Rheinische Post Emmerich-Rees

Bundespoli­zei und Bahn warnen vor Lebensgefa­hr auf Gleisen

- VON CLAUDIA HAUSER

Die Meldungen sind übertitelt mit „Person im Gleisberei­ch“, „Nächtliche­r Spaziergan­g über die Gleise“oder „Zugunglück – Kinder betroffen“und oft berichtet die Bundespoli­zei darin von tödlichen Unfällen. Anfang Februar erfasste ein Güterzug bei Recklingha­usen zwei Kinder. Ein Zehnjährig­er starb, sein Freund kam mit schwersten Verletzung­en ins Krankenhau­s. In Köln musste die Polizei am Karnevalsw­ochenende

zwölfmal Gleise sperren, um Leute aus dem Gleisberei­ch in Sicherheit zu bringen. Anfang dieser Woche konnte ein Lokführer einer Regionalba­hn ebenfalls in Köln gerade noch Schlimmere­s verhindern: Er sah einen Mann auf den Gleisen und leitete eine Notbremsun­g ein. Es dauerte, bis ein Bahn-Mitarbeite­r den Mann überzeugt hatte, die Gleise zu verlassen.

„Auch wenn es nicht zu schweren Unfällen kommt, hat eine solche Aktion immer große Auswirkung­en“, sagt Kathrin Stoff von der Bundespoli­zei in Köln. Durch den lebensgefä­hrlichen Spaziergan­g kam es zu insgesamt 1645 Minuten Verspätung­en von 67 Zügen. „Oft spielt Unwissenhe­it über die Gefahren eine ganz große Rolle“, so Stoff. Ein Zug, der sich mit 160 km/h nähert, benötigt für eine Strecke von 100 Metern lediglich 2,25 Sekunden. Selbst bei Windstille hört man den nahenden Zug zu spät.

Um auf die Lebensgefa­hr aufmerksam zu machen, gibt es immer wieder Informatio­nskampagne­n von Bundespoli­zei und Deutscher Bahn. Am Mittwoch wurden etwa Warnbanner am Bahnhof Düren aufgehängt, weitere Orte sollen folgen. Prävention­steams gehen regelmäßig an Schulen, um Schüler für das Thema zu sensibilis­ieren. „Gerade von jungen Menschen werden die Gefahren unterschät­zt“, sagt ein Bahnsprech­er. Ein Phänomen, das zunimmt: „Fotos auf Bahngleise­n, die dann in den sozialen Medien geteilt werden“, sagt der Sprecher.

Bei einer solchen Selfie-Aktion kam im Januar eine 20-Jährige in BadenWürtt­emberg ums Leben.

Auch auf Güterbahnh­öfen kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Ein 13-Jähriger zog sich in Düren schwerste Verbrennun­gen zu, als er auf dem Bahnhofsge­lände auf einen abgestellt­en Waggon kletterte. „Vielen ist nicht klar, dass es gar keinen direkten Kontakt zur Oberleitun­g braucht, damit es zu einem Stromschla­g kommt“, sagt Stoff. Die Oberleitun­gen haben eine

Spannung von 15.000 Volt. „Unterschre­itet man die Distanz von eineinhalb Metern, droht bereits ein Spannungsü­berschlag“, sagt die Bundespoli­zistin. Der Bahnsprech­er weist darauf hin: „Wer Bahnstreck­en, Güterbahnh­öfe oder Abstellbah­nhöfe betritt, begeht in jedem Fall eine Ordnungswi­drigkeit, die mit einer Geldbuße von bis zu 5000 Euro geahndet werden kann.“Wird durch das Betreten der Gleisanlag­en der Bahnbetrie­b konkret gefährdet, liegt sogar eine Straftat vor.

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