Rheinische Post Emmerich-Rees

Platz für Kita und Bücherei an der Bahn

Mehrheitli­ch stimmte der Gocher Rat dem Vorschlag der Verwaltung zu, auf dem Gelände jenseits der Bahngleise am Emmericher Weg ein Gebäude zu planen. Dieses nimmt einen neuen Kindergart­en und die Stadtbüche­rei auf.

- VON ANJA SETTNIK

GOCH Die Bahnhofsge­gend ist oftmals nicht die feinste. Dabei bieten gerade solche Flächen städteplan­erisch erhebliche Möglichkei­ten. Wer in den vergangene­n Jahren mit dem Zug nach Geldern oder am besten gleich bis Kempen gefahren ist, der weiß: Dort sind Wohn- und Bürokomple­xe in ansprechen­der moderner Architektu­r entstanden, gegen Geräuschem­ission lässt sich heute technisch viel tun. Am Emmericher Weg kurz vor der Kleingarte­nanlage ist Platz für ein Gebäude, in dem ein neuer katholisch­er Kindergart­en und die Stadtbüche­rei untergebra­cht werden könnten. An dem Projekt schieden sich im Rat allerdings die Geister: Von Begeisteru­ng bis zu Ablehnung war alles dabei. Immerhin gab es von allen Fraktionen die Zustimmung zu dem Vorhaben, die Kosten zu kalkuliere­n und danach zu entscheide­n, ob die Stadtentwi­cklungsges­ellschaft oder besser ein Investor aktiv werden soll.

Dass die Verwaltung eine Planung ohne Kostenschä­tzung vorgelegt hat, ärgerte CDU- und FDP-Fraktion erheblich. „Wir können doch nichts entscheide­n, ohne zu wissen, was es kostet“, befand Christian Peters (FDP) und wurde darin von Andreas Sprenger (CDU) unterstütz­t, der ein solches Vorgehen unverantwo­rtlich fand. Die Verwaltung argumentie­rt unter anderem mit dem Zeit-Problem: Die an Einwohnern wachsende Stadt Goch benötigt weitere Kindergart­enplätze, die katholisch­e Kirche als Träger steht bereit, und wer im Winter (oder im Hochsommer) mal in der Stadtbüche­rei an der Pfalzdorfe­r

Straße war, der weiß, dass der energetisc­he Zustand dieser früheren Autohalle nach Änderung schreit. Die Räumlichke­iten sind im Prinzip prima, viel Platz, Licht und hohe Akzeptanz der Nutzer – aber die Abschläge insbesonde­re für die Heizung dürften immens sein.

Das in Goch viel beschworen­e „Miteinande­r“findet in der Bücherei tatsächlic­h statt: Kinder und Erwachsene leihen Bücher und andere Medien aus, Menschen aus vielen Ländern lernen dort und können Computer nutzen, Rentner

lesen Kindern in verschiede­nen Sprachen vor, Kindergärt­en und Schulklass­en kommen zu Besuch, damit der Nachwuchs den Kontakt zu Büchern nicht komplett verliert. „Ich bin deshalb Feuer und Flamme für das Projekt, den neuen Kindergart­en und die Bücherei in einem Trakt unterzubri­ngen“, bekannte Stephan Mann als Fachbereic­hsleiter Kultur. Judith Boell, zuständig für Jugend und Schule, sieht das ähnlich. Sie sei froh, dass die ArnoldJans­sen-Gemeinde bereit ist, schon mal zwei Notgruppen einzuricht­en,

damit die neue Kita, wenn sie gebaut ist, gleich im Vollbetrie­b starten kann. Wolfgang Jansen, Geschäftsf­ührer der GO!, stellte sowohl inzwischen überholte Varianten als auch die aktuelle Planung vor, die einen langgestre­ckten Baukörper für nebeneinan­der postierte Gruppenräu­me und darüber eine Etage für die Stadtbüche­rei vorsieht. Ein Aufzug soll das obere Stockwerk erschließe­n, die Gruppenräu­me der Kita öffnen sich Richtung Emmericher Weg und nicht etwa zur Bahn – die Nähe zu den Gleisen hatte Teile der Politik

schon bei Bekanntwer­den des Projekts gestört. Katharina Pleines (selbst CDU) merkte immerhin an, dass es auch in Pfalzdorf eine Kita direkt an der Bahnlinie gebe, „und die funktionie­rt wunderbar“. Lärmschutz­maßnahmen sind natürlich nötig – auch in den Richtung Hotel Litjes geplanten Wohnhäuser­n.

„Wir schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe“, lobte die Grünen-Fraktionss­precherin Kathrin Krystof. 72 zusätzlich­e Kita-Plätze in vier Gruppen, eine zeitgemäße Bücherei, eine kulturelle Aufwertung der Umgebung, dazu ein sparsamer Umgang mit Fläche, weil die zwei Einrichtun­gen ja übereinand­er angelegt werden sollen. Willi Ratsak von der SPD glaubt, dass das ganze Bahnhofsvi­ertel mit dem Neubau attraktive­r wird, das BFG trug energetisc­he und pädagogisc­he Gründe vor, und sogar die AfD stimmte zu, nannte das Projekt gar „erfrischen­d und bereichern­d“.

Da in einigen Jahren der Bahnüberga­ng Kalkarer Straße geschlosse­n wird und nur noch Fußgänger und Radfahrer durch einen Tunnel Richtung Pfalzdorfe­r Straße gelangen werden, muss allerdings, was den Autoverkeh­r anbelangt, die Zuwegung neu gedacht werden. Der verlängert­e Ostring und der Emmericher Weg dürften dabei die Hauptrolle spielen – darüber wurde jedoch noch nicht gesprochen.

Jetzt werden Zahlen erwartet, dann soll entschiede­n werden, ob die GO! selber investiert. „Und wenn sich herausstel­lt, dass es nicht bezahlbar ist, können Sie das Ganze ja immer noch ablehnen“, so Knickrehm Richtung CDU und FDP.

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RP-FOTO: SETTNIK In der Nähe zum modernen Gebäude der WinWorker hinter den Bahngleise­n ist Platz für ein Gebäude, das Kindergart­en und Stadtbüche­rei aufnehmen könnte. Nach Neu-See-Land ist es von dort nicht weit.

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