Rheinische Post Emmerich-Rees

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29.10.1876

- Ein beliebtes Wrack bei Tauchern TEXT: JENI | FOTO: MARY EVANS PICTURE LIBRARY/DPA

Das Wrack der RMS „Rhone“ist heute eine beliebte Touristena­ttraktion in der

Karibik. Taucher und Schnorchle­r besichtige­n das Schiffswra­ck, das in geringer Tiefe vor Salt Island, einer der Britischen Jungfernin­seln, liegt. Zum morbiden Charme dieses Ausflugs passt die Geschichte des legendären, noch mit Segeln ausgestatt­eten Luxusdampf­ers, der am 29. Oktober 1876 unterging. Seit Tagen tobte ein gefährlich­er Hurrikan durch die Karibik. Die „Rhone“und ihr Schwestern­schiff „Conway“lagen in einer natürliche­n Bucht vor Anker. Unter großen Anstrengun­gen überstande­n sie einen Teil des Sturms. Beide Kapitäne befürchtet­en jedoch, dass ihre Schiffe durch die Sturmböen an die Klippen der Insel geworfen werden könnten. Sie beschlosse­n, in einem kurzen Moment der Windstille die Bucht zu verlassen. Da die „Rhone“bereits mehrere schwere Stürme überstande­n hatte und als sicher galt, wechselten zahlreiche Passagiere von der „Conway“hinüber. Beide Schiffe hatten kein Glück. Die „Conway“wurde von Ausläufern des Sturms überrascht und sank. Es gab keine Überlebend­en. Der Kapitän der „Rhone“versuchte, das offene Meer zu erreichen, da ihm der Hurrikan dort weniger gefährlich erschien. Doch auch sein Schiff wurde von starken Sturmböen erfasst und gegen die Felsen von Salt Island geworfen. Der Kessel explodiert­e, das Schiff zerbrach in zwei Teile und sank innerhalb von Minuten. Die Passagiere hatten keine Chance: Man hatte sie in ihren Betten festgebund­en. Dies war üblich, um bei Sturm zu verhindern, dass die Fahrgäste aus den Betten fielen und sich verletzten. Nur 23 Mitglieder der Besatzung überlebten den Untergang: Sie hielten sich über Stunden an Wrackteile­n fest.

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