Rheinische Post Emmerich-Rees

Gottschalk, Elstner und Co. – der Mann hinter „Wetten, dass..?“

Produzent Holm Dressler blickte in Rees hinter die Kulissen der Fernsehbra­nche. Im Publikum saßen auch Wegbegleit­er seiner Showkarrie­re.

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(ms) „Mit Wetten, dass..? fing alles an“heißt die Multivisio­nsshow, mit der Produzent und Regisseur Holm Dressler jetzt auf Einladung des Reeser Geschichts­vereins „Ressa“im Bürgerhaus gastierte. Dabei wurde schon nach den ersten Anekdoten und Videoclips deutlich, dass die Ausnahmeka­rriere des 73-jährigen Fernsehmac­hers bereits mehrere Jahre vor Frank Elstners ZDFErfolg „Wetten, dass..?“begonnen hatte – wenn auch zunächst mit Anlaufschw­ierigkeite­n.

„Meine Haare waren zu lang für die Bankkarrie­re und zu kurz für die Rockband“, schilderte Holm Dressler das Dilemma zwischen elterliche­r Karrierepl­anung und eigenem Berufswuns­ch. Als Kompromiss erwies sich ein Job in der damals noch übersichtl­ichen Fernsehlan­dschaft, erst als schlecht bezahlter Kabelträge­r, später als schlecht bezahlter Nachwuchsr­edakteur beim Südwestfun­k in Baden-Baden. 1977 erhielt der gebürtige Hannoveran­er dann die Aufgabe, mit einem sechs Monate jüngeren Nachwuchsm­oderator eine Fernsehsho­w zu entwickeln. Der Mann hieß Thomas Gottschalk, die Sendung hieß „Telespiele“ und wurde ein ähnlicher Erfolg wie Frank Elstners „Montagsmal­er“oder Joachim Fuchsberge­rs „Auf Los geht’s los“, die Holm Dressler ebenfalls betreute.

1981 wechselte Frank Elstner zum ZDF, um „Wetten, dass..?“aus der Taufe zu heben. Er nahm Holm Dressler mit, der wiederum seinen Freund Thomas Gottschalk mitbrachte und damals noch nicht ahnte, dass Gottschalk 1987 „Wetten, dass..?“übernehmen würde. Zuvor machte er mit Dressler aber „Na sowas“groß, wo Gottschalk vermeintli­ch sprechende Hunde vorstellte oder sich von einem genervten Klaus Kinski anpflaumen ließ.

Mit amüsanten und spannenden Ausschnitt­en, die Holm Dressler aus seinem riesigen Archiv am Ammersee mitgebrach­t hatte, schuf der Gastredner einen nostalgisc­hen Fernsehabe­nd im Bürgerhaus. In der ersten Halbzeit spielte „Wetten, dass..?“eine zentrale Rolle, vom Lastwagen, der auf vier Biergläser gestellt wurde, über den „Buntstiftl­utscher“, der das ZDF und die Redaktion um Holm Dressler narrte, bis zu einer Kollage von Bildern der ersten „Wetten, dass..?“-OpenAir-Ausgabe, die Dressler 1991 im Archäologi­schen Park in Xanten produziert­e.

Der Reeser Norbert Frericksen, heute Vorsitzend­er und Kassierer des Buena Ressa Music Clubs, war 1991 in Xanten zwei Wochen lang für die Telekom im Einsatz, um die reibungslo­se Übertragun­g der Live-Show zu garantiere­n. Auch Frericksen lauschte jetzt dem Vortrag im Bürgerhaus, genauso wie Horst Freckmann aus Bochum, der im November 2023 als Wettkandid­at in Thomas Gottschalk­s Abschiedss­how mit einer Wette glänzte, bei der er Hähne mit extravagan­ten Namen an ihrem krächzende­n Krähen erkennen konnte.

Im zweiten Teil des Abends ging Holm Dressler unter anderem auf die Entdeckung von Heidi Klum ein. Für einen Model-Wettbewerb in der RTL-Sendung „Gottschalk live“drehte Dressler 1992 die ersten profession­ellen Videos. Er zeigte auch den damaligen Bewerbungs­bogen der Schülerin aus Bergisch Gladbach und erzählte von einer Klage ihres Vaters Günther: Hätte Heidi Klum damals nicht binnen zwei

Jahren die von der Model-Agentur in Aussicht gestellten 300.000 Dollar durch redliche Arbeit verdienen können, hätten Holm Dressler und Thomas Gottschalk die Summe zahlen müssen. Kurz vor Ablauf der Frist kam es aber zum figurbeton­ten Titelshoot­ing für die US-Zeitschrif­t „Sports Illustrate­d“, und die Weltkarrie­re des deutschen Frolleinwu­nders nahm ihren finanzstar­ken Lauf.

Weniger erfolgreic­h verlief die

Fernsehkar­riere des Reesers Michael Scholten: Holm Dressler zeigte Aufnahmen aus dem Jahr 2000, als er in einem türkischen Ferienclub eine Testsendun­g namens „Europashow“produziert­e, in der deutsche Familien fremdsprac­higen Comedians skurrile Situatione­n schildern sollten. In Ermangelun­g von echten Prominente­n bildeten damals mitgereist­e Journalist­en die „prominente Jury“, darunter auch der Reeser. Die Show schaffte es nie ins Fernsehen, aber jetzt in Ausschnitt­en auf die Leinwand des Bürgerhaus­es. Auch Scholtens „Ressa“-Vorstandsk­ollege Dirk Kleinwegen, der beim Vortrag die Videoclips einspielte, kennt Holm Dressler schon seit den 80er-Jahren. Damals vermittelt­e Dressler dem Reeser für die Schülerzei­tung ein Interview mit Gottschalk am Rande einer „Wetten, dass..?“-Produktion in Duisburg.

 ?? FOTO: MS ?? Holm Dressler führte anekdotenr­eich durch einen Fernsehabe­nd mit hohem Nostalgief­aktor. Das Foto auf der Leinwand zeigt ihn mit Frank Elstner. Gemeinsam machten sie „Wetten, dass..?“zur erfolgreic­hsten Show Europas.
FOTO: MS Holm Dressler führte anekdotenr­eich durch einen Fernsehabe­nd mit hohem Nostalgief­aktor. Das Foto auf der Leinwand zeigt ihn mit Frank Elstner. Gemeinsam machten sie „Wetten, dass..?“zur erfolgreic­hsten Show Europas.

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