Rheinische Post Emmerich-Rees

„Die Innenstadt muss gestärkt werden“

Im Gespräch mit der RP spricht WFG-Geschäftsf­ührerin Sara Kreipe über den vieldiskut­ierten dm-Markt.

- DIE FRAGEN STELLTE CHRISTIAN HAGEMANN

Sarah Kreipe ist Geschäftsf­ührerin der Emmericher Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft, deren Aufgabe auch die Förderung des Emmericher Einzelhand­els ist. Welche Meinung hat sie zu einer möglichen Ansiedlung eines dm-Marktes in der alten Kaserne? Und welchen Blick hat sie auf die Entwicklun­g in der Innenstadt?

Frau Kreipe, was denken Sie: Soll es einen dm-Markt in der alten Kaserne geben?

SARA KREIPE: Ziel sollte es sein, die Innenstadt zu stärken und Frequenzen in die Innenstadt zu halten bzw. neue zu bringen. Aus meiner Sicht, würde die nun beantragte Entwicklun­g, die eh schon sehr schwierige Situation der Innenstadt, negativ beeinfluss­en. Der dm-Markt ist aktuell einer der wenigen Frequenzbr­inger in der Innenstadt, das heißt Kunden kommen wegen des Drogeriema­rktes in die Innenstadt und tätigen oftmals noch sogenannte Kopplungsk­äufe. Davon profitiert der ansässige Handel und die Gastronomi­e in der Innenstadt. Die neuen Handelsflä­chen am Neumarkt sind weitere Frequenzbr­inger und stärken somit die Innenstadt. Daher ist es doch umso wichtiger, diese gerade geschaffen­en Handelsflä­chen sowie die daraus resultiere­nden positiven Auswirkung­en auf die Innenstadt zu schützen.

Aus Kundensich­t, ist es nachvollzi­ehbar, dass eine derartig geplante Agglomerat­ion auf dem KasernenGe­lände zur Deckung der Bedarfe, praktisch ist.

Sollte neben dem bereits vorhandene­n

Aldi ein Edeka und zusätzlich ein dm-Markt auf dem ehemaligen Kasernen-Gelände entstehen, müssen schnellstm­öglich Gegenmaßna­hmen in der Innenstadt realisiert werden. Es müssen weitere Magneten, die Frequenz bringen in die Innenstadt geholt werden. Dazu müssen aber schnellstm­öglich Flächenpot­entiale geschaffen werden.

Die Kombinatio­n Edeka und Aldi in der alten Kaserne ist unproblema­tisch?

KREIPE Die beiden Lebensmitt­elmärkte Aldi und Edeka verbessern das räumliche und qualitativ­e Nahversorg­ungsangebo­t im direkten Siedlungsb­ereich sowie in den Ortsteilen Hüthum, Borghees und Klein-Netterden und heben somit das aktuelle Versorgung­sdefizit im Nahrungs- und Genussmitt­elbereich auf. Negative Auswirkung­en auf die Innenstadt werden diese beiden Betriebsty­pen mit ihrem Nahrungsun­d Genussmitt­elsortimen­t meines Erachtens nicht haben.

Dem Vernehmen nach läuft der Pachtvertr­ag für den Rewe-Markt im Rheincente­r in den kommenden zwei Jahren aus. Muss sich Emmerich auf einen gewaltigen Leerstand im Center einstellen? Gibt es Ideen für das Center?

KREIPE Ob dem so ist, kann ich aktuell nicht bestätigen, aber ein derartiges Szenario ist natürlich möglich. Das Center ist im Privateige­ntum. Mit dem Eigentümer sind wir in Kontakt und könnten im genannten Falle auch versuchen Handelsunt­ernehmen zu vermitteln. Ideen gibt es von unserer Seite, diese müssen aber dem Eigentümer, bauordnung­srechtlich sowie handelssei­tig zusammenpa­ssen.

Durch das Förderprog­ramm für die Innenstadt hat es bereits einige neue Geschäfte gegeben. Wie lange gibt es das Programm noch? Was geschieht nach dessen Ende? KREIPE Das „Sofortprog­ramm Innenstadt“

läuft Ende Dezember 2023 aus. Das Land stellt neue Fördermitt­el zur Verfügung. Aktuell wird gerade von der EGE und WFG der neue Förderantr­ag bearbeitet, um bis Ende 2026 weitere Fördermitt­el zur Stärkung der Innenstadt zu erhalten.

Es gibt Stimmen, die sagen, dass die Fußgängerz­one viel zu lang ist und eingekürzt werden muss. Außerdem gibt es die Idee, die Erdgeschos­se in der Steinstraß­e nicht zwingend fürs Gewerbe vorzuschre­iben, sondern dort auch Wohnungen zuzulassen. Sind das richtige Ansätze?

KREIPE Die Steinstraß­e ist als Nebenlage

einzuordne­n, da sie im Gegensatz zur Hauptlage Kaßstraße eine deutlich geringere Einzelhand­elsdichte, Passantenf­requenz und mittlerwei­le keine Filialiste­n mehr aufweist. Die Steinstraß­e hat vielmehr kleinteili­ge, inhabergef­ührte Geschäfte bzw. spezialisi­erte Anbieter, die ein bestimmtes Zielpublik­um ansprechen. Zudem sind in der Steinstraß­e zahlreiche Leerstände, die aus verschiede­nen Gründen auch nicht durch das Sofortprog­ramm Innenstadt reaktivier­t werden konnten.

MEINER Meinung nach muss es doch darum gehen, die Hauptgesch­äftslage zu sichern und zu stärken und dort die Ansiedlung von Magnetbetr­ieben sowie Fachgeschä­ften zu priorisier­en und städtebaul­iche Entwicklun­gen voranzutre­iben. Eine Geschäftsf­lächenmini­mierung kann natürlich dazu beitragen andere Handelslag­en zu stärken. Der vorhandene Handelsbes­atz in der Steinstraß­e hat natürlich seine Bedeutung für die Innenstadt. Jedoch ist in dieser Nebenlage bereits ein Wandel hin zu einer Funktionsm­ischung besteht aus Dienstleis­tung sowie Handel sichtbar und Wohnen wäre ebenfalls eine Option.

 ?? FOTO: HAGEMANN ?? An dieser Stelle sollen in der alten Kaserne ein Edeka-Markt und ein dm-Markt entstehen. Links zu sehen ist der bereits bestehende Aldi-Markt.
FOTO: HAGEMANN An dieser Stelle sollen in der alten Kaserne ein Edeka-Markt und ein dm-Markt entstehen. Links zu sehen ist der bereits bestehende Aldi-Markt.
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Geschäftsf­ührerin
WFG – Wirtschaft Marketing Tourismus
Sara Kreipe Geschäftsf­ührerin WFG – Wirtschaft Marketing Tourismus

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