Kinderporno-Razzia am Niederrhein
Insgesamt gibt es 35 Verdächtige. Auch in den Kreisen Kleve und Wesel sowie in Bocholt haben die Beamten zugeschlagen. Der entscheidende Tipp kam aus den USA. Der Staatsanwalt spricht von Aufnahmen mit „hartem Inhalt“.
Für Schlagzeilen hat am Mittwoch eine Großrazzia des Landeskriminalamtes (LKA) gegen Kinderpornographie gesorgt. Die Beamten schlugen am Morgen zeitgleich in 27 Städten in NordrheinWestfalen zu. 35 Objekte wurden durchsucht, auch am Niederrhein. Hier waren die Beamten in den Kreisen Kleve, Wesel und Borken im Einsatz und standen morgens um 6 Uhr zeitgleich bei allem mutmaßlichen Tätern vor der Tür.
„Uns war es wichtig, an den Orten möglichst gleichzeitig zuzuschlagen, weil die Betroffenen über einen Messenger-Dienst in enger Verbindung stehen und sich sonst warnen könnten“, sagte Staatsanwalt Christoph Hebbecker im Gespräch mit der Redaktion. Er ist Sprecher der bei der Staatsanwaltschaft Köln angesiedelten Zentralund
Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW). Sie ist auf Verbrechen im Internet spezialisiert.
Am Niederrhein durchsuchten die Beamten vier Häuser. Einmal schlug die Polizei im Umland von Kleve zu und stellte bei einem Mann Datenträger mit mutmaßlich kinderpornografischem Inhalt sicher. In Wesel wurden in der Stadt sowie ferner im Umland ein Gebäude durchsucht. Auch hier sind zwei Männer im Visier der Fahnder. Zudem leiteten sie ein Verfahren gegen einen Mann in Bocholt ein, auch er soll kinderpornografisches Material gehabt haben. Die Tatorte wolle das LKA nicht genau bekannt geben, damit keine Identifizierung der mutmaßlichen Täter möglich sei, heißt es.
„Mit dem Verlauf der Aktion sind wir sehr zufrieden“, sagte Hebbecker. Die Verdächtigen seien äußerst überrascht gewesen, als die Polizei früh am Morgen unvermittelt vor der Tür stand. „Das macht schon Eindruck“, sagte er. Keiner der Verdächtigen habe Widerstand geleistet. Daher musste das LKA auch keine Spezialkräfte einsetzen. Vielmehr waren bei den Durchsuchungen
Polizisten der Kreispolizei Kleve, Wesel und Borken im Einsatz. Einige mutmaßlichen Täter haben bereits Angaben zur Sache gemacht, andere schweigen. Wenn jemand nicht zu Hause war, brach die Polizei die Tür auf und stellte dann so die Daten sicher.
Festgenommen wurden bislang niemand, auch ist kein Haftbefehl erlassen. Das verwundert ein bisschen, da der Staatsanwalt erläutert, dass es bei der Durchsuchung um Aufnahmen mit „härterem Inhalt“gehe. Schlimme kinderpornografische Szenen seien teilweise zu sehen, auch Aufnahmen von Sex mit Tieren hätten die Beamten gefunden. Die Aufgabe der Experten ist jetzt, die vielen Daten auszuwerten. „Das ist keine einfache und oft sehr belastende Arbeit“, sagt der Staatsanwalt. Von diesen Ermittlungen wird auch abhängen, wie die Strafen für die Beschuldigten ausfallen. Bereits der Besitz sei eine Straftat und werde mit einer Freiheitsstrafe von einem Jahr bestraft.
Bislang gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Verdächtigen selbst Kinder missbraucht haben. Sie sollen die Videos und Fotos konsumiert und getauscht haben, wie es heißt.
Unter den 35 mutmaßlichen Tätern ist auch eine Frau. Bemerkenswert ist, dass der entscheidende Hinweis aus den USA kam. Er kam von der Organisation NCMEC (National Centre for Missing and Exploited Children), das Nationale Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder hat Verdachtsfälle von Kinderpornografie im Fokus. Die großen US-Internetunternehmen scannen ihren Datenverkehr auf Kinderpornografie und geben Treffer an die NCMEC weiter, die sie, wenn deutsche Nutzer darunter sind, an das Bundeskriminalamt weitergibt.
Solche Hinweise laufen dann auch immer wieder beim LKA ein, berichtet Hebbecker. Insgesamt gebe es jährlich in NRW Meldungen zur Kinderpornografie im vierstelligen Bereich. „Das ist der Schwerpunkt unserer Verfahren.“Solche konzertierten Aktionen seien sehr personalintensiv.