Herongens alte Kirche soll „im Dorf bleiben“
In der Bürgerhalle diskutierten rund 50 Heronger, was in der Zukunft mit dem Gotteshaus geschehen soll. Das zuständige Bistum dreht den Geldhahn zu. Ein Förderverein ist geplant.
HERONGEN Zwei katholische Kirchen stehen im Ortskern von Herongen einander gleich schräg gegenüber: die alte und die neue St.-AmandusKirche. An dem neueren Gebäude sind inzwischen umfangreiche Sanierungsarbeiten fällig. Stephan Nellesen, der Leiter der Zentralrendantur Goch/Geldern, beziffert die Kosten auf rund 800.000 Euro. Geld, das beim Bistum Münster für das Jahr 2024 im Budget steht. Es zahlt aber nur, wenn, so Nellesen, „eine Lösung für die alte Kirche“gefunden wird. Das heißt: Die alte St.-Amandus-Kirche darf das Bistum künftig nichts mehr kosten. Rund 50 Heronger diskutierten in der Bürgerhalle am Mittwochabend über die Zukunft des denkmalgeschützten Sakralbaus.
Über eines war sich die Versammlung schnell einig. Die Kirche soll „im Dorf bleiben“. „Bevor sie an einen fremden Dritten verkauft wird, hat die örtliche Gemeinschaft Vorrang“, betonte Hans-Josef Aengenendt, Mitglied im Kirchenvorstand von St. Marien Wachtendonk-Wankum-Herongen.
3836 Quadratmeter Fläche haben die Gebäude der Kirchengemeinde St. Marien insgesamt. Sollte der Trend sinkender Mitgliederzahlen – in den vergangenen zehn Jahren verließen 1000 Gläubige St. Marien – und damit schrumpfender Schlüsselzuweisungen aus Münster anhalten, dann dürften laut Nellesen in 20 Jahren nur noch 2608 Quadratmeter von der Gemeinde zu nutzen sein. Momentan stehen laut Bistum die 196 Quadratmeter der alten Amandus-Kirche zur Disposition. Doch Nellesen ist klar, dass man sich künftig auch um andere Immobilien der Kirchengemeinde Gedanken machen muss.
Am Mittwoch kreisten die Gedanken jedoch um die alte Kirche. Die Pfarrgemeinde hatte im Vorfeld um
Ideen und Vorschläge gebeten. Peter Heykamps stellte den, wie er formulierte, „Ideenansatz“eines Freundeskreises vor. Die zwei Modelle folgen der Grundüberlegung, dass die Kirche für die Öffentlichkeit frei zugänglich bleiben soll. Im ersten Modell bleibt die Kirchengemeinde Eigentümer, ein Förderverein unterhält die Kirche. Der Verein müsste dann zum Beispiel keine Grundsteuer und Versicherung zahlen, wohl aber Gas und Strom für wohl mehr als 6000 Euro im Jahr und, bei einer Dorfkernerneuerung, eventuell Anliegerkosten. Mögliche Veranstaltungen könnten Weinabende an der Kirche, ein Weihnachtsmarkt, kleine Ausstellungen und Platzkonzerte sein. Beim zweiten Modell
erwirbt der Förderverein die Kirche zu einem, so Nellesen, symbolischen Preis von einem Euro, das Grundstück bleibt in Kirchenbesitz. Zu den genannten Nutzungen wären zusätzlich zum Beispiel standesamtliche Trauungen denkbar.
Mit der Stadt Straelen hat laut Aengenendt die Kirchengemeinde über die Übernahme des Gebäudes
gesprochen. Es kam zu einer Besichtigung und zur Ablehnung der Anfrage aus Herongen.
„Wir müssen einen Förderverein gründen“, äußerte sich die Ortsvorsteherin Annemarie Fleuth ebenso wie andere Besucher. Sie sei fassungslos „über den Umgang des Bistums mit uns“. Eine Bürgerin plädierte dafür, es mit dem Förderverein
zu versuchen und in den nächsten Jahren auszuprobieren, ob die Heronger, mit Unterstützung der Kirchengemeinde, das Projekt gestemmt bekommen.
Heykamps stellte fest, dass die Mehrheit das Modell eins favorisiere. Er fragte in die Runde, wer sich denn in einem Förderverein engagieren möchte. Einige Finger gingen in die Höhe. „Wir brauchen einen Antrag vom Förderverein an den Kirchenvorstand“, nannte Thomas Aengenendt vom Kirchenvorstand als nächsten Schritt.