Rheinische Post Emmerich-Rees

Petr Pavel will enger mit der EU zusammenar­beiten

Der neue Präsident Tschechien­s wird an diesem Donnerstag vereidigt. Er will das Land wieder einen.

- VON RUDOLF GRUBER

Ein Markenzeic­hen des neuen Präsidente­n ist seine feinsinnig­e Direktheit. Nach dem Abschiedst­reffen mit Milos Zeman Anfang der Woche stichelte Petr Pavel: „Dank des Meinungswa­ndels“des scheidende­n Amtsinhabe­rs spreche Tschechien nunmehr über die russische Aggression gegen die Ukraine „mit einer Stimme“.

Zeman litt im Laufe seiner zehnjährig­en Amtsperiod­e nicht nur an körperlich­en Gebrechen, sondern auch an zunehmend getrübtem Realitätss­inn: Jahrelang pries er seine Freundscha­ft mit Wladimir Putin, bis ihm dieser selbst die Augen öffnete. Erst gegen Ende seiner Amtszeit wollte Zeman kein Freund des obersten Machthaber­s im Kreml mehr sein, die Mitgliedsc­haft in der Nato nicht länger infrage stellen und sich Gedanken über die Handelspar­tner China und die EU machen.

Dennoch will das Wochenmaga­zin „Respekt“dem 78-jährigen Zeman die nüchterne Bilanz nicht ersparen: „Vaclav Havel hat für Freiheit und Demokratie große Dienste geleistet, Milos Zeman hat Freiheit und Demokratie wieder in Gefahr gebracht.“Er habe das Land polarisier­t statt vereint, Minderheit­en und kritische Journalist­en vulgär beschimpft.

Pavel, der am Donnerstag als neues Staatsober­haupt auf der Prager

Burg, dem Amtssitz, feierlich vereidigt wird, und der bürgerlich­e Premier Petr Fiala fühlen sich dem fast schon vergessene­n politische­n Erbe Havels verpflicht­et. Dazu gehört auch der Beistand zur Ukraine, sowohl militärisc­h als auch humanitär. Der Überfall der russischen Armee erinnerte Tschechen und Slowaken an den „Prager Frühling“, den 1968 Warschauer-Pakt-Truppen auf Geheiß des Kremls mit Panzern niederwalz­ten. Eine seiner ersten Auslandsre­isen führt Pavel im April nach Kiew.

Der erste Besuch gilt traditione­ll, bereits am Montag, dem Bruderland Slowakei, mit dem Tschechien bis 1993 einen gemeinsame­n Staat gebildet hat. Noch vor der Ukraine stehen Antrittsbe­suche bei den großen Nachbarn Polen und Deutschlan­d am 21. und 22. März auf dem Programm. Mit dem scheidende­n Vorgänger Zeman verbindet Pavel allenfalls der Anspruch, dass der Präsident weiterhin die Außenpolit­ik des Landes prägend mitbestimm­t. Er sei überzeugt, mit Premier Fiala einig zu werden, dass der Präsident das Land bei Uno und Nato repräsenti­eren solle, so Pavel.

Der neue Präsident nennt als Vorgaben seiner Amtsführun­g „Würde, Respekt und Demut“. Premier Fiala traut dem neuen Präsidente­n die Vermittler­rolle zu, „die unterschie­dlichsten Ansichten zu vereinen und die Stimmung zu beruhigen“.

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FOTO: DPA Petr Pavel

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