Liebe und Mord am Niederrhein
Marlene Bach lässt die Hauptfigur ihres neuen Romans in ein abgelegenes Dorf am Niederrhein eintauchen. Warum sie diese Region gewählt hat.
Als Franca Sallner das erste Mal am Niederrhein unterwegs ist, fällt ihr vor allem die Weite des Landes auf: scheinbar endlose Felder, zwischendrin kleine Waldinseln, ab und an ein Dorf mit roten Backsteinhäusern und spitzem Kirchturm. Das Ziel ihrer Reise ist Neeskamp, ein Dorf, von dem sie noch nie etwas gehört hat. So weit abgelegen, dass es weder Handyempfang noch einen Supermarkt gibt. Neeskamp samt seinen Bewohnern und Geheimnissen wird für Franca vorerst zur Bleibe – und damit zum Handlungsort des neuen Romans „So weit das Land, so frei das Herz“der Heidelberger Autorin Marlene Bach.
Im fiktiven Dorf am Niederrhein hat Franca ein Haus geerbt. Von einer Frau, die sie nicht kennt. Um sich das Haus anzuschauen und vor ihrer Vergangenheit sowie wichtigen Entscheidungen wegzurennen, fährt Franca von Heidelberg an den Niederrhein.
Dort wird sie schneller in die Dorfangelegenheiten eingebunden, als ihr lieb ist und findet sich schon bald bei Dorfverhandlungen, einer Wellensittich-Beerdigung und den Rivalitäten zwischen den Bewohnern von Neeskamp und Lütenkamp – dem ebenso fiktiven Nachbardorf – wieder. Auch mit einem Mord und dessen Folgen gehen die Neeskamper auf ihre eigene Weise um. Dabei kommt die Ortsfremde schnell in Kontakt mit der Dorfgemeinschaft. Besonders der Außenseiter Lars geht Franca nicht mehr aus dem Kopf, obwohl er eine dunkle Seite und allerhand Geheimnisse zu haben scheint und sie ja eigentlich auch in einer Beziehung ist.
Der Roman von Marlene Bach ist gleichzeitig Liebesgeschichte und Kriminalroman und spielt nicht zufällig am Niederrhein. Bach ist hier aufgewachsen und bis heute mit der Region verbunden, obwohl sie seit über 25 Jahren in Heidelberg lebt und schreibt. Teile des Buches habe sie während der Corona-Zeit verfasst. „In Gedanken in eine weite und offene Landschaft einzutauchen, während man das Haus nicht verlassen konnte, war etwas, das mich mit durch diese Zeit getragen hat“, sagt Bach. Sie sei immer mal wieder am Niederrhein unterwegs, um Verwandte zu besuchen, und kennt die Ortschaften hier noch immer gut.
„Durch das Schreiben des Romans hat sich aber mein Blick auf die Region verändert – ich habe sie durch die Augen meiner Hauptfigur gesehen, viel genauer hingeschaut, und muss sagen: immer noch verdammt schön hier“, sagt die Autorin, die bei dem Stichwort „Niederrhein“sowohl an die Landschaft – rote-braune Backsteinhäuser, Felder, Pappeln – als auch an die Küche – Panhas und Sauerbraten – denken muss.
Neeskamp ist erfunden, „aber wenn es dieses Dorf gäbe, würde ich mir überlegen, dorthin zu ziehen“, sagt Bach. Denn die Neeskamper würden nach dem Motto „füreinander statt gegeneinander“leben. Wie das aussehen kann, zeigt sich im Verlauf des Romans. Bei aller Fiktion gibt es übrigens auch eine reale Figur: Die störrische Gans, vor der sich sowohl Franca als auch die junge Marlene Bach fürchten.