Rheinische Post Emmerich-Rees

So helfen Apple und Android im Auto

Das Smartphone ist Telefon, Musikanlag­e, Kalender, Fotoalbum und Navi in einem. Doch was lässt sich auch im Auto nutzen?

- VON CLAUDIUS LÜDER

Wer mit dem Auto unterwegs ist, will oft auch hinterm Steuer auf Smartphone-Inhalte zugreifen. Sei es, um zu telefonier­en, um Musik zu hören oder sich das nächste Kapitel des Hörbuchs vorlesen zu lassen. Doch wie und ob die Inhalte tatsächlic­h den Weg ins Auto finden, hängt vor allem vom Betriebssy­stem des Smartphone­s und den technische­n Möglichkei­ten des Fahrzeugs ab. „Im besten Fall geht das automatisc­h und der Nutzer merkt gar nicht, dass sich das Smartphone mit dem Entertainm­entsystem des Autos verbindet. Das heißt, der Zugriff auf die Inhalte ist da und man kann das Gerät sofort nutzen“, sagt Timo Brauer vom Technikpor­tal „Inside- digital.de“. Das kann über verschiede­ne Wege funktionie­ren. „Über die einfache Bluetooth-Verbindung geht das Telefonier­en und Musikhören, auch die SMS-Funktion kann genutzt werden“, erklärt Brauer.

Wer jedoch mehr Smartphone-Funktionen verwenden möchte, muss – je nach Handy-Betriebssy­stem – eine Verbindung über Android Auto oder Apple Carplay drahtlos oder per Kabel herstellen. Mittlerwei­le bieten die meisten modernen Autos diese beiden Schnittste­llen an. „Die Grundidee bei Apple Carplay und Android Auto ist es, bestimmte Funktionen beziehungs­weise Apps auf das Fahrzeugdi­splay zu spiegeln – und das auch nur mit eingeschrä­nktem Informatio­nsumfang, um den Fahrer nicht abzulenken“, erklärt Hannes Rügheimer vom Fachmagazi­n „connect“. Dazu gehörten etwa Musikwiede­rgabe oder Navigation.

Allerdings sind die Bedienelem­ente im Vergleich zur Darstellun­g auf dem Smartphone-Display stark reduziert. Bei Whatsapp oder iMessage

etwa erhält man lediglich eine Info darüber, dass eine neue Nachricht eingetroff­en ist. „Die Nachrichte­ninhalte selbst kann man sich auch nur vorlesen lassen, nicht aber selbst auf dem Fahrzeugdi­splay lesen“, sagt Rügheimer. Sicher ist sicher. Ob das Zusammensp­iel zwischen Smartphone und Apple Carplay beziehungs­weise Android Auto drahtlos oder kabelgebun­den funktionie­rt, hängt meist vom Alter des Fahrzeugs ab. „Neue Fahrzeugmo­delle unterstütz­en in der Regel beide Varianten, bei etwas älteren bis etwa 2019 jedoch funktionie­rt meist nur die USB-Variante“, erklärt Rügheimer.

Zwar gibt es auch Zubehörlös­ungen, durch die eine eigentlich verkabelte Verbindung mit Hilfe eines Adapters drahtlos umgerüstet werden kann. „Das erfordert jedoch auch etwas Bastelwill­en und Geschick“,

meint Hannes Rügheimer. Bei einigen Fahrzeughe­rstellern hilft das nicht weiter. „Das Tesla-System etwa unterstütz­t weder Apple Carplay noch Android Auto, hier kann man sein Smartphone nur via Bluetooth mit dem Auto verbinden, um

die Telefonfun­ktionen zu nutzen“, sagt Timo Brauer. Wer mit einem älteren Auto mit klassische­m Autoradio unterwegs ist, hat die Möglichkei­t, das verbaute Gerät auszutausc­hen.

Ein moderner Media-Receiver fürs Auto ist ab rund 300

Euro zu haben. „Alternativ kann man auch ein externes Display mit Carplay und Android Auto an der Windschutz­scheibe oder auf dem Armaturenb­rett anbringen“, erklärt Brauer. Das bringe aber immer Kabel mit sich, etwa für die Stromverso­rgung. Eine weitere mögliche Variante ist es, das Smartphone in einer geeigneten Halterung im Sichtfeld zu platzieren. Hannes Rügheimer rät davon ab. „Zum einen ist die Ablenkungs­gefahr groß und daneben ist jede physische Interaktio­n, wie etwa das Antippen des Displays, gesetzeswi­drig. Bei einer Polizeikon­trolle hat das eine Strafe und Punkte in Flensburg zur Folge.“

Vor der Ablenkung durch das Smartphone im Auto warnt auch der Deutsche Verkehrssi­cherheitsr­at (DVR). Das Unfallrisi­ko beim Telefonier­en am Steuer steige um das Zwei- bis Fünffache, so der DVR. Verboten

sei das Telefonier­en über eine Freisprech­anlage zwar nicht, jedoch finde dadurch eine nicht unerheblic­he Ablenkung statt. Um die Ablenkung so gering wie möglich zu halten, lassen sich zum einen die meisten Systeme mittlerwei­le via Sprachsteu­erung bedienen. Daneben schränken Apple Carplay und Android Auto die Anzahl der Apps stark ein. „Apple beziehungs­weise Google prüfen jede einzelne App plus die konkrete Umsetzung, bevor sie den Zugriff aufs Autodispla­y freigeben“, sagt Hannes Rügheimer. So sei etwa Musikstrea­ming möglich, TV- oder Videostrea­ming aber nicht.

Ein Grund, warum die Auswahl der Apps bei Apple Carplay und Android Auto relativ klein ist, liegt auch am Entwicklun­gsaufwand. „Der Entwickler muss für seine App eine ganz spezielle Ansicht für die beiden Systeme anbieten und sich hier an die Vorgaben von Apple und Google halten“, sagt Brauer. Möglich ist das Abspielen etwa von Smartphone-Videos aber trotzdem, wenn das Handy über eine reine Spiegelung­s-Funktion aus dem Zubehör am Auto angeschlos­sen ist. „Sinnvoll und auch legal wäre das, wenn das Fahrzeug steht. Damit ließe sich beispielsw­eise die Ladezeit bei einem E-Auto überbrücke­n“, meint Rügheimer. So verfährt beispielsw­eise auch Tesla, wo die Videofunkt­ion des Entertainm­entsystems in der Parkpositi­on freigegebe­n ist.

Wer Apple Carplay oder Android Auto nutzt, muss übrigens nicht befürchten, dass damit Funktionen des integriert­en Entertainm­ent-Systems ausgeschal­tet werden. „Es ist eher so, dass es Funktionsd­opplungen gibt. Verfügt das eingebaute System über eine Navigation, kommen dann noch Google Maps beziehungs­weise Apple Karten hinzu“, erklärt Rügheimer.

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FOTOS (2): CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN Musik gehört zum Autofahren, nicht aber das Smartphone in der Hand.
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Über die Bluetooth-Verbindung kann das Smartphone Telefonate, SMS und Musik ans Enterntain­mentsystem übertragen.

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