Nebensache, sondern benötigt die volle Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr, um geistesgegenwärtig reagieren zu können“, so die Kreispolizei. Die Polizei möchte alle Verkehrsteilnehmer
sensibilisieren, um Verkehrsunfälle zu verhindern: Aufmerksamkeit ja – Ablenkung nein.