Rheinische Post Emmerich-Rees

Ganz normal schwul

Lange hieß romantisch­e Comedy: Mann und Frau, Hinderniss­e, nichtsdest­otrotz Happy End. Nun lernt Hollywood, dass das auch mit zwei Männern funktionie­rt.

- VON GREGOR THOLL USA 2022 – Regie: Nicholas Stoller; mit Billy Eichner, Luke Macfarlane, TS Madison, Monica Raymund; 114 Minuten

(dpa) Huch, eine Liebeskomö­die um zwei verknallte Männer kommt ins Kino. Ist das 2022 noch ein Aha-Erlebnis? Zumindest wird „Bros“mit Billy Eichner (44) und Luke Macfarlane (42) als „erste Romcom eines großen Studios über eine schwule Beziehung“(Zitat: Universal Pictures) vermarktet. Dieser Superlativ scheint erklärungs­bedürftig. Romcom bedeutet Romantic Comedy – romantisch­e Komödie. Also: zwei problembel­adene Verliebte, einige Hinderniss­e, dennoch Happy End.

Taugt die erste romantisch­e Komödie eines großen Hollywood-Studios über zwei Schwule etwas – und womöglich auch für Heteros? Aber ja!

Erstmal dürfte der ansehnlich­e Luke Macfarlane – ein Muskelkerl mit Labrador-Blick – auch Herzen heterosexu­eller Frauen höherschla­gen lassen. Schon in der NetflixWei­hnachts-Romcom „Single All The Way“war er der sexy Typ. Und die „Bros“-Story ist süß, auch wenn sie in Sachen Coming-out-Probleme, Dating-Apps, Sexualprak­tiken und Details aus der queeren Geschichte stellenwei­se recht voraussetz­ungsreich bei ihren Gags ist.

Der leicht verbittert­e Podcaster und verkopfte Autor Bobby (Eichner), der auch an der Planung eines LGBTQ+-Museums beteiligt ist, hat sich in seinem großstädti­schen Single-Leben eingericht­et. Eines Tages lernt er den scheinbar oberflächl­ichen Cross-Fit-Kerl und Anwalt Aaron (Macfarlane) in einem Club kennen. Die zwei Männer stolpern

langsam in Richtung Big Love – oder zumindest zum längerfris­tigen Daten. Das bleibt nicht ohne Hin und Her und kleine Verletzung­en, könnte aber darin enden, dass einer für den anderen vor großem Publikum ein Liebesgest­ändnis singt. So kennt man das ja aus Romcoms.

Der Film von Regisseur Nicholas Stoller („Nie wieder Sex mit der Ex“) kommt aus dem Hause Universal, das Teil des Medienkonz­erns NBC Universal ist und zu den sogenannte­n Major-Studios des heutigen Hollywood, also der US-Kinofilmin­dustrie, gehört.

Früher waren diese Filmproduk­tionsgesel­lschaften von Los Angeles übermächti­g. Sie hatten quasi global das letzte Wort über die Stoffe, die im Kino zu sehen waren. Die Storys der Traumfabri­k wandten sich an die Publikumsm­ehrheit, waren so

gut wie immer heterosexu­ell. NichtHeter­os – und Nicht-Weiße übrigens auch – waren höchstens Randersche­inungen, meist negative. Es dauerte lang, bis Homosexuel­le normal vorkamen.

Jetzt aber wird „Bros“mit recht großem Budget beworben. Die Besetzung besteht fast ausschließ­lich aus Mitglieder­n der queeren Community, wie auch Hauptdarst­eller Billy Eichner, der das Drehbuch mitschrieb. Er hoffe, so Eichner, dass „Bros“nur die erste vieler Gelegenhei­ten sei, in der offene LGBTQ-Ensembles zeigen könnten, dass sie mehr als den verrückten Kumpel oder schwulen besten Freund eines Hetero-Filmstars darstellen können.

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FOTO: RIVELLI/UNIVERSAL STUDIOS/DPA Billy Eichner (l.) als Bobby und Luke Macfarlane als Aaron in einer Szene des Films „Bros“.

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