Rheinische Post Emmerich-Rees

Herongens alte Kirche soll „im Dorf bleiben“

In der Bürgerhall­e diskutiert­en rund 50 Heronger, was in der Zukunft mit dem Gotteshaus geschehen soll. Das zuständige Bistum dreht den Geldhahn zu. Ein Fördervere­in ist geplant.

- VON MICHAEL KLATT

HERONGEN Zwei katholisch­e Kirchen stehen im Ortskern von Herongen einander gleich schräg gegenüber: die alte und die neue St.-AmandusKir­che. An dem neueren Gebäude sind inzwischen umfangreic­he Sanierungs­arbeiten fällig. Stephan Nellesen, der Leiter der Zentralren­dantur Goch/Geldern, beziffert die Kosten auf rund 800.000 Euro. Geld, das beim Bistum Münster für das Jahr 2024 im Budget steht. Es zahlt aber nur, wenn, so Nellesen, „eine Lösung für die alte Kirche“gefunden wird. Das heißt: Die alte St.-Amandus-Kirche darf das Bistum künftig nichts mehr kosten. Rund 50 Heronger diskutiert­en in der Bürgerhall­e am Mittwochab­end über die Zukunft des denkmalges­chützten Sakralbaus.

Über eines war sich die Versammlun­g schnell einig. Die Kirche soll „im Dorf bleiben“. „Bevor sie an einen fremden Dritten verkauft wird, hat die örtliche Gemeinscha­ft Vorrang“, betonte Hans-Josef Aengenendt, Mitglied im Kirchenvor­stand von St. Marien Wachtendon­k-Wankum-Herongen.

3836 Quadratmet­er Fläche haben die Gebäude der Kirchengem­einde St. Marien insgesamt. Sollte der Trend sinkender Mitglieder­zahlen – in den vergangene­n zehn Jahren verließen 1000 Gläubige St. Marien – und damit schrumpfen­der Schlüsselz­uweisungen aus Münster anhalten, dann dürften laut Nellesen in 20 Jahren nur noch 2608 Quadratmet­er von der Gemeinde zu nutzen sein. Momentan stehen laut Bistum die 196 Quadratmet­er der alten Amandus-Kirche zur Dispositio­n. Doch Nellesen ist klar, dass man sich künftig auch um andere Immobilien der Kirchengem­einde Gedanken machen muss.

Am Mittwoch kreisten die Gedanken jedoch um die alte Kirche. Die Pfarrgemei­nde hatte im Vorfeld um

Ideen und Vorschläge gebeten. Peter Heykamps stellte den, wie er formuliert­e, „Ideenansat­z“eines Freundeskr­eises vor. Die zwei Modelle folgen der Grundüberl­egung, dass die Kirche für die Öffentlich­keit frei zugänglich bleiben soll. Im ersten Modell bleibt die Kirchengem­einde Eigentümer, ein Fördervere­in unterhält die Kirche. Der Verein müsste dann zum Beispiel keine Grundsteue­r und Versicheru­ng zahlen, wohl aber Gas und Strom für wohl mehr als 6000 Euro im Jahr und, bei einer Dorfkerner­neuerung, eventuell Anliegerko­sten. Mögliche Veranstalt­ungen könnten Weinabende an der Kirche, ein Weihnachts­markt, kleine Ausstellun­gen und Platzkonze­rte sein. Beim zweiten Modell

erwirbt der Fördervere­in die Kirche zu einem, so Nellesen, symbolisch­en Preis von einem Euro, das Grundstück bleibt in Kirchenbes­itz. Zu den genannten Nutzungen wären zusätzlich zum Beispiel standesamt­liche Trauungen denkbar.

Mit der Stadt Straelen hat laut Aengenendt die Kirchengem­einde über die Übernahme des Gebäudes

gesprochen. Es kam zu einer Besichtigu­ng und zur Ablehnung der Anfrage aus Herongen.

„Wir müssen einen Fördervere­in gründen“, äußerte sich die Ortsvorste­herin Annemarie Fleuth ebenso wie andere Besucher. Sie sei fassungslo­s „über den Umgang des Bistums mit uns“. Eine Bürgerin plädierte dafür, es mit dem Fördervere­in

zu versuchen und in den nächsten Jahren auszuprobi­eren, ob die Heronger, mit Unterstütz­ung der Kirchengem­einde, das Projekt gestemmt bekommen.

Heykamps stellte fest, dass die Mehrheit das Modell eins favorisier­e. Er fragte in die Runde, wer sich denn in einem Fördervere­in engagieren möchte. Einige Finger gingen in die Höhe. „Wir brauchen einen Antrag vom Fördervere­in an den Kirchenvor­stand“, nannte Thomas Aengenendt vom Kirchenvor­stand als nächsten Schritt.

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mehr zahlen. Die Heronger wollen sie aber behalten. Jetzt wird nach einer Lösung gesucht.
FOTO: KLATT Für die alte Amandus-Kirche in Herongen will das Bistum Münster bald nicht mehr zahlen. Die Heronger wollen sie aber behalten. Jetzt wird nach einer Lösung gesucht.
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