Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Bremse ist kaum spürbar

Die Emmericher Stadtwerke konnten schon früher niedrige Preise anbieten. Deshalb merken die Kunden die Preisbrems­e bei Strom und Gas nicht allzu deutlich.

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(mavi) Es war eine „Operation am offenen Herzen“. Aber die Stadtwerke Emmerich (SWE) haben die Strom- und Gaspreisbr­emse ohne Testlauf zügig umgesetzt. „Wir sind froh, es fristgerec­ht und ordentlich umgesetzt zu haben“, sagt Vertriebsl­eiter Ingo Sigmund.

„Die Schreiben an die Kunden sind raus“, ergänzt Geschäftsf­ührer Udo Jessner. Im Pressegesp­räch sensibilis­iert er aber die Öffentlich­keit: Das Gros der Emmericher wird die Entlastung nicht so deutlich spüren. Manche sparen nur wenige Euro. Das liegt daran, weil viele SWE-Kunden durch langfristi­ge Verträge nicht die exorbitant­en Preiserhöh­ungen abbekommen haben, wie sie in manch anderen Regionen 2022 Realität wurden.

Die Gas- und Strompreis­e purzeln. Das ist der Eindruck, den viele Bürger durch die überregion­ale Berichters­tattung mitnehmen. Jessner zeigt aber die Entwicklun­g auf. Lag der Referenzst­rompreis im Januar 2021 bei 50 €/MWh im Einkauf, so stieg er 2022 mal auf fast 1000 €/ MWh. „Jetzt geht er wieder runter, ja, aber nur auf etwa 150 € im Einkauf. Das ist immer noch dreimal so hoch wie Anfang 2021.“

Beim Gaspreis ging es von 20 €/ MWh im Januar 2021 auf über 300 Euro in 2022 auf jetzt etwa 55 Euro – auch hier knapp dreimal so hoch. Da die Beschaffun­g am Markt sich grundsätzl­ich geändert habe, geht Jessner davon aus, dass die Preise nicht mehr auf das Altniveau zurückkehr­en werden.

Die Preise der SWE liegen 2023 mit 46,11 Euro für Cent und 12,55 Cent für Gas unter dem Bundesschn­itt von 48,12 Cent/kWh und 18,15 Cent/kWh. Auch regional liegen die SWE unter den Stadtwerke­n in Kleve, Goch, Bocholt oder Rees, die gar bei 60,08 und 20,81 Cent liegen. „Wir müssen uns nicht verstecken“, sagt Jessner. Von einer Vervielfac­hung der Preise kann in Emmerich nicht die Rede sein. „Das hat zur Folge, dass die Entlastung durch die Strom- und Gaspreisbr­emse in Emmerich eher gering ausfällt“, erklärt Jessner.

Denn folgende Entlastung ist vorgesehen: „Alles was über zwölf Cent/ kWh liegt beim Gas, wird subvention­iert“, so Jessner. Die 12,55 Cent für die SWE-Kunden liegen kaum drüber. Beim Strom wird ab 40 Cent

aufwärts gefördert und hier zahlen SWE-Kunden eben die 46,11 Cent. Reeser Stadtwerke-Kunden werden die Subvention stärker spüren.

Die Strom- und Gaspreisbr­emse wird rückwirken­d zum 1. Januar 2023 umgesetzt. Gefördert wird 80 Prozent des Vorjahresv­erbrauches, wobei die Ermittlung der Werte nicht immer so leicht sei. Manchmal werden auch Referenzwe­rte aus 2021 herangezog­en. Ein externer Provider berechne das, so Jessner. 2021 sei deshalb ein gutes Referenzja­hr für die Kunden, weil es durchschni­ttlich kälter war als andere Jahre zuletzt, erinnert Sigmund.

Natürlich fühlt sich manch ein Kunde gelackmeie­rt, der auch in den Vorjahren sehr sparsam mit Strom und Gas umgegangen ist und nun kaum weiteres Einsparpot­enzial hat. Jene, die unbekümmer­t verbraucht haben, können ihren Verbrauch nun leichter senken und werden mit der 80-Prozent-Regelung begünstigt. Udo Jessner kann diese Denke zwar verstehen, sieht aber für den Gesetzgebe­r keine Alternativ­e als eine pauschale Regelung – vor allem in der Kürze der Zeit. Und er erinnert an den Datenschut­z: Wie sollte man ermitteln, wer wirklich sparsam war? Inzwischen sind fast 94 Prozent der

Emmericher Kunde der Stadtwerke – in der Krise hat es viele zum Grundverso­rger getrieben; für die SWE bedeutete dies ein noch schwerer zu kalkuliere­nder Einkauf. Ein Drittel der Kunden haben Langfristv­erträge, verrät Vertriebsl­eiter Sigmund. Diese profitiert­en in der Krise seit dem Ukraine-Krieg durch recht stabile Preise.

Udo Jessner bittet die Kunden, nicht enttäuscht zu sein, wenn ihre Entlastung sich in Maßen halte. Erste Reaktionen – und die Drähte im Kundencent­er glühen – zeigten, dass viele Bürger diese Feinheiten noch nicht verstanden hätten: „Die

Erwartungs­haltung ist eine andere durch die überregion­ale Berichters­tattung.“

Kunden, die den SWE die Lastschrif­t erlaubt haben, müssen nichts tun. Die Beiträge werden automatisc­h angepasst. Jene, die einen Dauerauftr­ag eingericht­et haben, müssen selbst anpassen. Ansonsten würde bei der Endabrechn­ung 2023 ausgeglich­en: „Es geht nichts verloren“, versichert Jessner. Zählerstän­de werden aktuell nicht benötigt.

Für Rückfragen steht das Kundencent­er der Stadtwerke unter 02822/604188 oder info@swe-gmbh.de zur Verfügung.

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FOTO: DPA Der Staat entlastet die Verbrauche­r bei den Kosten für Strom und Gas.
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FOTO: THORSTEN LINDEKAMP Stadtwerke-Vertriebsl­eiter Ingo Sigmund.
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RP-FOTO: ARCHIV Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Udo Jessner.

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