„Die Innenstadt muss gestärkt werden“
Im Gespräch mit der RP spricht WFG-Geschäftsführerin Sara Kreipe über den vieldiskutierten dm-Markt.
Sarah Kreipe ist Geschäftsführerin der Emmericher Wirtschaftsförderungsgesellschaft, deren Aufgabe auch die Förderung des Emmericher Einzelhandels ist. Welche Meinung hat sie zu einer möglichen Ansiedlung eines dm-Marktes in der alten Kaserne? Und welchen Blick hat sie auf die Entwicklung in der Innenstadt?
Frau Kreipe, was denken Sie: Soll es einen dm-Markt in der alten Kaserne geben?
SARA KREIPE: Ziel sollte es sein, die Innenstadt zu stärken und Frequenzen in die Innenstadt zu halten bzw. neue zu bringen. Aus meiner Sicht, würde die nun beantragte Entwicklung, die eh schon sehr schwierige Situation der Innenstadt, negativ beeinflussen. Der dm-Markt ist aktuell einer der wenigen Frequenzbringer in der Innenstadt, das heißt Kunden kommen wegen des Drogeriemarktes in die Innenstadt und tätigen oftmals noch sogenannte Kopplungskäufe. Davon profitiert der ansässige Handel und die Gastronomie in der Innenstadt. Die neuen Handelsflächen am Neumarkt sind weitere Frequenzbringer und stärken somit die Innenstadt. Daher ist es doch umso wichtiger, diese gerade geschaffenen Handelsflächen sowie die daraus resultierenden positiven Auswirkungen auf die Innenstadt zu schützen.
Aus Kundensicht, ist es nachvollziehbar, dass eine derartig geplante Agglomeration auf dem KasernenGelände zur Deckung der Bedarfe, praktisch ist.
Sollte neben dem bereits vorhandenen
Aldi ein Edeka und zusätzlich ein dm-Markt auf dem ehemaligen Kasernen-Gelände entstehen, müssen schnellstmöglich Gegenmaßnahmen in der Innenstadt realisiert werden. Es müssen weitere Magneten, die Frequenz bringen in die Innenstadt geholt werden. Dazu müssen aber schnellstmöglich Flächenpotentiale geschaffen werden.
Die Kombination Edeka und Aldi in der alten Kaserne ist unproblematisch?
KREIPE Die beiden Lebensmittelmärkte Aldi und Edeka verbessern das räumliche und qualitative Nahversorgungsangebot im direkten Siedlungsbereich sowie in den Ortsteilen Hüthum, Borghees und Klein-Netterden und heben somit das aktuelle Versorgungsdefizit im Nahrungs- und Genussmittelbereich auf. Negative Auswirkungen auf die Innenstadt werden diese beiden Betriebstypen mit ihrem Nahrungsund Genussmittelsortiment meines Erachtens nicht haben.
Dem Vernehmen nach läuft der Pachtvertrag für den Rewe-Markt im Rheincenter in den kommenden zwei Jahren aus. Muss sich Emmerich auf einen gewaltigen Leerstand im Center einstellen? Gibt es Ideen für das Center?
KREIPE Ob dem so ist, kann ich aktuell nicht bestätigen, aber ein derartiges Szenario ist natürlich möglich. Das Center ist im Privateigentum. Mit dem Eigentümer sind wir in Kontakt und könnten im genannten Falle auch versuchen Handelsunternehmen zu vermitteln. Ideen gibt es von unserer Seite, diese müssen aber dem Eigentümer, bauordnungsrechtlich sowie handelsseitig zusammenpassen.
Durch das Förderprogramm für die Innenstadt hat es bereits einige neue Geschäfte gegeben. Wie lange gibt es das Programm noch? Was geschieht nach dessen Ende? KREIPE Das „Sofortprogramm Innenstadt“
läuft Ende Dezember 2023 aus. Das Land stellt neue Fördermittel zur Verfügung. Aktuell wird gerade von der EGE und WFG der neue Förderantrag bearbeitet, um bis Ende 2026 weitere Fördermittel zur Stärkung der Innenstadt zu erhalten.
Es gibt Stimmen, die sagen, dass die Fußgängerzone viel zu lang ist und eingekürzt werden muss. Außerdem gibt es die Idee, die Erdgeschosse in der Steinstraße nicht zwingend fürs Gewerbe vorzuschreiben, sondern dort auch Wohnungen zuzulassen. Sind das richtige Ansätze?
KREIPE Die Steinstraße ist als Nebenlage
einzuordnen, da sie im Gegensatz zur Hauptlage Kaßstraße eine deutlich geringere Einzelhandelsdichte, Passantenfrequenz und mittlerweile keine Filialisten mehr aufweist. Die Steinstraße hat vielmehr kleinteilige, inhabergeführte Geschäfte bzw. spezialisierte Anbieter, die ein bestimmtes Zielpublikum ansprechen. Zudem sind in der Steinstraße zahlreiche Leerstände, die aus verschiedenen Gründen auch nicht durch das Sofortprogramm Innenstadt reaktiviert werden konnten.
MEINER Meinung nach muss es doch darum gehen, die Hauptgeschäftslage zu sichern und zu stärken und dort die Ansiedlung von Magnetbetrieben sowie Fachgeschäften zu priorisieren und städtebauliche Entwicklungen voranzutreiben. Eine Geschäftsflächenminimierung kann natürlich dazu beitragen andere Handelslagen zu stärken. Der vorhandene Handelsbesatz in der Steinstraße hat natürlich seine Bedeutung für die Innenstadt. Jedoch ist in dieser Nebenlage bereits ein Wandel hin zu einer Funktionsmischung besteht aus Dienstleistung sowie Handel sichtbar und Wohnen wäre ebenfalls eine Option.