Teilnehmerrekord bei Lehrstellenbörse
Erstmals seit 2020 fand die „Job4U?“wieder im Reeser Bürgerhaus statt. Das Angebot wurde von den Ausstellern und Besuchern gleichermaßen gut angenommen.
Mit einem Teilnehmerrekord von 70 Ausstellern kehrte die Lehrstellenbörse „Job4U?“in das Reeser Bürgerhaus zurück. Jeder Winkel auf zwei Stockwerken war mit Ständen und Aktionsflächen von lokalen und regionalen Unternehmen gefüllt, die den vielen hundert jugendlichen Besuchern dabei halfen, Inspirationen für den beruflichen Lebensweg zu finden.
Das breite Spektrum reichte von A wie Apotheker bis Z wie Zimmerer, neben klassischen Ausbildungsplätzen im Handwerk oder in der Verwaltung wurden auch viele Studiengänge an Fachhochschulen sowie Möglichkeiten für ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr aufgezeigt.
Das Wirtschaftsforum Rees, das seit über 20 Jahren die „Job4U?“Messe in Kooperation mit der Stadt Rees ausrichtet, war mit 15 Mitgliedern vertreten. Mit Ausnahme der Firma Holzbau Schenk und der Stadtverwaltung, die schon ihre Azubis für dieses Jahr gefunden haben, suchen alle von ihnen noch Auszubildende für 2023. Damit gleich die erste Kontaktaufnahme erfolgreich verläuft, gaben Experten des Wirtschaftsforums im Bürgerhaus Tipps für Bewerbungsgespräche: Jürgen Terlinden, Frank Ali und Tanja Zeitz zeichneten die Vorstellungen der Kandidaten mit der Kamera auf und werteten mit ihnen hinterher diese Videos aus.
An den Ständen der Handwerksbetriebe konnten die jungen Bewerber ihre praktischen Fähigkeiten testen. Da wurde geschweißt, gehämmert oder ein Herz aus einer Schieferkachel geklopft. Die Halderner Firma Johannes Bollwerk ermöglichte es den Dachdeckern von morgen, ihre Schwindelfreiheit zu testen. Auf dem Vorplatz des Bürgerhauses beförderte eine Hebebühne die gesicherten Schülerinnen
und Schüler bis zu den Dachgiebeln. Den Fuhrpark vor dem Bürgerhaus ergänzten ein Sattelschleppergespann der Empeler Spedition Witwe Theodor Hövelmann und ein PS-starker Schlepper der Millinger Firma Heinz Pieper Landtechnik. Die Brüder Heinz-Josef und Georg Pieper, die in vierter Generation das Familienunternehmen leiten, nahmen erstmals an der Lehrstellenbörse teil und suchen noch für dieses Jahr angehende Mechatroniker.
Wer von 16 bis 19.30 Uhr alle Stände besuchte, konnte neben vielen neuen Erkenntnissen auch ganze Tüten voller Geschenke und Aufmerksamkeiten mitnehmen: Die Katjes Fassin GmbH aus Emmerich lockte zum Beispiel mit ihren Leckereien, suchte aber auch gezielt den
Nachwuchs, der künftig als Süßwarentechnologe oder Industriekaufmann diese Naschwaren konzipieren und weltweit vertreiben wollen.
Viele Schüler waren mit ihren Eltern ins Bürgerhaus gekommen. Hier und da halfen Mutter oder Vater, das Eis zu brechen und mit Uniformträgern von Bundespolizei, Zoll oder Bundeswehr ins angeregte Gespräch zu kommen. An anderen Infoständen war die Hemmschwelle niedriger, weil die Aussteller kaum älter waren als ihre Zielgruppe.
„Da hat ein Generationswechsel stattgefunden“, bestätigten auch die Reeser Wirtschaftsförderer Heinz Streuff und Sandra KimmHamacher: „Viele junge Leute, die vielleicht vor zehn Jahren noch als Schüler diese Lehrstellenmesse besucht haben, tragen inzwischen Verantwortung in den verschiedenen Unternehmen.“
Und noch mehr hat sich verändert: „Der Mangel an Fachkräften ist auch in unserer Region angekommen, deshalb gehen die Firmen und Verbände ganz anders auf die Jugendlichen zu als noch vor einigen Jahren“, sagt Heinz Streuff. Flexible Arbeitszeiten, vergleichsweise gute Bezahlung in den Ausbildungsjahren oder auch ein „Azubi-Flitzer“, also ein parallel zur Lehre bereitgestelltes Auto zur privaten Nutzung, gehören immer öfter zum geschnürten Wohlfühlpaket, mit dem die Firmen den talentierten Nachwuchs schon früh an sich binden möchten.
Die Stadt Rees wollte mit gängigen Vorurteilen aufräumen und stellte sich mit einem interaktiven Fragespiel, das Maya Schnelting und Fabian Gertsen erarbeitet hatten, als attraktive Arbeitgeberin vor. Dabei wurde mit einer gesunden Portion Selbstironie deutlich, dass Schlafen und Kaffeetrinken nicht die Haupttätigkeiten im Rathaus sind.
Nachdem die Corona-Jahre die „Job4U?“-Börse zwangsweise ins Internet oder auf den Parkplatz am Westring verlagert hatten, möchten die Stadt Rees und das Wirtschaftsforum künftig wieder am Bürgerhaus festhalten. „Zwar haben wir mit 70 Ausstellern eindeutig die Grenze unserer Kapazitäten erreicht“, räumte Heinz Streuff ein, „aber wir möchten auch in Zukunft dieses breite Spektrum an Berufen vorstellen können.“