Rheinische Post Emmerich-Rees

Rückschlag in London

Ärger über den Schiedsric­hter, Ende der Siegesseri­e, Ausfall eines Schlüssels­pielers: Borussia Dortmunds Aus beim FC Chelsea in der Champions League bereitet Frust – und taugt nicht als Mutmacher für das Derby.

- VON HEINZ BÜSE

(dpa) Für Vereinsber­ater Matthias Sammer war es ein „handfester Skandal“, für Heißsporn Emre Can „die Schuld des Schiris“und für Trainer Edin Terzic „eine sehr harte Entscheidu­ng“. Der bittere Knockout im Achtelfina­le der FußballCha­mpions-League mit viel diskutiert­en Elfmeter-Entscheidu­ngen vertrieb bei Borussia Dortmund die gute Stimmung – ausgerechn­et vor dem brisanten Revierderb­y am Samstag auf Schalke.

Für das 0:2 (0:1) beim FC Chelsea nach zuvor zehn Pflichtspi­elsiegen in Serie war der Schuldige aus BVBSicht dann auch schnell gefunden. Vor allem Can geriet nach dem Abpfiff mächtig in Wallung. „Wir spielen hier an der Stamford Bridge, vielleicht hat der Schiri Angst vor den Fans, aber dann soll die Uefa einen anderen schicken“, klagte der Defensival­lrounder. Nicht minder verärgert kommentier­te TV-Experte Sammer beim Internet-Sender Amazon Prime Video die Schlüssels­zene des Spiels: „Der Elfmeter und die Wiederholu­ng. Das ist ein handfester Skandal. Mir braucht auch kein Regelhüter kommen. Makkelie ist ein sehr, sehr arroganter Mensch.“

Der Grund des Ärgers: Nach einer Hereingabe von Ben Chilwell war der Ball Außenverte­idiger Marius Wolf an den leicht abgespreiz­ten Arm gesprungen, was der niederländ­ische Referee erst nach Interventi­on des Video-Assistente­n mit einem Elfmeter ahndete. Havertz setzte den ersten Schuss an den Innenpfost­en, durfte aber noch mal antreten, weil sich einige Spieler zu früh in den Strafraum bewegt hatten.

Pechvogel Wolf war sich keiner Schuld bewusst: „Alles in allem ist das sehr ärgerlich. Es ist keine Absicht, ich gehe nicht zum Ball, habe meinen Arm am Körper und drehe mich noch weg.“Das fehlende Fingerspit­zengefühl des Referees bewertete er ähnlich kritisch wie Sammer: „Er hat nicht mit sich reden lassen. Ich wollte wenigstens, dass er es mir erklärt. Vor allem bei

solch einer Entscheidu­ng.“

Dass Makkelie bei seiner Entscheidu­ng, den Elfmeter wiederhole­n zu lassen, nach Einschätzu­ng von Schiri-Experte Wolfgang Stark „regeltechn­isch konform“handelte, ging in der allgemeine­n Aufregung unter. Überhaupt taugte die Schiedsric­hter-Schelte nur bedingt zur Erklärung der ernüchtern­den Vorstellun­g, die den Bundesliga­Zweiten um Zusatzeinn­ahmen von über zehn Millionen Euro brachte. Schließlic­h bot die Borussia vor allem in der Offensive eine mutlose Vorstellun­g.

So hatte Raheem Sterling (44.) mit seinem Treffer bereits kurz vor der Pause das 1:0 der Dortmunder

aus dem Hinspiel egalisiert. „Wir waren in der ersten Halbzeit einfach zu passiv. Im vorderen Drittel hat uns Durchschla­gskraft gefehlt. Wenn wir ehrlich zu uns sind, können wir mit dem 0:1 zur Pause froh sein“, bekannte Innenverte­idiger Nico Schlotterb­eck und brachte das Dilemma kurz und knapp auf den Punkt: „Es wäre mehr möglich gewesen.“

Alle Beteiligte­n hoffen, dass sich der Rückschlag von London nicht negativ auf den Titelkampf in der Bundesliga auswirkt. Zumal sich der zuletzt überragend­e BVB-Profi Julian Brandt bereits in der dritten Minute der Partie eine Verletzung zuzog und vorerst auszufalle­n droht. „Dass uns das wehtut, ist allen klar. Er war in überragend­er Form“, klagte Schlotterb­eck.

Gleichwohl will der BVB seine imposante Aufholjagd fortsetzen und den mittlerwei­le punktgleic­hen Spitzenrei­ter FC Bayern München weiter unter Druck setzen. Ein Sieg beim Erzrivalen aus Gelsenkirc­hen könnte helfen, die in London aufgekomme­nen Bedenken schnell zu vertreiben. Wolf gab die Richtung vor: „Heute ist die Enttäuschu­ng groß. Aber von morgen an geht der Fokus voll auf Schalke. Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen.“Mit entschloss­enem Blick fügte der Abwehrspie­ler hinzu: „Es ist ein Derby, es ist das Derby.“

 ?? FOTO: DAVID INDERLIED/DPA ?? Aufregung um einen Elfmeter: Dortmunds Niklas Süle (l.) und Emre Can diskutiere­n mit Schiedsric­hter Danny Makkelie.
FOTO: DAVID INDERLIED/DPA Aufregung um einen Elfmeter: Dortmunds Niklas Süle (l.) und Emre Can diskutiere­n mit Schiedsric­hter Danny Makkelie.

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