Atemnot: Herz und Lunge im Fokus
Selbst kaum Gelegenheit zum Durchatmen hatten die beiden Chefärzte bei der jüngsten RP-Telefonsprechstunde. Zahlreiche Leser hatten Fragen an unsere Experten, die oftmals gute Tipps geben konnten.
Sie hatten die Redaktionsräume noch kaum betreten, da klingelte schon das Telefon. Und das Klingeln hörte auch nach der verabredeten Aktionszeit nicht gleich auf: Sehr viele RP-Leser nutzten die Chance, einen der beiden Chefärzte des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums ans Telefon zu bekommen und ihm Fragen zu ihrer individuellen Situation zu stellen. Dr. Norbert Bayer, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Nephrologie in Kleve und Kevelaer sowie Dr. Paul-Georg Behler, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie, Schlaf-, Beatmungs- und Umweltmedizin am Wilhelm-Anton-Hospital in Goch, nahmen sich viel Zeit, hörten zu und gaben geduldig Auskunft.
Nicht selten reichten die beiden Mediziner den Hörer an den anderen Kollegen weiter, denn Atemnot betrifft mal die eine Disziplin und mal die andere. Und nicht immer können die Patienten das vorab richtig einschätzen. Wobei die meisten schon Experten in eigener Sache sind. Zumal, wenn sie vielleicht schon Jahre oder gar Jahrzehnte mit einer Krankheit umgehen müssen. Aber gerade dann stellen sich manchmal Unsicherheiten ein: Bin ich medikamentös noch optimal eingestellt? Gibt es neue Therapien und Verfahren, die mein Hausarzt vielleicht nicht kennt? Wann bin ich beim Allgemeinmediziner richtig, wann sollte ich einen niedergelassenen Facharzt konsultieren, wann besser gleich ins Krankenhaus gehen?
„Luftnot wird subjektiv als extrem bedrohlich wahrgenommen“, weiß Norbert Bayer. Das Gefühl, nicht unbeschwert atmen zu können, macht Angst. Übrigens gibt es auch noch eine dritte medizinische Fachrichtung, die mit dem Thema zu tun hat: die Nephrologie. Denn wenn die Nieren nicht richtig arbeiten, staut sich leicht Wasser in der Lunge und Atemnot stellt sich ein.
Nicht selten kommen verschiedene gesundheitliche Beeinträchtigungen zusammen: Bluthochdruck, Diabetes, viele Patienten mit Luftnot sind zudem übergewichtig. Eine erste (vorläufige) Diagnose ist schon im Telefonat leicht zu stellen: Wer keine Beschwerden hat, wenn er im warmen Süden Urlaub macht, hat eher keine echte Lungenkrankheit, sondern vielleicht Asthma. Ein Anrufer, der wochenlang in der Karibik weilte und dort befreit atmen konnte, bekam deshalb die Empfehlung, mal kontrollieren zu lassen, ob nicht ein Asthma-Spray das Richtige für ihn wäre. „Wenn hingegen jemand COPD, die chronisch obstruktive Lungenerkrankung hat, nimmt er die an jeden Ort mit. Ebenso wie natürlich ein krankes Herz in anderem Klima nicht plötzlich gesund ist“, erklärt Behler. Er bestätigte mehrere Anrufer in ihrem Vorhaben, sich doch mal einem qualifizierten Facharzt vorzustellen. „Es gibt in der Therapie immer wieder neue Ansätze, bei der COPD schauen wir heute zum Beispiel nach den weißen Blutkörperchen.“Daraus ergibt sich, ob eine Therapie mit Cortison sinnvoll wäre. Auch das Herz wird durch COPD belastet, denn es muss mehr pumpen, die Muskeln der rechten Herzkammer werden dicker, eine Rechtsherzinsuffizienz würde den Kardiologen sicherlich auf eine eventuell noch nicht erkannte COPD bringen. Und ihn an den Lungenfacharzt verweisen. Beide Chefärzte raten dringend dazu, sich im Frühstadium der Beschwerden Hilfe zu holen, dann ist die Therapie am erfolgversprechendsten.
Manche Untersuchungen, die das Herz betreffen, sind Patienten unheimlich, zum Beispiel die Herzkatheteruntersuchung. Die im Katholischen Karl-Leisner-Klinikum tausendfach durchgeführt wird und praktisch kein Risiko beinhalte, versicherte Bayer. Die Untersuchung lässt klare Aussagen darüber zu, in welchem Zustand das Herz ist, ob die Klappen richtig schließen, ob eine koronare Herzkrankheit oder vielleicht Angina pectoris vorliegt.
Beide Ärzte betonten im Gespräch mit unserer Redaktion, wie wichtig ein abgestimmtes Vorgehen beim Krankheitsmanagement ist. Ein guter Hausarzt, niedergelassene Fachärzte, die Klinik. Häufig zu hören war der Satz „da sind Sie in besten Händen“. Was jeder Anrufer gern hörte, denn Vertrauen zum Arzt ist eine wichtige Voraussetzung für jede erfolgreiche Behandlung.