Ein Wasserspielplatz als erster Schritt
Neues Freibad: Die Politik in Rees stimmt für eine Wasserlandschaft als ersten Bauabschnitt. Der zweite soll erst dann folgen, wenn auch die finanziellen Mittel dafür vorhanden sind. Einen Bike-Park wird es auf dem Areal nicht geben.
Am Ende war ein Kompromiss gefunden worden, mit dem irgendwie alle halbwegs leben konnten. Grund zur Euphorie herrscht aber laut Helmut Wesser deshalb nicht: „Wir hätten heute eigentlich über den Bau eines Freibads entscheiden sollen, das haben wir aber in diesem Moment nicht getan“, erklärte der Grünen-Sprecher am Dienstagabend. Er bekräftigte, auch weiterhin am Bau eines neuen Freibades festhalten zu wollen: „Wir haben nicht vor, das bis zum Sanktnimmerleinstag zu verschieben.“
Zuvor hatte der städtische Betriebsausschuss lange über einem neuen Entwurf zum Freibad gebrütet. Wie berichtet, wird der nun in zwei Baustufen ausgeführt. Für die erste gab der Betriebsausschuss nun einstimmig grünes Licht. Demnach soll möglichst im kommenden Jahr eine Wasserlandschaft auf dem Gelände des alten Freibades eröffnet werden. Das Angebot richtet sich insbesondere an Familien mit kleinen Kindern. Mittelpunkt des Vorhabens ist ein Wasserspraypark, der zum Spielen und Toben einlädt. Geplant sind zudem ein Kinderspielplatz und ein Beachvolleyballfeld.
Das an das Freibadgelände angrenzende Stadtbad wird dafür von einer Seite geöffnet, um auch von dort den Zugang zur Wiese zu ermöglichen, beziehungsweise, um die Umkleidekabinen und Duschen des Hallenbades mit zu nutzen.
Zur Straße wird ein Querriegel gebaut, der allerdings nur erst einmal halb so groß ist wie ursprünglich geplant. Dort befindet sich der Eingangsberich und dort werden auch ein Bistro untergebracht und die Vereinsräume des Reeser Schwimmclubs.
Auf den Bau von Umkleidekabinen wird zunächst verzichtet. Ebenso wie auf den von richtigen Schwimmbecken. Die sollen erst dann in einem zweiten Bauabschnitt realisiert werden, wenn die Stadt Rees die nötigen finanziellen Mittel dafür hat und nicht Gefahr laufen muss, durch diese Investition in die Haushaltssicherung zu rutschen. Wann das allerdings der Fall sein wird, lässt sich derzeit seröser Weise nicht sagen, so Andreas Mai.
Der Kämmerer hatte zuvor noch
einmal ausgeführt, warum es der Stadt Rees derzeit so schwer fällt, ein neues Freibad zu bauen. „Bis zum Jahr 2020 haben wir in unseren Jahresabschlüssen stets einen Überschuss verzeichnen und unsere Ausgleichsrücklage auf 10 Millionen Euro ansparen können. Dann kamen Corona und der Ukraine-Krieg. Seitdem haben wir immer ein Defizit, unsere Ausgleichsrücklage dürfte nächstes Jahr aufgebraucht sein.“
Ende vergangenen Jahres hatte das Düsseldorfer Büro POS4 seine Planung für den Neubau des Reeser Freibades vorgelegt. Die Kosten von etwa zehn Millionen Euro lassen sich derzeit nicht schultern. Selbst dann nicht, wenn zwei Millionen Euro Fördergelder des Bundes winken.
Immerhin: Auch die neue Planung, die in enger Absprache mit dem Büro POS4 erfolgte, wird aller
Voraussicht nach vom Bund mit 45 Prozent gefördert. 3,5 Millionen Euro soll der erste Bauabschnitt kosten, gut 1,2 Millionen davon werden also Fördergelder sein. Die Stadt will jetzt so schell wie möglich in die Planungsphase. Baustart könnte dann im Januar 2024, die Inbetriebnahme im Sommer kommenden Jahres sein.
Dass die Stadt Rees bei weitem nicht die einzige Kommune sei, die mit sich ringe, ein Freibad zu bauen, habe sich bei den Gesprächen über die Fördermöglichkeiten gezeigt, so Kämmerer Andreas Mai. „Von dem Förderprogramm, das ursprünglich stark überzeichnet war, sind viele Städte abgesprungen, weil sie sich den Bau eines Freibades inzwischen nicht mehr leisten können“, erklärte Mai. Von den jetzt vorgelegten Plänen ist er überzeugt: „Das ist ein toller Übergang bis wir es angehen
können, einen zweiten Bauabschnitt umzusetzen.“
Wie die einzelnen Bauphasen aussehen sollen, erläuterte Stefan Waerder vom Planungsbüro POS4 dem Ausschuss. Er spricht lieber von Bauabschnitten als von „Modulen“. Einen großen Kostenanteil für den Abschnitt eins wird die Technik für den Wasserspraypark ausmachen. Wasserleitungen für die in Abschnitt zwei geplanten Schwimmbecken werden nicht vorab, sondern erst dann verlegt, wenn sie auch tatsächlich gebraucht werden, erläuterte Waerder den Politikern.
Einen Bike-Park wird es auf dem Gelände des Freibads entgegen einer ursprünglichen Idee der Stadtverwaltung allerdings nicht geben. Der bereitete vor allem den Grünen Bauchschmerzen. Die Idee: Eines der alten Becken hätte verfüllt und so dann als eine Art Wild-Parcours
für Radfahrer genutzt werden sollen. Ähnliche Projekte gibt es in Weeze und Kalkar. In Rees hatten junge Radfahrer angefragt, ob es nicht auch hier so etwas geben könnte. Die Verwaltung griff die Idee auf und wollte sie zum Schwimmbad bringen. Aus Sicherheitsgründen abgetrennt durch einen Zaun. „Wir haben nichts gegen einen Bike-Park, aber an dieser Stelle wollen wir ihn nicht“, so Helmut Wesser von den Grünen. Schließlich nehme der umzäunte Bike-Park einen großen Teil des Schwimmbadareals ein. Das würde die Attraktivität stark mindern. Außerdem könne die Anlage ja auch nur so lange dort bleiben, bis dort die neuen Becken gebaut würden. Daher solle die Stadtverwaltung lieber zeitnah nach einem Alternativstandort suchen. Dafür plädierte auch Michael Schulz von der SPD.