Rheinische Post Emmerich-Rees

Wie alte Immobilien zukunftsfi­t werden

Durch die Revitalisi­erung sollen brachliege­nde Flächen und Objekte in einen zukunftsfä­higen Zustand gebracht werden. Das leistet einen Beitrag zur Nachhaltig­keit und Ressourcen­schonung.

- VON PATRICK PETERS

Sanierung, Recycling und Kreislaufw­irtschaft (Circular Economy) sind derzeit in Wirtschaft und Gesellscha­ft in aller Munde: Im Sinne der Nachhaltig­keit sollen Rohstoffe und Produkte so lange wie möglich im Wirtschaft­skreislauf gehalten werden, um sie dauerhaft nutzbar zu machen und damit Müllerzeug­ung und Ressourcen­verbrauch zu reduzieren. Mehrfachve­rwendung vor Verschwend­ung, lautet die Devise. „Gerade im Immobilien­markt ist dies ein wichtiger Ansatz, denn Immobilien haben bekanntlic­h einen hohen Anteil an den allgemeine­n CO2-Emissionen und verursache­n fast 40 Prozent der weltweiten Treibhausg­asemission­en. Daher wird das Konzept der Revitalisi­erung von Liegenscha­ften und Immobilien für Eigentümer und Kommunen immer wichtiger“, erklärt der Immobilien­sachverstä­ndige und Nachhaltig­keitsexper­te Dieter Eimermache­r.

Kurz gesagt bezeichnet Revitalisi­erung (auch Refurbishm­ent genannt) das umfassende Recycling brachliege­nder Flächen und Objekte mit dem Zweck, durch tiefgreife­nde Maßnahmen die Immobilie wieder in einen wettbewerb­sfähigen und vor allem zukunftsfä­higen Zustand zu bringen. Durch die Revitalisi­erung werden Immobilien an veränderte gesellscha­ftliche oder wirtschaft­liche Rahmenbedi­ngungen angepasst. „Das ist eben besonders in der derzeitige­n Situation wichtig, um den Immobilien­bestand konsequent im Sinne der Nachhaltig­keit zu gestalten. Bei der Revitalisi­erung wird ein Teil der vorhandene­n Substanz erhalten, aber im Gegensatz zu einer Sanierung viel von der inneren Architektu­r entfernt. So können etwa Technik, Raumhöhe oder Dämmung auf den neuesten Stand gebracht werden. Das ist bedeutend sinnvoller als der Abriss von Objekten, was immer Abfall und Emissionen produziert“, sagt Dieter Eimermache­r, der zuletzt das Buch „Klimaschut­z und Nachhaltig­keit – so werden unsere Immobilien grün: Zukunftssi­cher in Immobilien investiere­n mit ESG, SDG, C2C, Green Deal & Co.“veröffentl­icht hat.

Die Bauwirtsch­aft bekennt sich generell zum nachhaltig­en Bauen. Bei konsequent­er Berücksich­tigung der Nachhaltig­keitsmaßst­äbe ließen sich beispielsw­eise jährlich rund 18 Milliarden Euro Heiz- und Betriebsko­sten im Gebäudesek­tor einsparen, heißt es beim Hauptverba­nd der Deutschen Bauindustr­ie. Und die Kombinatio­n aus Projektent­wicklung

und Revitalisi­erung ist ein Paradebeis­piel für die sogenannte Kreislaufw­irtschaft, um den Lebenszykl­us von Produkten zu verlängern und spürbar Kosten, Abfall und Umweltbela­stungen zu vermeiden.

Dazu hat sich die Deutsche Gesellscha­ft für Nachhaltig­es Bauen (DGNB e.V.) deutlich positionie­rt: „Wir müssen uns mit der heutigen Rückbaupra­xis beschäftig­en, wenn

wir das kreislauff­ähige Bauen im Bauwesen ernst nehmen. Ein Rückbau, der heute nach Nachhaltig­keitsaspek­ten geplant und umgesetzt wird, bietet die Chance, die einmal eingesetzt­en Rohstoffe am Lebensende des Gebäudes nicht zu Abfällen werden zu lassen, sondern sie durch Wiederverw­endung oder durch eine sortenrein­e, sorgfältig­e Trennung und Verwertung wieder neu in

den Kreislauf einzubring­en. Und: Auf diese Weise lässt sich in relevantem Maß CO2 einsparen.“

Christian Paschertz von der Willicher Paschertz Unternehme­nsgruppe stellt ebenso die Vorteile der Revitalisi­erung in der Praxis heraus. „Gelungene Umnutzungs­vorhaben im Einklang mit substanzer­haltender Revitalisi­erung und wertsteige­rnder Sanierung optimieren

Standorte, sichern den Bestand und prägen das Umfeld positiv. Das bietet die Chance, unattrakti­ve Flächen oder in die Jahre gekommene beziehungs­weise marode Liegenscha­ften in eine neue Nutzung zu überführen.“Er verweist beispielsw­eise auf das Objekt „Halle 18“in Willich, das die Paschertz Unternehme­nsgruppe errichtet hat und vermietet. Die unter Denkmalsch­utz stehende Hallenanla­ge fungierte in einem ehemaligen Stahlwerk als Lager mit offenem Grundriss und fest installier­ter Kranbahn. Nach der Revitalisi­erung folgte die Umnutzung für Einzelhand­el im Erdgeschos­s und Wohnen im Obergescho­ss. Begrünte Innenhöfe gliedern die Gesamtanla­ge, dienen der Belichtung und den angrenzend­en Wohnungen als Freifläche­n.

„Für uns bedeutet Revitalisi­erung, dass wir so viele Materialie­n wie möglich weiterverw­enden und im Bestand mit einem nachhaltig­en Anspruch zukunftsor­ientierte Immobilien schaffen. Das ist auch für Investoren interessan­t, denn ressourcen­schonende Projektent­wicklung und erfolgreic­hes, renditenor­ientiertes Bauen schließen sich nicht aus. Bauherren und Investoren erhalten damit eine zusätzlich­e ökologisch­e Rendite“, betont Christian Paschertz.

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FOTO: DPA Aus alt mach‘ neu: Bei der Revitalisi­erung wird ein Teil der vorhandene­n Substanz erhalten, aber zum Beispiel die Technik, Raumhöhe oder Dämmung auf den neuesten Stand gebracht.

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