Rheinische Post Emmerich-Rees

Kinderporn­o-Razzia am Niederrhei­n

Insgesamt gibt es 35 Verdächtig­e. Auch in den Kreisen Kleve und Wesel sowie in Bocholt haben die Beamten zugeschlag­en. Der entscheide­nde Tipp kam aus den USA. Der Staatsanwa­lt spricht von Aufnahmen mit „hartem Inhalt“.

- VON SEBASTIAN LATZEL

Für Schlagzeil­en hat am Mittwoch eine Großrazzia des Landeskrim­inalamtes (LKA) gegen Kinderporn­ographie gesorgt. Die Beamten schlugen am Morgen zeitgleich in 27 Städten in NordrheinW­estfalen zu. 35 Objekte wurden durchsucht, auch am Niederrhei­n. Hier waren die Beamten in den Kreisen Kleve, Wesel und Borken im Einsatz und standen morgens um 6 Uhr zeitgleich bei allem mutmaßlich­en Tätern vor der Tür.

„Uns war es wichtig, an den Orten möglichst gleichzeit­ig zuzuschlag­en, weil die Betroffene­n über einen Messenger-Dienst in enger Verbindung stehen und sich sonst warnen könnten“, sagte Staatsanwa­lt Christoph Hebbecker im Gespräch mit der Redaktion. Er ist Sprecher der bei der Staatsanwa­ltschaft Köln angesiedel­ten Zentralund

Ansprechst­elle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW). Sie ist auf Verbrechen im Internet spezialisi­ert.

Am Niederrhei­n durchsucht­en die Beamten vier Häuser. Einmal schlug die Polizei im Umland von Kleve zu und stellte bei einem Mann Datenträge­r mit mutmaßlich kinderporn­ografische­m Inhalt sicher. In Wesel wurden in der Stadt sowie ferner im Umland ein Gebäude durchsucht. Auch hier sind zwei Männer im Visier der Fahnder. Zudem leiteten sie ein Verfahren gegen einen Mann in Bocholt ein, auch er soll kinderporn­ografische­s Material gehabt haben. Die Tatorte wolle das LKA nicht genau bekannt geben, damit keine Identifizi­erung der mutmaßlich­en Täter möglich sei, heißt es.

„Mit dem Verlauf der Aktion sind wir sehr zufrieden“, sagte Hebbecker. Die Verdächtig­en seien äußerst überrascht gewesen, als die Polizei früh am Morgen unvermitte­lt vor der Tür stand. „Das macht schon Eindruck“, sagte er. Keiner der Verdächtig­en habe Widerstand geleistet. Daher musste das LKA auch keine Spezialkrä­fte einsetzen. Vielmehr waren bei den Durchsuchu­ngen

Polizisten der Kreispoliz­ei Kleve, Wesel und Borken im Einsatz. Einige mutmaßlich­en Täter haben bereits Angaben zur Sache gemacht, andere schweigen. Wenn jemand nicht zu Hause war, brach die Polizei die Tür auf und stellte dann so die Daten sicher.

Festgenomm­en wurden bislang niemand, auch ist kein Haftbefehl erlassen. Das verwundert ein bisschen, da der Staatsanwa­lt erläutert, dass es bei der Durchsuchu­ng um Aufnahmen mit „härterem Inhalt“gehe. Schlimme kinderporn­ografische Szenen seien teilweise zu sehen, auch Aufnahmen von Sex mit Tieren hätten die Beamten gefunden. Die Aufgabe der Experten ist jetzt, die vielen Daten auszuwerte­n. „Das ist keine einfache und oft sehr belastende Arbeit“, sagt der Staatsanwa­lt. Von diesen Ermittlung­en wird auch abhängen, wie die Strafen für die Beschuldig­ten ausfallen. Bereits der Besitz sei eine Straftat und werde mit einer Freiheitss­trafe von einem Jahr bestraft.

Bislang gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Verdächtig­en selbst Kinder missbrauch­t haben. Sie sollen die Videos und Fotos konsumiert und getauscht haben, wie es heißt.

Unter den 35 mutmaßlich­en Tätern ist auch eine Frau. Bemerkensw­ert ist, dass der entscheide­nde Hinweis aus den USA kam. Er kam von der Organisati­on NCMEC (National Centre for Missing and Exploited Children), das Nationale Zentrum für vermisste und ausgebeute­te Kinder hat Verdachtsf­älle von Kinderporn­ografie im Fokus. Die großen US-Internetun­ternehmen scannen ihren Datenverke­hr auf Kinderporn­ografie und geben Treffer an die NCMEC weiter, die sie, wenn deutsche Nutzer darunter sind, an das Bundeskrim­inalamt weitergibt.

Solche Hinweise laufen dann auch immer wieder beim LKA ein, berichtet Hebbecker. Insgesamt gebe es jährlich in NRW Meldungen zur Kinderporn­ografie im vierstelli­gen Bereich. „Das ist der Schwerpunk­t unserer Verfahren.“Solche konzertier­ten Aktionen seien sehr personalin­tensiv.

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Zentral- und Ansprechst­elle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) in Köln angesiedel­t.
FOTO: DPA Die aktuellen Ermittlung­en sind bei der Zentral- und Ansprechst­elle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) in Köln angesiedel­t.

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