Wer bekommt die Landesgartenschau?
Am Freitag fällt die Entscheidung, wo die Landesgartenschau 2029 stattfinden wird. Mit dem Leitmotiv „Stadt, Land, Wasser“wähnt sich Kleve in einer guten Position. Aber auch Steinfurt wirbt mit seinen Vorzügen. Ein Städtevergleich.
KLEVE In vielen Städten in NRW war eine Bewerbung diskutiert worden, ein Konzept für die Landesgartenschau 2029 gaben schlussendlich aber nur Kleve und Steinfurt beim Landesministerium ab. Am Freitag macht die Bewertungskommission die Entscheidung öffentlich – wir wagen im Vorfeld einen Vergleich.
Ausgangssituation Kleve ist mit 53.000 Einwohnern die größere Stadt, Steinfurt nahe Münster zählt nur knapp 35.000. Beide Bewerber sind an den Zugverkehr angebunden. Aus touristischer Sicht bringen Steinfurt und Kleve gute Voraussetzungen mit. Während sich der eine Ort mit historischen Gartenanlagen, Kermisdahl oder Museum Kurhaus schmückt, kann die nördlichere Kreisstadt mit Wasserschloss, historischer Altstadt und einem Kreislehrgarten punkten. Hinter vorgehaltener Hand wird im politischen Kleve immer wieder gemutmaßt, dass man deshalb im Nachteil sein
könnte, weil die Landesgartenschau 2026 in Neuss und damit ebenfalls im Rheinland stattfindet. Es heißt, dass sich die Bewertungskommission vor dem Hintergrund für 2029 eher in Richtung Münsterland orientieren könnte. Mehr als ein Gerücht ist das aber nicht.
Motto
Kleve hat das Motto „Schaffen, was bleibt – Stadt, Land, Wasser“gewählt. Immer wieder hatten die Planer im Rathaus betont, keine Blümchenschau ausrichten zu wollen, man wolle stattdessen Nachhaltiges schaffen. Steinfurt stellt unter dem Titel „NaturVerbunden“die Elemente Natur, Kultur, Bildung und Historie zentral. Mit der Landesgartenschau sollen die Stadtteile Burgsteinfurt und Borghorst verbunden werden, dazwischen gibt es eine Auen- und Waldlandschaft.
Pläne
In Kleve sollen die Gartenanlagen auf ein neues Niveau gehoben werden, der Prinz-Moritz-Park soll einen Spielhanggarten und Aussichtspunkte bekommen. Das Campusareal
der Hochschule soll begrünt und entsiegelt werden, die Fußgängerzone soll klimaresilient umgestaltet werden. Und die Wasserqualität von Spoy und Kermisdahl könnte verbessert werden. Zudem soll Geld in die Sichtbarmachung der Wallanlagen fließen. Und in Steinfurt? Dort soll vor allem die Bagno profitieren, ein Gelände rund um einen freistehenden klassizistischen Konzertsaal.
Es handelt sich um ein 50-HektarAreal mit Wasserläufen und Wäldern. Doch der Baumbestand hat gelitten, daher hofft man auf eine ökologische Aufwertung der Flächen. Ein weiterer Punkt: Die Mobilität in Steinfurt soll mit der Laga verbessert werden.
Kosten
In Steinfurt rechnet man mit 21 Millionen Euro Kosten im Investitionshaushalt, der Eigenanteil der Stadt soll sich auf etwa neun Millionen Euro belaufen. Für den Durchführungshaushalt werden weitere 7,6 Millionen Euro veranschlagt. Die Planer glauben aber, im Gegenzug zehn Millionen Euro im Rahmen der Laga einnehmen zu können, vor allem über Eintrittsgelder – damit wären die Durchführungskosten gedeckt. Bemerkenswert: In Steinfurt hat man sich mit Folgekosten befasst, die entstehen, wenn man die geschaffenen Anlagen erhalten will; knapp 500.000 Euro jährlich. Kleves Kämmerer Klaus Keysers sprach von einem Eigenanteil von 8,3 Millionen Euro im Investitionshaushalt, bei Gesamtinvestitionen von 30 Millionen
Euro. 5,9 Millionen Euro müsste die Stadt für den Durchführungshaushalt stemmen.
Debatte
Im Klever Stadtrat wurde im Vorfeld der Entscheidung für eine Laga-Bewerbung heftig gerungen. OK, FDP, AfD und Teile der SPD waren dagegen. Die Fraktionen wurden teils dafür kritisiert, verantwortlich zu sein, dass Kleve kein „geschlossenes“Bild abgibt. Doch auch in Steinfurt gelang keine einstimmige Entscheidung. 40 Ja-Stimmen standen elf Nein-Stimmen gegenüber. Und: Der Nabu zieht in Erwägung, gegen eine Laga im Naturschutzgebiet zu klagen. In Kleve stand zumindest die Verwaltung geschlossen, in Steinfurt sah das etwas anders aus: Der Personalchef hatte im Rat überraschend das Wort ergriffen und moniert, dass die Belastung der Verwaltungsmitarbeiter schon jetzt grenzwertig hoch sei, sie werde durch die Laga noch weiter wachsen. Er forderte mehr Personal – die vor Ort erscheinende „Münstersche Zeitung“schrieb von einem „Eklat“.