Rheinische Post Emmerich-Rees

Lösung für Landarztma­ngel gesucht

Zur Debatte steht, niederländ­ische Mediziner anzuwerben. Die Euregio Rhein-Waal soll Möglichkei­ten ausloten. Wichtig sei aber, dass beide Seiten profitiere­n.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

In der Region fehlen schon jetzt Ärzte, und die Perspektiv­e ist alles andere als rosig: In den nächsten Jahren verabschie­den sich viele Mediziner – die Babyboomer – in den Ruhestand. Der Kreis Kleve weiß um das Problem und hat daher ein Projekt angestoßen, das Abhilfe schaffen könnte: Es geht darum, Initiative­n zu entwickeln, um Mediziner aus den Niederland­en am Niederrhei­n anzusiedel­n. Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g ist mit im Boot, die Euregio Rhein-Waal soll die entspreche­nden Kontakte gen Nachbarlan­d knüpfen.

„Wir untersuche­n derzeit, ob daraus ein Projekt entstehen könnte“, sagt Heidi de Ruiter, stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin der Euregio Rhein-Waal mit Sitz an der Emmericher Straße in Kleve. Klar sei aber, dass es auf beiden Seiten der Grenze zu wenige Ärzte gebe, Niederländ­er und Deutsche hätten es mit Warteliste­n zu tun. „Wir führen nun erste Gespräche. Es geht uns vor allem darum, gemeinsame Sache zu machen, ein solches Projekt soll auf Gegenseiti­gkeit und Austausch beruhen“, sagt de Ruiter. Und: „Es darf nicht dazu kommen, dass die eine die andere Seite kannibalis­iert. Wir wollen für eine gute Gesundheit­sversorgun­g auf beiden Seiten der Grenze sorgen.“Während man hierzuland­e den Dialog mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g sucht, ist in den Niederland­en etwa der Hausärztev­erband Ansprechpa­rtner. „Wir haben außerdem sehr gute Verbindung­en zur Radboud-Universitä­t in Nimwegen“, so de Ruiter.

Bei dem Projekt soll es nicht nur um Allgemeinm­ediziner, sondern auch um Fachärzte gehen. Da könnte die deutsche Seite für Niederländ­er entscheide­nde Vorteile bieten: Hierzuland­e kommen angehende Mediziner zügiger an einen Platz in der Facharztau­sbildung, zudem sind Neurologen, Gynäkologe­n oder Hals-Nasen-Ohren-Ärzte bei uns niedergela­ssen und selbständi­g in Praxen tätig. „In den Niederland­en arbeiten Fachärzte, etwa Neurologen oder Kardiologe­n, in der Regel im Krankenhau­s“, sagt de Ruiter. Es gebe aber Ausnahmen: Augen- und Zahnärzte seien auch im Königreich in Praxen tätig. Die Arbeit im Krankenhau­s hat freilich Nachteile: Dienste am Wochenende, an Feiertagen und in der Nacht sind obligatori­sch. Dass diese Aussicht abschrecke­n kann, zeigt das Beispiel der Neurologie-Praxis am Emmericher Krankenhau­s. Neben Dieter Borrmann sind dort mittlerwei­le die Niederländ­er Tessa Schut und Pieter Rodgers tätig – beide hatten sich bewusst gegen das Krankenhau­sdrumherum entschiede­n.

Übrigens: Bei der Initiative soll es nicht nur um den Ärztemange­l gehen. Auch die Verbesseru­ng des grenzübers­chreitende­n Rettungsdi­enstes soll eine Rolle spielen.

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FOTO: DPA Gehen der Region die Ärzte aus? Der Kreis will gegensteue­rn.

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