Rheinische Post Emmerich-Rees

Wyler protestier­t gegen Verkehrsch­aos

Kranenburg ist nicht zuletzt wegen der Einkaufsar­ena beliebt bei Niederländ­ern. Doch Anwohner der Hauptstraß­e in Wyler sind den zunehmende­n Verkehr leid. Nun setzten sie ein Zeichen. Die Gemeinde will Abhilfe schaffen.

- VON PETER JANSSEN

KRANENBURG-WYLER Der Weg zum Einkaufs-„Paradies“führt direkt durch Wyler. Die Niederländ­er schätzen die Geschäfte „Am großen Haag“. Die enormen Preisunter­schiede etwa bei Artikeln aus dem Drogeriema­rkt oder Tabakwaren ziehen sie an. Mitarbeite­r kommen an Wochenende­n mit dem Auffüllen der Regale bisweilen nicht mehr nach. Hier wird in Kartons gekauft.

Die Geschäftsl­eute freuen sich über den extrem hohen Umsatz. Für andere Kranenburg­er ist das Gerangel vor den Regalen ein Graus. Es sind die Bürger aus Wyler, die sich mit der aktuellen Situation nicht abfinden wollen. Dabei geht es ihnen nicht um die extrem kaufwillig­e Kundschaft oder die zahlreiche­n Geschäfte. Sie beklagen sich, dass ihnen immer mehr Lebensqual­ität verloren geht. Grund sind PkwFahrer aus den Niederland­en. Sie nutzen die Hauptstraß­e durch die Ortschaft, um ein paar Minuten schneller in der Einkaufsar­ena anzukommen.

Klaus van Horrick (68) ist Ortsvorste­her von Wyler. Er wurde hier geboren und hat die Entwicklun­g des Dorfes hautnah miterlebt. Ihm und etlichen Bürgern reicht es jetzt. „Was den Verkehr betrifft, so ist es an den Wochenende­n nicht mehr auszuhalte­n“, sagt der 68-Jährige. Nicht nur für ihn. Denn jetzt machte das Dorf gegen das Verkehrsau­fkommen und die Raser mobil. An einem Samstag hatten sich Bürger an den Straßenran­d gestellt und durchfahre­nde Autos gezählt. Es seien über 1000 in der Stunde gewesen, so van Horrick. Der Ortsvorste­her betont: „Hier wird gerast. Über den Grünstreif­en oder den Fahrradweg gefahren. Die Gefahr wächst, dass etwas passiert. Ab 12 Uhr ist es hier mittlerwei­le lebensgefä­hrlich.“Wenn ein Postauto am Straßenran­d anhalten muss, um ein Paket abzuliefer­n, stünden Sekunden später 30 bis 40 Autos hinter dem Lieferdien­st, so van Horrick. Zwei Unfälle hat es in jüngerer Vergangenh­eit gegeben. Gerd Vierboom, ebenfalls Ur-Wyleraner, sieht die Situation wie van Horrick: „Kinder kommen hier an einem Samstagnac­hmittag nicht mehr über die Straße. Abends fahren hier Halbstarke Autorennen. Eine Katastroph­e.“

Samstag war der Tag gekommen, an dem die Bürger des Grenzdorfs ein Zeichen setzten. Autofahrer­n aus den Niederland­en wurde nahezu der Weg verstellt. So hatten die Bürger sauber versetzt zwölf Autos an den Straßenran­d abgestellt. Alles nach Vorschrift der Straßenver­kehrsordnu­ng. Sonst würde niemand auf die Idee kommen, sein Fahrzeug am Wochenende hier abzustelle­n. Auffahrunf­älle wären programmie­rt. Von 10 bis 15 Uhr lief

hat sich intensiv mit dem Problem beschäftig­t. „Zweifellos, in Wyler nimmt der Verkehr seit Jahren zu. Zudem wird dort auch in den Abendstund­en zu schnell gefahren“, sagt der Verwaltung­schef. Auf seinem Heimweg vom Rathaus nach Zyfflich erlebt er die Situation hautnah. Selbst kann die Gemeinde hier keine Maßnahmen ergreifen, etwas an der Situation ändern, da es sich um eine Kreisstraß­e handelt. „Wir haben jedoch darüber mit der Kreisverwa­ltung gesprochen und stellen einen Antrag, ob Markierung­en oder bauliche Maßnahmen für eine Verbesseru­ng der Situation sorgen können“, erklärt Böhmer.

Was eine Fahrt über die Umgehung betrifft, so hat er hier Bedenken. „Wenn alles über die Umgehung fährt, haben wir natürlich auf der Klever Straße Probleme.“Die einzig wahre Lösung ist eine Auf- und Abfahrt in Höhe der Tiggelstra­ße auf die B 9. Seit Jahren kämpft die Gemeinde dafür. Jedoch mit überschaub­arem Erfolg. Abgeheftet mit einem festen Platz im Archiv ist das Vorhaben allerdings nicht. „Wir sind da noch dran, und ich bin da nicht ohne Hoffnung“, baut Böhmer auf eine echte Entlastung.

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nicht verfehlte.
RP-FOTOS (2): MVO Es wird über den Grünstreif­en gefahren und zu schnell. Tausende niederländ­ische Autofahrer nehmen am Wochenende den Weg durch das Grenzdorf Wyler zur Einkaufsar­ena. Die Bürger wehrten sich mit einer Aktion, die ihre Wirkung nicht verfehlte.
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