Fotografinnen im neuen Moyland-Raum
Museum Schloss Moyland zeigt Kunst künftig auch außerhalb des Schlosses. Zehn Künstlerinnen des FotografinnenKollektivs „femxphotographers.org“eröffnen den neuen Kunstraum am Parkplatz mit einer Pop Up-Ausstellung.
Die Landschaft brennt. Hinter den Flammen schimmert der Berg schon im frühen Sonnenlicht, die Hügelketten im südamerikanischen Hochland liegen im sich auflösenden Frühdunst wie Schattenrisse davor. Vorne aber schlagen Funken ins Bild, zerfasern nach oben, wabern orange und gelb empor. Hanna Mattes, die in den Niederlanden Kunst studierte, gilt als moderne Pionierin der analogen Fotografie, malt dazu mit Komplementärfarben auf die Negative der Großbildkamera und macht davon große Abzüge, die dann wie Malerei gerahmt zu wundersamen Landschaften werden. Zusammen mit neun weiteren Fotografinnen des „non-hierarchischen Fotografenkollektivs femxphotographers.org“zeigt sie ihre Bilder im „Glaskasten“in Moyland – dem linken Pavillon am Parkplatz vor dem Eingang von Museum Schloss Moyland.
Mattes gehört wie die Klever Fotografin Kirsten Becken oder die Finnin Katharina Bosse, seit 2003 Professorin im Fachbereich Gestaltung auf dem Gebiet künstlerische Fotografie der Hochschule Bielefeld, zu diesem Kollektiv. Bosse zeigte auch schon in Moyland ihre Fotos, Beckens Bilder waren im Klever Museum Kurhaus zu sehen. „Das Kollektiv zeichnet sich durch seine Offenheit aus – wir laden Künstlerinnen ein, manche fragen an, sodass wir letztlich ein weitverzweigtes Netzwerk mit vielen Künstlerinnen darstellen. Wir sind kein fester Klub – da sind immer viele auf dem Radar“, sagt Becken. So seien in diesem Jahr auch zwei Studentinnen von Kirsten Becken dabei, fügt Bosse an. Es sei ein Netzwerk, das vor allem auch die Sichtbarkeit von Werken von Künstlerinnen und der queeren Fotoszene fördern soll.
„femxphotographers.org“ist zwar kein fester Klub, hat aber inzwischen international auf sich aufmerksam gemacht mit seinen Ausstellungen,
oft auch als „Pop-Up“wie jetzt in Moyland, und vor allem mit seinen Veröffentlichungen und den herausgegebenen Büchern. Zuletzt steuerte Cindy Sherman ein Werk für die jüngste Buchveröffentlichung bei. Sherman wird nach Gerhard Richter und neben Olafur Eliasson und Georg Baselitz zu den zehn wichtigsten Künstlern im Ranking des Kunstkompasses gezählt.
In Moyland sind in dem kleinen Raum vorne am Parkplatz als Schaufensterausstellung 14 FotoArbeiten von neun Künstlerinnen zu sehen. Neben Mattes, Bosse und Becken sind das die Fotografinnen Alla Magdina, Ming-Jing Tsai, Lotte Reimann, Caro Siegl, Lilly Urbat und Claudia Holzinger. Es sind teils neue, teils auch ältere Werke, die das Kollektiv zeigt. Zusammen bilden sie einen schönen Einblick in das, was Fotografie heute ausmacht. Neben
Mattes Landschaften steht ein Puppenporträt von Bosse. Und Beckens ikonografische Frau im roten Catsuit mit Schwarzwaldhut fehlt auch
nicht. Bei Caro Siegel verschmelzen Frauenakte mit der Natur und werden eins mit einem uralten Baum.
„Love yourself first“, Liebe dich selbst zuerst, titelt das Ganze. Wobei das gegenteilig zum derzeit viel zitierten Narzissmus stehe. Man solle sich nicht aus dem Blickwinkel des anderen definieren, nicht aus dem „Erblicktwerden“, man solle die Kraft in sich selbst finden, erklären Bosse und Mattes. Dann könne man als unabhängiger Mensch offen für das Gegenüber sein.
Dem Museum Schloss Moyland kommt das Projekt entgegen. „Wir sind im engen Austausch mit Künstlern aus der Region und mit internationalen Künstlergruppen oder Kollektiven, die Verbindungen zum Niederrhein haben. Mit der Klever Künstlerin Kirsten Becken sowie dem Kollektiv femxphotograpghers. org haben wir bereits im Rahmen der Ausstellung Female View kooperiert, in der wir Fotografien von Katharina Bosse zeigten“, sagt Moylands Direktorin Antje-Britt Mählmann. Aufgrund dieser positiven Zusammenarbeit sei klar gewesen, dass man gern spontan als Ort für eine Pop-Up-Ausstellung des Kollektivs zur Verfügung stehe.
Und es soll weitere Aktivitäten rund um diesen Glaskubus geben, plant die Direktorin des Museums: „Es gibt bereits seit Längerem die Überlegung, den Glaskubus neben der Touristen-Information als Raum für künstlerische Aktionen zu nutzen. Die Anfrage von Kirsten Becken bietet die ideale Gelegenheit, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Mit dem Glaskubus haben wir nun die Möglichkeit, Künstler aus der Region sowie Kunststudierende aus NRW und den Niederlanden einen unkonventionellen Rahmen zur Präsentation ihrer Arbeiten zu bieten“, schaut Mählmann in eine spannende Zukunft. „Gern werden wir dieses Experiment in den nächsten Jahren fortsetzen – und hoffen hiermit einen engen Dialog mit zeitgenössischen Künstlern weiter zu intensivieren und das Museum Schloss Moyland als lebendigen Ort der Kunst weiter zu stärken.“