Rheinische Post Emmerich-Rees

Keine Landesunte­rkunft in Kevelaer

Auch Kevelaer hätte gerne eine ZUE gehabt und schlug die leer stehende Jugendherb­erge vor. Doch die Pläne zerschluge­n sich.

- VON SEBASTIAN LATZEL

Die Situation bei den Geflüchtet­en bleibt landesweit angespannt. Deshalb braucht das Land auch dringend Landesunte­rkünfte, in denen die Asylbewerb­er erst einmal untergebra­cht werden, bis sie auf die Kommunen verteilt werden. Eine solche Anlage mit dem unschönen Begriff „Zentrale Unterbring­ungseinric­htung“(ZUE) wird, wie berichtet, jetzt am Airport Weeze errichtet. Dort gibt es dann schon zwei solcher Unterkünft­e.

Auch die Stadt Kevelaer hätte gerne eine Landesunte­rkunft gehabt. Denn die Geflüchtet­en dort werden auf die Quote der Kommunen angerechne­t. Heißt im Klartext: Alle Geflüchtet­en in einer Landeseinr­ichtung zählen, als wenn sie dauerhaft in der Kommune bleiben. Weiterer Vorteil: Die Kosten für die Unterbring­ung trägt dann komplett das Land und nicht die Kommune. Kevelaer hatte deshalb die Jugendherb­erge ins Gespräch gebracht. Die steht leer und wäre theoretisc­h verfügbar. Die Stadt hatte in der Sache Gespräche mit dem Deutschen Jugendherb­ergswerk (DJH) geführt und außerdem auch die Bezirksreg­ierung eingeschal­tet. Die sollte prüfen, ob die Einrichtun­g vielleicht als Landesunte­rkunft infrage kommt. Mitarbeite­r der Düsseldorf­er Behörde waren auch in Kevelaer, hatten sich mit Vertretern des DJH ausgetausc­ht und die Jugendherb­erge in Schravelen angesehen. Schließlic­h zerschluge­n sich aber die Pläne. Es sei wirtschaft­lich nicht vertretbar, die Jugendherb­erge auch übergangsw­eise als Unterkunft für Geflüchtet­e zu nutzen, hatte die Bezirksreg­ierung argumentie­rt. Der Sanierungs­stau der bekannten Mängel sei groß, die nicht sichtbaren Schäden seien kaum kalkulierb­ar. Zudem hätte das Gebäude nur bis Ende 2025 zur Verfügung gestanden, der Aufwand sei für so eine kurze Zeitspanne einfach zu kurz.

In Weeze dagegen findet das Land andere Bedingunge­n vor. Da die Reihenhaus­siedlung bereits auf dem Gelände des Airports vorhanden war, mussten die Gebäude nur modernisie­rt werden. Das hat die Flughafen Niederrhei­n GmbH als Vermieteri­n übernommen. Die hat einen mittleren Millionenb­etrag in den Umbau gesteckt. Auch die Sanierung der ersten Unterkunft hatte bereits die Flughafen GmbH übernommen. Damals hatte der Airport rund sechs Millionen Euro in die Hand genommen. Zudem können dort vergleichs­weise viele Geflüchtet­e untergebra­cht werden.

Das kommt dem Ansatz des Landes entgegen: „Ein wesentlich­er Hebel zur Unterstütz­ung der Kommunen bei der Unterbring­ung und Versorgung stellt der Ausbau des Landesaufn­ahmesystem­s dar. Das Ministeriu­m für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstel­lung, Flucht und Integratio­n hat deshalb gemeinsam mit den Kommunalen Spitzenver­bänden vereinbart, bis Frühjahr 2024 3000 neue Plätze zu schaffen“, heißt es.

In der neuen Unterkunft in Weeze werden ab Ende April zunächst 400 Plätze geschaffen, im Endausbau

ab April sollen insgesamt bis zu 640 Plätze entstehen. Wie berichtet, hat sich Ministerin Josefine Paul selbst vor Ort ein Bild der neuen Einrichtun­g gemacht. Vorher hatte sie sich auch eine Einrichtun­g in Gladbeck angesehen. „Die Beispiele Gladbeck und Weeze zeigen sehr gut, dass in der engen Kooperatio­n mit den Kommunen und der guten Abstimmung mit den Bezirksreg­ierungen der weitere Ausbau des Landessyst­ems gelingen kann“, sagte die Ministerin. „Einrichtun­gen des

Landes befinden sich natürliche­rweise immer in Kommunen und dementspre­chend ist es wichtig, dass wir in der Kooperatio­n mit den politische­n Ebenen vor Ort geeignete Standorte identifizi­eren können. Dies ist auch zentral für die Akzeptanz der Bevölkerun­g. Ich bin sehr froh, dass wir sowohl in Gladbeck als auch in Weeze eine gute, gemeinsame Lösung finden konnten und danke den Verantwort­lichen vor Ort für die konstrukti­ve Zusammenar­beit.“

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FOTO: PRÜMEN In Weeze wird jetzt eine neue Landesunte­rkunft eröffnet, in Kevelaer wird es keine geben.

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