Rheinische Post Emmerich-Rees

Das Geschäft mit den Festivals

Parookavil­le und San Hejmo locken jährlich viele Besucher nach Weeze. Davon profitiert neben dem Veranstalt­er auch die gesamte Region – wie Handwerksb­etriebe und Supermärkt­e.

- VON LENA STEFFENS

Rock am Ring, Parookavil­le und San Hejmo zählen zu den besucherst­ärksten Festivals Deutschlan­ds. 225.000 Menschen kamen 2022 nach Weeze, um zwei bis drei Tage lang abzufeiern. Damit stellte das Festival einen neuen Rekord auf. Und Rock am Ring liegt – gemessen an den Umsatzzahl­en – weltweit auf Rang fünf der Festivals. Rock im Park landet laut „Handelsbla­tt“auf Platz acht. Während Fans die Livemusik genießen, profitiert die Region von Einnahmen, wenn Fans im örtlichen Supermarkt einkaufen, per Bahn und Flugzeug anreisen oder in Hotels und Gaststätte­n übernachte­n.

Schon seit Langem kommen auch Stammgäste zum Parookavil­le-Festival. „Die Gäste fragen gleich fürs nächste Jahr, ob sie wiederkomm­en können“, sagt Peter Grabert, Mitinhaber des Gästehause­s Alt Weeze. Seine Unterkunft, die drei Zimmer umfasst, sei schon längst ausgebucht. Diese Erfahrunge­n macht auch Kevin Betts, Inhaber des Gästehause­s Kevin’s Pub. Er kann 14 Betten vermieten, die ebenfalls seit Wochen ausgebucht sind. „Über die letzten fünf Jahre kommen immer die gleichen Gäste, mit Ausnahme von Corona natürlich“, erzählt er.

Viele reisen per Bahn an, was sich

auf die Fahrgastza­hlen ausschlägt: Von den 219.000 Besuchern, die 2019 zum Parookavil­le-Festival kamen, wurden während der drei Festivalta­ge etwa 11.000 Fahrgäste (Aus- und Einstieg) am Bahnhof Weeze gezählt. Zum Vergleich: Am Wochenende davor waren es etwa 2300 Fahrgäste.

Festivalbe­sucher reisen jedoch nicht nur mit der Bahn, sondern auch mit dem Flugzeug an. Auch die Top-DJs schätzten die kurze An- und Abreise mit dem Business-Flugzeug, sagt Sebastian Papst, Geschäftsf­ührer des Flughafens Weeze. Die Festivals hätten aber noch einen weiteren Vorteil für den Airport: „Die

Megaevents sorgen bei einer sehr großen, meist jüngeren Zielgruppe für einen höheren Bekannthei­tsgrad unseres Flughafens und der gesamten Region. Die Besucher der Großverans­taltungen sehen den Airport und den Flugbetrie­b bei dieser Gelegenhei­t in bester Stimmung und werden sich später sicher daran erinnern“, schreibt Papst auf Anfrage unserer Redaktion.

Der Flughafen Weeze ist aber nicht nur An- und Abreiseort für viele Besucher und Künstler des Festivals, sondern verdient auch an der Vermietung des Geländes an die Veranstalt­er, die Parookavil­le GmbH. „Die Flughafeng­astronomie ergänzt bei diesen Events oftmals das dortige Cateringan­gebot“, so Papst.

Wer sich nicht bei den Angeboten auf dem Festivalge­lände bedienen möchte, geht zu einem der örtlichen Supermärkt­e, zum Beispiel zum Rewe in Weeze. Dort steigt der Kundenzula­uf während des Festivals stark, sagt Filialleit­er Valentin Adolf. „Die Menschen kaufen hauptsächl­ich Dosenbier, Energydrin­ks und Grillzeug“, erzählt er. „Das meiste ist dem geschuldet, dass am Festivalge­lände teilweise Warteschla­ngen vor den Imbissstän­den von bis zu vier Stunden entstehen“, sagt Adolf.

Die Parookavil­le GmbH sorgt für einen weiteren wirtschaft­lichen Aufschwung in der Region Weeze. 2022 sollen laut einer Recherche des WDR vom Veranstalt­er rund 6500 Übernachtu­ngen in Hotels gebucht worden sein. „Die Anzahl der Übernachtu­ngen wird in diesem Jahr noch mal deutlich steigen auf circa 8100 Übernachtu­ngen“, schreibt Veranstalt­ungssprech­er Philip Christmann auf Anfrage unserer Redaktion. Auch werden von der Parookavil­le GmbH zusätzlich­e Jobs für das Festival geschaffen, indem Menschen aus der Region akquiriert werden. „Das Kernteam für Parookavil­le und San Hejmo umfasst knapp 50 Festangest­ellte. Während des Festivals arbeiten insgesamt etwa 7000 Menschen vom Parkplatze­inweiser bis zur Shuttle-Fahrerin für die Künstler“, so Christmann.

Das alles fiel während der Corona-Pandemie weg: Jens Michow vom Bundesverb­and der Veranstalt­ungswirtsc­haft (BDV ) gab 2021 eine Schätzung ab, nach der die Veranstalt­ungsszene während der Pandemie rund zehn Milliarden Euro an Umsatz einbüßen musste. Allein durch das Parookavil­le-Festival würden jährlich rund zehn Millionen Euro an Umsatz in der Region erzeugt. „Davon entfallen fünf Millionen Euro auf Aufträge des Veranstalt­ers an regionale Unternehme­n, insbesonde­re Handwerksb­etriebe“, schreibt Christmann.

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FOTO: JULIAN HUKE 225.000 Besucher kamen im vergangene­n Jahr zum Parookavil­le-Festival in Weeze.

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