Rheinische Post Emmerich-Rees

Fast doppelt so viele Unfalltote wie 2021

In diesem Jahr sind bereits so viele Menschen wie seit Jahren nicht auf den Straßen des Kreises Kleve gestorben. Auffällig: Zumeist sind es Autofahrer oder Beifahrer, die ums Leben kommen. Zuletzt sorgte ein Fall mit drei Toten, darunter zwei Kindern, für

- VON SEBASTIAN LATZEL

KREIS KLEVE Die Anteilnahm­e ist riesig. An der Stelle, an der am Montagaben­d in Rheurdt bei einem schweren Unfall ein Familienva­ter und zwei Kinder ums Leben kamen, brennen zahlreiche Kerzen. Jemand hat einen weißen Teddybären dazugestel­lt. Immer wieder halten Menschen an der Stelle inne. Das Unglück hat alle erschütter­t. Viele sind fassungslo­s. Der schrecklic­he Unfall ist der tragische Höhepunkt einer Entwicklun­g, die vielen in der Region Sorgen macht. In diesem Jahr sind auf den Straßen des Kreises Kleve bereits 22 Menschen ums Leben gekommen. Im vergangene­n Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt elf Todesopfer, bis zum Jahresende erhöhte sich die Zahl dann auf 13.

Die schweren Unfälle häufen sich. Allein im Oktober ereigneten sich neben dem schlimmen Unglück in Rheurdt weitere tödliche Unfälle. In Wachtendon­k starb am Freitag, 21. Oktober, eine 63-jährige Frau bei einem Unfall, einige Tage zuvor ein Radfahrer aus der Ukraine, der in Nieukerk von einem Porschefah­rer erfasst wurde.

Hinzu kommen viele schwere Unfälle allein in dieser Woche: In Straelen wurde ein S-PedelecFah­rer bei einem Zusammenst­oß mit einem Lkw schwer verletzt, in Bedburg-Hau gab es fünf Verletzte, als ein Bagger mit einem Bus zusammenst­ieß, in Weeze gab es drei Schwerverl­etzte, nachdem jemand auf der B 9 wenden wollte.

Der starke Anstieg bei den tödlichen Unfällen kann auch nicht mehr auf den Corona-Lockdown zurückgefü­hrt werden. Dadurch waren in den vergangene­n beiden

Jahren weniger Autos auf den Straßen unterwegs, weil viele im Homeoffice arbeiteten. Aber 2019, also vor Corona, hatte es nur 15 Tote im Kreis Kleve gegeben. Der Sprung zu 22 tödlichen Unfällen in diesem Jahr ist gewaltig. In der Statistik muss die Polizei einige Jahre zurückgehe­n, bis so hohe Zahlen erreicht werden. 2016 hatte es 24 Tote gegeben, 2008 waren es 34 gewesen.

Auch die Polizei beobachtet die Entwicklun­g natürlich. „Schaut man sich die Hergänge der einzelnen tödlichen Verkehrsun­fälle in diesem Jahr an, so lässt sich aus polizeilic­her Sicht bislang keine auffällige Häufung von Unfallursa­chen ausmachen“, so die Kreispoliz­eibehörde Kleve auf Anfrage der Redaktion. Im Gegenteil seien die Ursachen mannigfalt­ig. „Darunter

finden sich Einflüsse wie nicht angepasste Geschwindi­gkeit, Vorfahrtsf­ehler und Fehler beim Überholen. In einigen Fällen sind Fahrzeugfü­hrende aus unklarer Ursache von der Fahrbahn abgekommen“, heißt es.

Auffälligk­eiten ergeben sich eher bei den Unfallopfe­rn: Im vergangene­n Jahr waren von den 13 Unfalltote­n acht Pedelec- oder Radfahrer. In diesem Jahr verunglück­ten bislang vor allem PkwFahrer oder Beifahrer tödlich. Insgesamt waren es zwölf. Zudem verloren im Jahr 2022 bisher fünf Biker bei vier Unfällen ihr Leben. Im vergangene­n Jahr war gar kein Motorradfa­hrer unter den Unfalltote­n gewesen.„Fest steht: Jeder Mensch, der im Straßenver­kehr sein Leben verliert, ist einer zu viel. Das Führen eines Fahrzeuges

ist keine Nebensache, sondern benötigt die volle Aufmerksam­keit auf den Straßenver­kehr, um geistesgeg­enwärtig reagieren zu können“, so die Kreispoliz­ei. Die Polizei möchte alle Verkehrste­ilnehmer

sensibilis­ieren, um Verkehrsun­fälle zu verhindern: Aufmerksam­keit ja – Ablenkung nein.

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RP-FOTO: PRÜMEN Bereits einen Tag nach dem schrecklic­hen Unfall in Rheurdt ist die Anteilnahm­e groß. Zahlreiche Menschen zeigen ihre Betroffenh­eit, entzünden Kerzen und halten in stillem Gedenken vor Ort inne.
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einer Woche in Wachtendon­k zu beklagen.
FOTO: NOP Eine Tote und zwei Schwerverl­etzte waren vor einer Woche in Wachtendon­k zu beklagen.
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FOTO: FEUERWEHR Ende Juni kamen ein Motorradfa­hrer und seine Beifahreri­n in Goch ums Leben.
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ein Autofahrer bei einem Unfall auf dem Veenweg in Weeze.
FOTO: FEUERWEHR Im Februar starb ein Autofahrer bei einem Unfall auf dem Veenweg in Weeze.

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