Hallenbad: Belastung doch größer als gehofft?
Im September hat der Klever Rat die Offenlage des Bebauungsplans auf dem Gelände des alten Hallenbads beschlossen. Doch offenbar warnt der Kreis Kleve vor den Hinterlassenschaften eines Gaswerks. Sind die Belastungen doch größer als zunächst gedacht?
Als im September vergangenen Jahres ein Gutachten zu den Altlasten unter dem früheren Klever Hallenbad vorgelegt wurde, herrschte in der Klever Politik Zuversicht. Zwar sind die Flächen von Hinterlassenschaften eines mehr als 100 Jahre alten Gaswerks betroffen. Aber die Botschaft war: Gebaut werden kann auf dem Filetgrundstück – höchstens nicht allzu tief. Sofort lag auch die Idee auf dem Tisch, die Fläche im Rahmen der Landesgartenschau 2029 in Angriff zu nehmen. Doch Ende April drehte sich das Blatt, als die Klever Stadtspitze dem Rat in nicht-öffentlicher Sitzung von einem Gespräch mit Vertretern der Kreisverwaltung berichtete.
Nach Informationen unserer Redaktion war die Botschaft: Schweres Gerät schicken wir auf diese Fläche besser nicht. Der Kreis Kleve darf als Untere Bodenschutzbehörde entscheiden, wo wegen Schadstoffen wie tief gebaut werden darf, ohne dass Gefahren von der Bautätigkeit ausgehen. Und offenbar vermutet der Kreis auf der Fläche erhebliche Belastungen. Der Bericht löste bei mehreren Ratsmitgliedern Bestürzung aus. Stadtsprecher Niklas Lembeck erklärt auf Anfrage: „Da bislang keine ausreichenden Erkenntnisse über den Boden unterhalb des Bestandsgebäudes vorliegen, konnte die Untere Bodenschutzbehörde bisher keine Stellungnahme zum Bebauungsplanverfahren abgeben.“
Das heißt: Weil das Hallenbad noch steht, kann der Boden darunter nicht umfassend untersucht werden. Das hatte der Geologe Rudolf Petersen im Herbst bereits gespiegelt:
Die Situation unter dem Gebäude sei unklar, weil aus technischen Gründen keine Sondierungen möglich ist. Die Fachleute hatten nur die Flächen ringsherum untersucht, dort stießen sie an mehreren Stellen auf sogenannte „Auffüllungen“. Dabei könnte es sich um Ziegelsteine, Trümmerteile, Porzellan oder Keramik handeln. Von einem
„Sammelsurium gaswerktypischer Altlasten“war die Rede.
Was heißt das nun für die weitere Planung? „Das Verfahren kann aktuell nicht weitergeführt werden“, sagt Lembeck. Im politischen Kleve heißt es, dass man kreativ werden müsse. Fraglich ist, ob das Hallenbad nicht doch noch genutzt werden könnte. In der Vergangenheit gab es einen
Architekten, der vorschlug, in dem Bad, das 2018 geschlossen wurde, Wohnungen unterzubringen. Zudem gibt es die Idee, das Hallenbad weitgehend abzutragen, auf der Fläche dann aber bloß eine Grünfläche zu erschaffen – passend zur Laga. Konkret sind die Vorschläge aber nicht, in weiten Teilen der Klever Politik herrscht Ratlosigkeit.
Ein Stadtverordneter spricht von einer „Blackbox“: „Wenn man sie aufmacht, also das Hallenbad abreißt, dürften die Probleme gewaltig sein. Aber wenn man es nicht abreißt, wird man nie sicher wissen, was dort liegt.“
„Die Stadt Kleve hat zunächst den Rat der Stadt Kleve in nicht-öffentlicher Sitzung informiert, um vertrauensvoll und transparent mit der Politik zusammenzuarbeiten“, sagt Lembeck. Bislang lägen der Verwaltung keine vollständigen Erkenntnisse für eine sachliche und umfassende öffentliche Berichterstattung vor. „Insbesondere fehlt eine schriftliche Stellungnahme der Unteren Bodenschutzbehörde und auch das weitere Vorgehen wurde noch nicht beschlossen“, sagt der Sprecher. Zudem seien in der Angelegenheit die Belange Dritter berührt, da die Stadt Kleve nicht Eigentümerin des Grundstücks ist. Das Grundstück gehört den Stadtwerken – eine hundertprozentige Tochter der Stadt Kleve. Dort hatte man auf Erlöse aus dem Grundstücksverkauf gehofft, der Verkauf sollte einen Teil der Baukosten des neuen Sternbuschbades einbringen. Diese Aussicht dürfte sich nun zerschlagen haben.
Als im vergangenen Jahr die Erkenntnisse des Geologen vorgestellt wurden, hatte Peter Brückner (SPD) bereits Bedenken geäußert. Die Verhältnisse im Boden seien nicht ausreichend berücksichtigt worden, auch die Grundwasserproblematik werde nicht erwähnt, kritisierte der Sozialdemokrat damals. Bürgermeister Wolfgang Gebing reagierte, dass nach der fachlichen Expertise davon auszugehen sei, dass die Untere Wasserbehörde sowie die Bodenbehörde nach dem jetzigen Sachstand keine Einwände haben würden. So stimmte eine Mehrheit bei sieben Gegenstimmen (vor allem Offene Klever hatten sich dagegen gestellt) und zwei Enthaltungen für die Einleitung des Verfahrens zur Aufstellung des Bebauungsplans und eine Offenlage desselben.