Fünf Projekte gegen Hitze-Sommer
Der Stadtrat hat das Klimaanpassungskonzept beschlossen, so soll Kleve für steigende Temperaturen und Trockenheit fit gemacht werden. In dem Papier stehen konkrete Maßnahmen. Doch aus der Politik kommen auch kritische Töne.
Die Klever Stadtverwaltung gibt sich beim Thema Klimaschutz selbstbewusst: Man sei auf einem guten Weg, engagiert bei der Sache, man habe das Ziel Klimaneutralität vor Augen. Nur gehört auch zur Wahrheit: Den Klimawandel werden die Verantwortlichen vor Ort nicht aufhalten. Auch am Niederrhein werden die Temperaturen steigen, werden Trockenheit und Extremwetter zum Alltag gehören. Doch die Klever Politik will gerüstet sein – und hat daher nun das Klimaanpassungskonzept verabschiedet.
Fast 150 Seiten ist der Maßnahmenkatalog lang. Dargelegt wird, wie sich die Stadt an den Klimawandel anpassen soll. Die Bevölkerung soll etwa vor Hitzestress geschützt und aufgeklärt werden, die Klever Landschaften sollen erhalten und die Stadtplanung für Folgen der Erderwärmung sensibilisiert werden. Offenkundig ist: Hitzeprobleme gibt es zuvorderst im Innenstadtbereich, aber auch Kellen und Teile von Materborn sind betroffen. Die Fachbüros haben fünf Leuchtturmprojekte ausgemacht, um gegenzusteuern.
Eines davon ist die Umgestaltung der van-den-Bergh-Straße, die stark von Hitze betroffen ist. Der Bereich, in dem in den vergangenen Jahren kräftig gebaut wurde, soll begrünt werden, und zwar mit klimaresilienten Pflanzen. Zudem sollen durch eine moderne Regenwasserbewirtschaftung – etwa durch Abkopplung, Speicherung und Nutzung von Niederschlagswasser – die Auswirkungen von Trockenheit und Starkregen reduziert werden. Der Kanal unter dem Weg soll saniert und erweitert, die Straße umgestaltet werden.
Zudem empfehlen die Experten, bei der Aufstellung des Bebauungsplans für das Zwanzigergelände rund um die Holzhandlung Dorsemagen die Erfordernisse der Klimaanpassung so stark wie nie zuvor zu berücksichtigen. Die Versiegelung soll minimiert werden, indem Verkehrsflächen reduziert werden und Wert auf eine kompakte Bauweise gelegt wird. Auch die Anordnung
und Ausrichtung der Häuser spielt mit Blick auf Kaltluftschneisen eine wichtige Rolle. Zudem soll es viel Grün geben, und zwar auf privatem und öffentlichem Grund, auch eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung kommt ins Spiel. Es soll auch Vorgaben zum Objektschutz geben, damit Schäden an Gebäuden in überflutungsgefährdeten Bereichen vermieden werden.
Projekt Nummer drei ist bekannt: die Umgestaltung des Platzes an der Herzogbrücke. Am Dienstag fand dazu bereits eine Bürgerbeteiligung statt, erste Pläne liegen auf dem Tisch. Sie sehen ebenfalls eine Begrünung etwa durch Hochbeete, verschattete Sitzgelegenheiten und eine Verringerung der Aufheizung der Oberfläche durch Verwendung heller Beläge vor. Gut für die Stadt: Bei diesem Projekt winken erhebliche
Fördermittel. Zudem will die Stadt den Parkplatz Ludwig-JahnStraße in Angriff nehmen. Es soll geprüft werden, ob Stellplätze mit geringerem Flächenverbrauch hergestellt werden können, andere Bereiche könnten so entsiegelt werden. Großkronige Bäume sollen
für Verschattung sorgen, und man denkt an durchlässige Straßenbeläge, beispielsweise Schotterrasen oder Rasenfugenpflaster für Stellplätze.
Die Fachleute haben analysiert, dass auch Schulhöfe Hitzeinseln sein können. So soll der Schulhof des Konrad-Adenauer-Gymnasiums am Bahnhof angegangen werden. Dort soll das Wasser erlebbar gemacht werden, etwa als Spielelement. Zerstäuber könnten den Nachwuchs mit kühlendem Wasser versorgen. Zudem will man Grün- und Pflanzenbeete in den Blick nehmen, die von der Schülerschaft angelegt und gepflegt werden könnten. Die Sonneneinstrahlung soll durch großkronige Bäume, aber auch durch Sonnensegel und Pergolen gebremst werden.
Aus der Politik kamen lobende
Worte für das Konzept. Ein Klimaanpassungsmanager – im Rathaus rechnet man mit erheblichen Fördermitteln für die Stelle – soll die Umsetzung der Ideen vorantreiben. Daniel Rütter (FDP) äußerte im Rat Kritik. Zwar stünde im Konzept viel „Wichtiges und Richtiges“, aber: „Wo wir nicht mehr mitgehen, ist die Einstellung eines Klimaanpassungsmanagers.“Der Liberale verwies darauf, dass der Technische Beigeordnete Christian Bomblat bis 2023 Klimaschutzmanager gewesen sei – mithin gebe es im Rathaus eigentlich genug Kompetenz. CDU-Fraktionschef Georg Hiob sprach von einem „handlungs- und wegweisenden Papier“. Er monierte aber, dass auch die Landwirtschaft Thema des Konzeptes sei. „Das sehen wir so in unserer alltäglichen Arbeit im Rat nicht.“