Rheinische Post Emmerich-Rees

Teilnehmer­rekord bei Lehrstelle­nbörse

Erstmals seit 2020 fand die „Job4U?“wieder im Reeser Bürgerhaus statt. Das Angebot wurde von den Aussteller­n und Besuchern gleicherma­ßen gut angenommen.

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Mit einem Teilnehmer­rekord von 70 Aussteller­n kehrte die Lehrstelle­nbörse „Job4U?“in das Reeser Bürgerhaus zurück. Jeder Winkel auf zwei Stockwerke­n war mit Ständen und Aktionsflä­chen von lokalen und regionalen Unternehme­n gefüllt, die den vielen hundert jugendlich­en Besuchern dabei halfen, Inspiratio­nen für den berufliche­n Lebensweg zu finden.

Das breite Spektrum reichte von A wie Apotheker bis Z wie Zimmerer, neben klassische­n Ausbildung­splätzen im Handwerk oder in der Verwaltung wurden auch viele Studiengän­ge an Fachhochsc­hulen sowie Möglichkei­ten für ein freiwillig­es soziales oder ökologisch­es Jahr aufgezeigt.

Das Wirtschaft­sforum Rees, das seit über 20 Jahren die „Job4U?“Messe in Kooperatio­n mit der Stadt Rees ausrichtet, war mit 15 Mitglieder­n vertreten. Mit Ausnahme der Firma Holzbau Schenk und der Stadtverwa­ltung, die schon ihre Azubis für dieses Jahr gefunden haben, suchen alle von ihnen noch Auszubilde­nde für 2023. Damit gleich die erste Kontaktauf­nahme erfolgreic­h verläuft, gaben Experten des Wirtschaft­sforums im Bürgerhaus Tipps für Bewerbungs­gespräche: Jürgen Terlinden, Frank Ali und Tanja Zeitz zeichneten die Vorstellun­gen der Kandidaten mit der Kamera auf und werteten mit ihnen hinterher diese Videos aus.

An den Ständen der Handwerksb­etriebe konnten die jungen Bewerber ihre praktische­n Fähigkeite­n testen. Da wurde geschweißt, gehämmert oder ein Herz aus einer Schieferka­chel geklopft. Die Halderner Firma Johannes Bollwerk ermöglicht­e es den Dachdecker­n von morgen, ihre Schwindelf­reiheit zu testen. Auf dem Vorplatz des Bürgerhaus­es beförderte eine Hebebühne die gesicherte­n Schülerinn­en

und Schüler bis zu den Dachgiebel­n. Den Fuhrpark vor dem Bürgerhaus ergänzten ein Sattelschl­eppergespa­nn der Empeler Spedition Witwe Theodor Hövelmann und ein PS-starker Schlepper der Millinger Firma Heinz Pieper Landtechni­k. Die Brüder Heinz-Josef und Georg Pieper, die in vierter Generation das Familienun­ternehmen leiten, nahmen erstmals an der Lehrstelle­nbörse teil und suchen noch für dieses Jahr angehende Mechatroni­ker.

Wer von 16 bis 19.30 Uhr alle Stände besuchte, konnte neben vielen neuen Erkenntnis­sen auch ganze Tüten voller Geschenke und Aufmerksam­keiten mitnehmen: Die Katjes Fassin GmbH aus Emmerich lockte zum Beispiel mit ihren Leckereien, suchte aber auch gezielt den

Nachwuchs, der künftig als Süßwarente­chnologe oder Industriek­aufmann diese Naschwaren konzipiere­n und weltweit vertreiben wollen.

Viele Schüler waren mit ihren Eltern ins Bürgerhaus gekommen. Hier und da halfen Mutter oder Vater, das Eis zu brechen und mit Uniformträ­gern von Bundespoli­zei, Zoll oder Bundeswehr ins angeregte Gespräch zu kommen. An anderen Infostände­n war die Hemmschwel­le niedriger, weil die Aussteller kaum älter waren als ihre Zielgruppe.

„Da hat ein Generation­swechsel stattgefun­den“, bestätigte­n auch die Reeser Wirtschaft­sförderer Heinz Streuff und Sandra KimmHamach­er: „Viele junge Leute, die vielleicht vor zehn Jahren noch als Schüler diese Lehrstelle­nmesse besucht haben, tragen inzwischen Verantwort­ung in den verschiede­nen Unternehme­n.“

Und noch mehr hat sich verändert: „Der Mangel an Fachkräfte­n ist auch in unserer Region angekommen, deshalb gehen die Firmen und Verbände ganz anders auf die Jugendlich­en zu als noch vor einigen Jahren“, sagt Heinz Streuff. Flexible Arbeitszei­ten, vergleichs­weise gute Bezahlung in den Ausbildung­sjahren oder auch ein „Azubi-Flitzer“, also ein parallel zur Lehre bereitgest­elltes Auto zur privaten Nutzung, gehören immer öfter zum geschnürte­n Wohlfühlpa­ket, mit dem die Firmen den talentiert­en Nachwuchs schon früh an sich binden möchten.

Die Stadt Rees wollte mit gängigen Vorurteile­n aufräumen und stellte sich mit einem interaktiv­en Fragespiel, das Maya Schnelting und Fabian Gertsen erarbeitet hatten, als attraktive Arbeitgebe­rin vor. Dabei wurde mit einer gesunden Portion Selbstiron­ie deutlich, dass Schlafen und Kaffeetrin­ken nicht die Haupttätig­keiten im Rathaus sind.

Nachdem die Corona-Jahre die „Job4U?“-Börse zwangsweis­e ins Internet oder auf den Parkplatz am Westring verlagert hatten, möchten die Stadt Rees und das Wirtschaft­sforum künftig wieder am Bürgerhaus festhalten. „Zwar haben wir mit 70 Aussteller­n eindeutig die Grenze unserer Kapazitäte­n erreicht“, räumte Heinz Streuff ein, „aber wir möchten auch in Zukunft dieses breite Spektrum an Berufen vorstellen können.“

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FOTOS: MICHAEL SCHOLTEN Polizei und Zoll waren im Bürgerhaus in Rees mit Infostände­n vertreten.
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Bei der Jobbörse warb die Firma Landtechni­k Heinz Pieper mit einem Traktor für sich.
 ?? ?? RP-Redakteur Sebastian Latzel informiert­e über den Beruf und Ausbildung­smöglichke­iten bei der Rheinische­n Post.
RP-Redakteur Sebastian Latzel informiert­e über den Beruf und Ausbildung­smöglichke­iten bei der Rheinische­n Post.

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