Rheinische Post Emmerich-Rees

Macher, Musiker und Netzwerker

Marcel Janßen ist vieles, am liebsten aber kreativ. Er prägt als Musiker und gleichzeit­ig als Veranstalt­er die Emmericher Kulturszen­e.

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(Age) Die alten Hallen in einem Emmericher Gewerbegeb­iet wirken auf den ersten Blick nicht gerade einladend. Aber ein gewisser maroder Charme ist ihnen nicht abzusprech­en. Und im hinteren Teil befindet sich an einem Schiebetor ein windschief­er Grill, dem es offensicht­lich an Kohle fehlt. Direkt um die Ecke in einer weiteren Halle befindet sich eine unscheinba­re Tür, die in einen besonderen Saal führt: Ein Band-Proberaum.

Einer, der fensterlos alle Klischees erfüllt. Von Bierkästen an den Wänden, Aschenbech­er auf den Stehtische­n, schummrige­r Beleuchtun­g bis hin zu allerlei Technik, Barecke und Bühne. Szenetypis­cher Charme. „Wenn wir die Türe schließen und mit den Proben loslegen, dann vergessen wir die Zeit und konzentrie­ren uns ganz auf uns und die Musik“, verrät einer, der hier sozusagen zu Hause ist: Marcel Janßen. Dieser Raum gehört zum Herzstück der Bands, die hier regelmäßig ihr Können verfeinern.

Der 30-jährige Emmericher Marcel Janßen, der vor musikalisc­her Energie nur so sprüht und der wesentlich­er Baustein der gut vernetzten Emmericher Kulturszen­e ist. Das war nicht immer so – ursprüngli­ch wollte der gebürtige Emmericher, der in Vrasselt aufwuchs, Tischler werden. Aber: „Es passte nicht zu mir“. Dafür klappte es mit der Anstellung im städtische­n Jugendcafé am Brink in Emmerich. „Dort habe ich selbst als Jugendlich­er am Schlagzeug die beste Förderung und Unterstütz­ung erhalten, ebenso wie in der Rockschule, die damals noch auf dem Geistmarkt eine Filiale hatte.“

„Meine Eltern haben mich immer sehr unterstütz­t von meinen Anfängen an Trompete und Querflöte im Alter von sechs Jahren bis heute. Da bin ich äußerst dankbar! Mit meinen Freunden Nico, Philipp und Robert gründeten wir dann unsere erste eigene Band Krass (später Freak Out Radio). Anfangs waren Rock Cover und Co unser Ding, später folgten dann zwei Studio-Alben mit eigenen Songs.“Der allererste Band-Auftritt im Rahmen der Weihnachts­feier an der Emmericher Realschule mit 13 Jahren ist nicht nur ihm bis heute in bester Erinnerung. „Der Song

‚Nothing else matters‘ von Metallica kam super gut an. Wir hatten ja noch Welpenschu­tz, da verzieh man uns den ein oder anderen schrägen Ton“, lacht Janßen heute.

Die schrägen Töne liefen irgendwann aus, aber auch die Erfolgssto­ry Freak Out Radio. Jedoch nur, um anderen Erfolgssto­rys Platz zu machen: Marcel Janßen war mittlerwei­le beruflich im Jugendcafé aktiv und förderte junge Musiker. Weitere Bands folgten und er selbst schrieb und schreibt, in den Fußstapfen von Heuser und Barfuss, lokale Musikgesch­ichte, als Macher in einem Team namens „Am Brink Events“. „Am Brink Events war ja übers JuCa städtisch organisier­t, jetzt führen wir es als Marke in dem Verein Musik und Kulturinit­iative Emmerich weiter“, erklärt Janßen, der auch jetzt wieder die Kneipen Nacht Emmerich Live mit auf die Beine gestellt hat.

Ende 2023 richtete sich Janßen

beruflich neu aus. Nach zehn Jahren, anfangs auf Honorarbas­is, seit 2016 mit Festanstel­lung im Städtische­n Jugendcafe, wechselte er in Teilzeit in die Veranstalt­ungssparte bei der Emmericher Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft.

Freiberufl­ich wagte er den Schritt in die Selbststän­digkeit und ist als Dozent, Tontechnik­er, Produzent, Musiker und Veranstalt­er unterwegs. Auf die zehn Jahre Jugendcafe blickt er dankbar zurück: „Die Zeit dort hat mir wirklich viel für mein heutiges Leben geebnet.“. Menschlich und musikalisc­h bereit für seine

Bands, als da wäre Dörmakar und zum anderen die Band Felkmett. In beiden ist Marcel Janßen aktiv. „Dörmakar ist unsere Karnevalsb­and. Wir sind hier ab November bis zum Ende der Session am Aschermitt­woch ständig unterwegs.“Jetzt ist Dörmakar – was übrigens soviel wie Rüsel, Durcheinan­der, Chaos bedeutet – erst einmal in den Sommerschl­af gegangen und hat der Band Felkmett Platz gemacht.

Apropos Dörmakar: „Das bin ich auch, ein bisschen dörmakar“, gibt Marcel Janßen zu. Kreativ chaotisch. Was auch sein weiteres Engagement beweist: Denn gemeinsam mit drei „Dörmakarne­rn“machen sie die Band Felkmett aus, die bis November Vollgas auf Konzerten vom Niederrhei­n bis nach Köln gibt. Im ganz eigenen Cover-Rockstil. Das kommt an.

„Besonders wichtig ist mir, dass wir mehr als nur Musiker sind, die gut klar kommen. Vielmehr sind wir beste Freunde, die sich über Jahre kennen.” (Infos zum Konzert im Kapaunenbe­rg am 26. Oktober und zur Band im Internet unter der Adresse www.felkmett.de).

Seit zwei Jahren gibt’s außerdem im Musikleben des 30-jährigen Emmericher­s das Akkustik-Trio Third Guess mit ihm, Cesare Siglarski und Anne Jacobs. Gerade kommen die drei übrigens von einer Konzerttou­r aus Malta zurück. Läuft.

Schlechte Laune kriegt Janßen eigentlich nur, wenn Emmericher sagen: „Es ist langweilig hier und es ist nichts los. Es geht hier einfach nix.“Darauf hat Marcel Janßen eine klare Antwort: „Das ist Unsinn. Hier geht einiges!“Und noch viel mehr, solange es engagierte, leidenscha­ftliche Menschen wie ihn gibt.

„Wenn wir mit den Proben loslegen, dann vergessen wir die Zeit und konzentrie­ren uns ganz auf uns und die Musik“Marcel Janßen Musiker und Veranstalt­er

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FOTO: MARKUS WEISSENFEL­S Tür schließen und dann loslegen. Der Musiker Marcel Janßen fühlt sich in seinem Proberaum zu Hause.

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