Essen und Liebe statt Krankheiten und Krieg
Die Xantenerin Ingrid Kühne wechselte die Rheinseite und gastierte mit „Von Liebe allein wird auch keiner satt“im fast ausverkauften Bürgerhaus.
REES „Volle Hütte!“freute sich Ingrid Kühne über die fast 500 Besucherinnen und Besucher im Reeser Bürgerhaus und orakelte: „Nächste Tage haben wir alle ´ne rote CoronaApp.“Am Ende des höchst amüsanten Abends war sich die Xantenerin allerdings sicher: „Wir bleiben alle gesund, keiner hat sich angesteckt, denn wer Corona hat, ist gar nicht erst gekommen.“
Man müsse einfach mal wieder zum normalen Leben übergehen und gerade in düsteren Zeiten sehr viel lachen. „Ein Kind lacht 400-mal am Tag, ein Erwachsener nur 15-mal, das ist eindeutig zu wenig“, betonte Ingrid Kühne und gab zum Auftakt die Marschrichtung vor: „Wir wollen heute zwei Stunden nicht über Krankheiten und Krieg reden.“Stattdessen drehte sich ihr Programm „Von Liebe allein wird auch keiner satt“ums Essen und um die Liebe. „Das sind auch die zentralen Themen in meinem Leben, genau in dieser Reihenfolge“, gestand Ingrid
Kühne, die stolz darauf hinwies, seit ihrem letzten Auftritt in Rees fünf Kilogramm abgenommen zu haben – was ihr Ehemann Ralf aber wohl nur mit den Worten quittierte: „Wenn Du fünf Kilo abnimmst, ist das, als wenn ein 40-Tonner die Zierleiste verliert.“Egal: Schon Oma wusste, dass die „gute Butter“jedes Gericht noch viel leckerer macht, und sich „abwechslungsreich“zu ernähren, ist gar nicht so schwer, weil Milka ja 20 verschiedene Sorten hat.
„Der größte Schatz für einen Mann ist eine Frau, die kochen kann“, wusste Ingrid Kühne, die ausführlich vom letzten Besuch im Küchenstudio mit allzu modernen Herden berichtete und aus tiefstem Herzen die jungen Männer von heute beneidet, die von ihren Liebsten nix Anständiges mehr auf den Tisch bekommen: „Früher konnten junge Frauen kochen wie ihre Mütter, heute können sie saufen wie ihre Väter.“
Zum Schreien komisch waren die detailverliebten Schilderungen von Ingrid Kühnes traumatischen Aufenthalten in diversen Umkleidekabinen.
Mal nervt die die schlanke Schickse aus der Nachbarkabine („Wer Größe 34 trägt, braucht keinen Vorhang vor der Kabine“), mal lädt die übersichtlich eingerichtete Umkleidekabine im Hallenbad zu sportlichen Verrenkungen ein, die triefend nass gleich doppelt so viel Freude bereiten.
Nach der Pause war zunächst die Darmspiegelung das bestimmende Thema. Zwar hatte Gatte Ralf davor gewarnt, derart unter die Gürtellinie zu gehen, aber es hob erkennbar die Stimmung im Saal. Sich mal auf „die inneren Werte“zu besinnen, sei gar nicht so schlimm, wenn man nur vorher nicht „diese eklige Pampe saufen“müsste. Mit entsprechenden Nebenwirkungen: „Ein Bekannter meckerte, dass er davon die ganze Nacht Durchfall hatte“, sagte Ingrid Kühne und stellte fest, dass die menschliche Blödheit keine Grenzen kennt.
Wer nach den ersten drei Vierteln des Abends das Gefühl hatte, dass Ingrid Kühne diesmal viel zu wenig von zu Hause erzählt, kam beim großen Finale auf seine Kosten: Wenn sie ihrem Ralf das Knie oder den Rücken mit Salbe einreiben muss, ihr Mutterherz blutet, weil Sohn Sven weggezogen ist (wenn auch nur ins Vorderhaus), oder wenn sie einmal jährlich beim Amt einen Nachweis erbringen muss, dass ihre betagte Mutter noch lebt, damit sie die ihr zustehende Mini-Witwenrente aus der Schweiz überwiesen bekommt.
Mit einer kurzen Lesung aus ihrem neuen Buch („Ich mache keine Werbung dafür und sage auch nicht, dass bald Weihnachten ist“) gab Ingrid Kühne in der Zugabe zum Besten, was ihr bei Auftritten „vor, auf und hinter der Bühne“schon alles widerfahren ist. So etwa zeitintensive Fotoaufnahmen mit Fans, für die das eigene Handy ein Buch mit sieben Siegeln ist. Natürlich nahm sich Ingrid Kühne hinterher auch in Rees die Zeit für Autogramme und Selfies, nutzte den Kontakt mit dem Publikum aber auch zum Sammeln von Spenden: „Ich möchte eine Stiftung gründen, die unbürokratisch ein bisschen helfen kann“, erklärte Ingrid Kühne und nannte als Beispiel den Hinweis einer befreundeten Lehrerin, dass einzelne Kinder mit einer Plastiktüte statt mit einem Tornister in die Schule kommen, weil sich die Eltern nichts anders leisten können oder wollen.