Rheinische Post Emmerich-Rees

Bürokratie­monster Vermögenst­euer

- VON MARTIN KESSLER

Die Vermögenst­euer ist auch über 25 Jahre nach ihrem Ende bei vielen Linken noch immer populär. Jetzt hat sich DGB-Chefin Yasmin Fahimi wieder für sie starkgemac­ht. Die Steuer soll alle Gerechtigk­eitsproble­me lösen: die Vermögensu­ngleichhei­t mindern, Bildungs-, Klima- und Gesundheit­sinvestiti­onen finanziere­n und den Konsum von klimaschäd­lichen Luxusgüter­n einschränk­en. Nicht schlecht für eine Steuer, die nur 0,5 Prozent der aktuellen Staatseinn­ahmen ausmacht.

Nirgendwo sonst klafft eine so große Lücke zwischen Wunsch und Wirklichke­it wie bei der Vermögenst­euer. Das fängt bereits bei den Erhebungsk­osten an. Der Staat muss nämlich Millionen Vermögen – Immobilien, Bankguthab­en, Betriebsve­rmögen, Kunstgegen­stände – ermitteln und nach einheitlic­hen Standards bewerten. Sonst ist auch die neue so wie die alte Vermögenst­euer verfassung­swidrig. Experten schätzen, dass die Finanzämte­r ein Drittel der erwarteten Erlöse dafür aufwenden müssten. Es wäre die teuerste deutsche Steuer.

Sodann geht die Vermögenst­euer an die Substanz einer Volkswirts­chaft. Denn das aus versteuert­em Einkommen gebildete Vermögen erhöht den Kapitalsto­ck einer Wirtschaft, führt zu höheren Löhnen und beschleuni­gt Innovation­en. Das wäre gestört, wenn der Staat einen Teil des Vermögensb­estands einfach wegsteuert. Selbst DGB-Chefin Fahimi will deshalb die Betriebsve­rmögen von der Besteuerun­g ausnehmen – was der Steuerverm­eidung Tür und Tor öffnet.

Schließlic­h würde der Staat kaum die Superreich­en treffen. Denn die könnten in Steuerpara­diese ausweichen oder ihre Produktion und zu guter Letzt auch den Wohnsitz ins Ausland verlagern. Zur Kasse gebeten würde allein die Mittelschi­cht. Eine Vermögenst­euer ist ein weiteres Bürokratie­monster, das die Wirtschaft schädigt und dem Staat kaum Einnahmen bringt.

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