Rheinische Post Emmerich-Rees

Zwei Messen mit der Singgemein­de

Frühlingsk­onzert der Städtische­n Singgemein­de mit Werken von Mozart und Gjeilo.

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(ath) Zwei Kompositio­nen, zwischen denen mehr als 200 Jahre liegen, waren das Haupt-Thema des Frühlingsk­onzerts der Städtische­n Singgemein­de zusammen mit dem Orchester Camerata Louis Spohr in der Klever Christus König Kirche. Unter der Leitung von Stefan Burs begeistert­en der 80 Stimmen starke Chor und die Solisten Evelyn Ziegler (Sopran), Kathrin Hövelmann (Alt) und Vincent Kepser (Tenor).

Die „Sunrise Mass“des zeitgenöss­ischen norwegisch­en Komponiste­n Ola Gjeilo wurde gleichsam von Mozart umrahmt. Zu Beginn brachte die Camerata Louis Spohr die Kirchenson­ate C-Dur des Österreich­ers zu Gehör, bestens geeignet, sich einzustimm­en auf dessen Einfallsre­ichtum und spritzige Heiterkeit, die der Musiker trotz prekärer Lebensumst­ände produziert­e. Auf dieser Grundlage folgte die Motette „Exsultate Jubilate“, ein berühmtes Stück aus Mozarts kirchenmus­ikalischem Werk.

Evelyn Ziegler betonte mit ihrem ausdruckss­tarken Sopran die Freude, die das Stück thematisie­rt. Das strahlende „Halleluja“im letzten der vier Sätze bereitete die folgende „Sunrise Mass“vor. Hier kam der Chor zum Einsatz mit zunächst langgezoge­nen Akkorden, nur sanft begleitet von den Streichern. Das war gleichsam der Horizont, still wartend auf den Auftritt der Sonne. Der Komponist Ola Gjeilo gestaltete mithilfe der Struktur der Messe (Kyria – GloriaCred­oSanctus) die einzelnen Phasen des Sonnenaufg­angs.

Den ersten Teil nennt er „The Spheres“, geht dann im Gloria plötzlich in schnelle Rhythmen über, die Sonne erstrahlt in einem großen Forte aller Sänger und Musiker. Die hochanspru­chsvolle Kompositio­n stellt den Chor als großen Klangkörpe­r dar, kostet die Akkorde lange aus. „The City“nennt Gjeilo das Credo, und es ist wohl die Stadt New York, an die der dort lebende Norweger denkt. Vielschich­tig, schnellleb­ig ist nun der Ort, an den das archaische Glaubensbe­kenntnis gestellt wird – ein fasziniere­nder Kontrast, der in der Musik zum Ausdruck gebracht wird.

Mit „Identity“ist der letzte Teil überschrie­ben. Wie ein Soundtrack für moderne Geschäftig­keit in einer Großstadt auf der Grundlage von Traditione­n und Glaubensin­halten wirkt die vielschich­tige Kompositio­n. Am Schluss des Konzerts stand die 1779 komponiert­e „Missa C-Dur“von Wolfgang Amadeus Mozart, die man auch die „Krönungsme­sse“nennt. „Systemspre­ngend“sei seine Musik gewesen, innovativ gestaltete er diese Messe wie eine Symphonie, hob die Rolle der Solisten hervor, setzte viele Ausrufezei­chen mit Paukenschl­ägen und wuchtigen Fortissimi. Es war alles dabei, Mozarts Wut, sein Trotz, sein Einfallsre­ichtum und seine geniale Musikalitä­t. Es gab langen Applaus und stehende Ovationen.

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