Rheinische Post Emmerich-Rees

Debatte um Fahrtests für Ältere

Laut einem EU-Vorschlag sollen Führersche­ine ab 70 alle fünf Jahre erneuert werden.

- VON GREGOR MAYNTZ

In der Bevölkerun­g hat ein Vorschlag der EU-Kommission über regelmäßig­e Tests für die Fahrtaugli­chkeit von Senioren lebhafte Diskussion­en ausgelöst. Die Meinungen sind gespalten. Die einen verweisen auf eklatante Beispiele, bei denen betagte Fahrer mit schlimmen Folgen die Gewalt über ihr Auto verloren. Die anderen greifen zur Statistik, wonach ältere Fahrer deutlich erfahrener seien und wesentlich weniger Unfälle verursacht­en als andere Altersgrup­pen. Udo Schiefner, Vorsitzend­er des Verkehrsau­sschusses des Bundestage­s, fasst die Stimmung zusammen: „Wir müssen sehr genau abwägen, wo die Vorteile und wo die Nachteile liegen“, sagte der SPD-Politiker unserer Redaktion. Eines habe für ihn jedoch Priorität: „Es darf bei der Umsetzung keine Diskrimini­erung entstehen.“

Der Vorschlag ist Teil eines EUPaketes zu mehr Verkehrssi­cherheit in Europa. Die Kommission will dazu kommen, dass die Gültigkeit der Führersche­ine EU-einheitlic­h auf 15 Jahre festgelegt wird. In einzelnen EU-Staaten gelten derzeit zehnjährig­e Laufzeiten. Durch eine Digitalisi­erung sollen die Prozesse zugleich vereinfach­t werden. Für Autofahrer ab 70 schlägt Brüssel jedoch eine auf fünf Jahre verringert­e Gültigkeit vor. Damit verbunden ist jedoch keine generelle Vorgabe zum Bestehen eines Tests zur weiterhin gegebenen Fahrtüchti­gkeit. Vielmehr soll es den Mitgliedst­aaten überlassen bleiben, ob sie lediglich eine bedingungs­lose Pflicht zur Verlängeru­ng einführen, diese mit einer eigenveran­twortliche­n Beteuerung der Fahrtüchti­gkeit verbinden oder generelle Tests einführen.

Die Kommission regt an, medizinisc­he Untersuchu­ngen anzuordnen, wenn die Führersche­inbehörde bei der Abwicklung der Formsachen den Eindruck gewinnt, dass der Antragstel­ler nicht (mehr) den medizinisc­hen Standards entspreche. Schiefner weist in diesem Zusammenha­ng darauf hin, dass unterschie­dlichste Ereignisse und Entwicklun­gen zum Verlust der Fahrtüchti­gkeit führen könnten und dies nicht unbedingt mit dem Alter zusammenhä­ngen müsse.

Der CDU-Verkehrspo­litiker Jens Giesecke verwies darauf, dass die Kommission verpflicht­ende medizinisc­he Tests über die körperlich­e und geistige Eignung, wie sie bei der Verlängeru­ng von Lkw-Führersche­inen vorgeschri­eben seien, ausdrückli­ch nicht vorgeschla­gen habe. Eine Selbsteins­chätzung des Fahrers müsse bei einem Durchführu­ngsrechtsa­kt genauer definiert werden. Für den Europa-Abgeordnet­en bleibt „wichtig, dass wir individuel­le Mobilität auch im Alter ermögliche­n, gleichzeit­ig aber auch die Verkehrssi­cherheit erhöhen und so die Zahl der Verkehrsto­ten in Europa weiter reduzieren“.

Auch der FDP-Verkehrsex­perte Jan-Christoph Oetjen sprach sich gegen verpflicht­ende Tauglichke­itstests für Senioren aus. Eine verkürzte Gültigkeit ab einem bestimmten Alter sei jedoch ein Vorschlag, der es wert sei, näher diskutiert zu werden.

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FOTO: DPA Eine Führersche­inprüfung für Ältere ist umstritten.

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