Was die NRW-Konzerne zu einer Reparatur der Röhren sagen
Der Eon-Konzern hat seine Beteiligung noch nicht voll abgeschrieben, Uniper sein Darlehen schon. Eine Instandsetzung wäre „anspruchsvoll“, so Eon.
Mit Spannung wird die Entwicklung um die Ostsee-Pipelines in Nordrhein-Westfalen verfolgt. Durch Nord Stream 1 kam bis August nicht nur ein großer Teil des russischen Gases, das vor allem Uniper als Großhändler erwarb und an Stadtwerke weiter verkaufte.
Der Essener Energiekonzern Eon ist bis heute an der Nord Stream AG beteiligt, die Nord Stream 1 betrieb – bis die rätselhafte Explosion im September beide Stränge schwer beschädigte.
Nun sind die Röhren von Nord Stream 1 auf dem Ostseegrund voller Salzwasser gelaufen. Doch eine Reparatur ist nach Einschätzung der Branche nicht unmöglich. Man müsste das Leck auf beiden Seiten abdichten und dann beide Teilstücke leer pumpen.
Bei der neuen, nie in Betrieb gegangenen Pipeline Nord Stream 2 ist sogar nur ein Strang aufgerissen. Durch den anderen könnte Gas fließen, womit Russlands Präsident Wladimir Putin den Westen schon zu locken versucht hat. Allerdings hat Deutschland sich 2022 schließlich nach langem Zögern an die Seite der Amerikaner gestellt und das Zertifizierungsverfahren gestoppt. Nach dem Angriff auf die Ukraine folgten umfassende Sanktionen des Westens.
Auf die Frage, ob Eon davon ausgeht, dass Nord Stream 1 wieder repariert wird, erklärte ein Sprecher des Essener Konzerns: „Eine Reparatur der Leitungen wäre anspruchsvoll und würde die Klärung vieler Fragen erfordern: technisch, kommerziell und rechtlich. Eon geht davon aus, dass ein potenzieller Beschluss für oder gegen die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit von Nord Stream 1 im Shareholder Committee der Nord Stream AG getroffen werden würde.“
Dort ist Eon über seine Minderheitsbeteiligung vertreten. „Bisher hat die Betreibergesellschaft Nord Stream AG den Anteilseignern keinen Vorschlag für oder gegen die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit der Leitungsstränge zur Entscheidung vorgelegt.“
Der Eon-Sprecher sagte weiter: „Die Betreibergesellschaft Nord Stream AG untersucht und analysiert weiterhin die Schadenslage.“Auch verschiedene Staaten und die Bundesanwaltschaft ermitteln seit Monaten zu den Hintergründen der Explosion. Eon hatte seine Minderheitsbeteiligung an der Nord Stream AG bereits zum 30. September auf 100 Millionen Euro abgeschrieben.
Eine Reparatur der einen aufgerissenen Röhre von Nord Stream 2 wäre technisch womöglich sogar einfacher. Doch politisch ist sie erledigt. Diese beiden Stränge sind im Besitz der Gazprom gehörenden Nord Stream 2 AG. Die deutschen Unternehmen Wintershall
Dea und Uniper, die französische Engie, der britische Konzern Shell und OMV aus Österreich waren als Finanziers an dem Projekt beteiligt. Uniper hat schon vor einem Jahr sein Darlehen von 987 Millionen Euro (inklusive Zinsen) abgeschrieben. Wintershall Dea zog vor Kurzem nach und schrieb eine Milliarde Euro ab.
Wie sieht Uniper eine Reparatur von Nord Stream 2? „Die Aufklärung der Beschädigungen obliegt den zuständigen Behörden“, sagte der Uniper-Sprecher. „Uniper war lediglich an der Finanzierung der Nord-Stream-2-Pipeline als eines von fünf westlichen Unternehmen beteiligt, besitzt aber keine Anteile an der Leitung.“Die deutschen Gasspeicher
sind trotz des Lieferstopps mit 66,8 Prozent für die Jahreszeit sehr gut gefüllt.
Mit dem Russland von Wladimir Putins kann sich kaum einer die Aufnahme neuer wirtschaftlicher Beziehungen vorstellen. Wie aber sieht es später aus?
„Wenn es Frieden gibt, ist die Aufnahme wirtschaftlicher Beziehungen wieder denkbar. Auch Deutschland ist nach 1945 in die Weltwirtschaft zurückgekehrt“, erklärte RWE-Chef Markus Krebber im Dezember und betonte: „Wenn überhaupt, dann wird Russland allenfalls einer von vielen Gaslieferanten sein. Doch zum jetzigen Zeitpunkt stellt sich diese Frage überhaupt nicht.“