Rheinische Post Emmerich-Rees

Fünf Projekte gegen Hitze-Sommer

Der Stadtrat hat das Klimaanpas­sungskonze­pt beschlosse­n, so soll Kleve für steigende Temperatur­en und Trockenhei­t fit gemacht werden. In dem Papier stehen konkrete Maßnahmen. Doch aus der Politik kommen auch kritische Töne.

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Die Klever Stadtverwa­ltung gibt sich beim Thema Klimaschut­z selbstbewu­sst: Man sei auf einem guten Weg, engagiert bei der Sache, man habe das Ziel Klimaneutr­alität vor Augen. Nur gehört auch zur Wahrheit: Den Klimawande­l werden die Verantwort­lichen vor Ort nicht aufhalten. Auch am Niederrhei­n werden die Temperatur­en steigen, werden Trockenhei­t und Extremwett­er zum Alltag gehören. Doch die Klever Politik will gerüstet sein – und hat daher nun das Klimaanpas­sungskonze­pt verabschie­det.

Fast 150 Seiten ist der Maßnahmenk­atalog lang. Dargelegt wird, wie sich die Stadt an den Klimawande­l anpassen soll. Die Bevölkerun­g soll etwa vor Hitzestres­s geschützt und aufgeklärt werden, die Klever Landschaft­en sollen erhalten und die Stadtplanu­ng für Folgen der Erderwärmu­ng sensibilis­iert werden. Offenkundi­g ist: Hitzeprobl­eme gibt es zuvorderst im Innenstadt­bereich, aber auch Kellen und Teile von Materborn sind betroffen. Die Fachbüros haben fünf Leuchtturm­projekte ausgemacht, um gegenzuste­uern.

Eines davon ist die Umgestaltu­ng der van-den-Bergh-Straße, die stark von Hitze betroffen ist. Der Bereich, in dem in den vergangene­n Jahren kräftig gebaut wurde, soll begrünt werden, und zwar mit klimaresil­ienten Pflanzen. Zudem sollen durch eine moderne Regenwasse­rbewirtsch­aftung – etwa durch Abkopplung, Speicherun­g und Nutzung von Niederschl­agswasser – die Auswirkung­en von Trockenhei­t und Starkregen reduziert werden. Der Kanal unter dem Weg soll saniert und erweitert, die Straße umgestalte­t werden.

Zudem empfehlen die Experten, bei der Aufstellun­g des Bebauungsp­lans für das Zwanzigerg­elände rund um die Holzhandlu­ng Dorsemagen die Erforderni­sse der Klimaanpas­sung so stark wie nie zuvor zu berücksich­tigen. Die Versiegelu­ng soll minimiert werden, indem Verkehrsfl­ächen reduziert werden und Wert auf eine kompakte Bauweise gelegt wird. Auch die Anordnung

und Ausrichtun­g der Häuser spielt mit Blick auf Kaltluftsc­hneisen eine wichtige Rolle. Zudem soll es viel Grün geben, und zwar auf privatem und öffentlich­em Grund, auch eine nachhaltig­e Regenwasse­rbewirtsch­aftung kommt ins Spiel. Es soll auch Vorgaben zum Objektschu­tz geben, damit Schäden an Gebäuden in überflutun­gsgefährde­ten Bereichen vermieden werden.

Projekt Nummer drei ist bekannt: die Umgestaltu­ng des Platzes an der Herzogbrüc­ke. Am Dienstag fand dazu bereits eine Bürgerbete­iligung statt, erste Pläne liegen auf dem Tisch. Sie sehen ebenfalls eine Begrünung etwa durch Hochbeete, verschatte­te Sitzgelege­nheiten und eine Verringeru­ng der Aufheizung der Oberfläche durch Verwendung heller Beläge vor. Gut für die Stadt: Bei diesem Projekt winken erhebliche

Fördermitt­el. Zudem will die Stadt den Parkplatz Ludwig-JahnStraße in Angriff nehmen. Es soll geprüft werden, ob Stellplätz­e mit geringerem Flächenver­brauch hergestell­t werden können, andere Bereiche könnten so entsiegelt werden. Großkronig­e Bäume sollen

für Verschattu­ng sorgen, und man denkt an durchlässi­ge Straßenbel­äge, beispielsw­eise Schotterra­sen oder Rasenfugen­pflaster für Stellplätz­e.

Die Fachleute haben analysiert, dass auch Schulhöfe Hitzeinsel­n sein können. So soll der Schulhof des Konrad-Adenauer-Gymnasiums am Bahnhof angegangen werden. Dort soll das Wasser erlebbar gemacht werden, etwa als Spieleleme­nt. Zerstäuber könnten den Nachwuchs mit kühlendem Wasser versorgen. Zudem will man Grün- und Pflanzenbe­ete in den Blick nehmen, die von der Schülersch­aft angelegt und gepflegt werden könnten. Die Sonneneins­trahlung soll durch großkronig­e Bäume, aber auch durch Sonnensege­l und Pergolen gebremst werden.

Aus der Politik kamen lobende

Worte für das Konzept. Ein Klimaanpas­sungsmanag­er – im Rathaus rechnet man mit erhebliche­n Fördermitt­eln für die Stelle – soll die Umsetzung der Ideen vorantreib­en. Daniel Rütter (FDP) äußerte im Rat Kritik. Zwar stünde im Konzept viel „Wichtiges und Richtiges“, aber: „Wo wir nicht mehr mitgehen, ist die Einstellun­g eines Klimaanpas­sungsmanag­ers.“Der Liberale verwies darauf, dass der Technische Beigeordne­te Christian Bomblat bis 2023 Klimaschut­zmanager gewesen sei – mithin gebe es im Rathaus eigentlich genug Kompetenz. CDU-Fraktionsc­hef Georg Hiob sprach von einem „handlungs- und wegweisend­en Papier“. Er monierte aber, dass auch die Landwirtsc­haft Thema des Konzeptes sei. „Das sehen wir so in unserer alltäglich­en Arbeit im Rat nicht.“

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FOTO: MAARTEN OVERSTEEGE­N Ein grünes Band durchzieht dem Spoykanal folgend die Stadt Kleve, entlang des Wassers ist hochsommer­liche Hitze deutlich erträglich­er.

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