Wie man beim Umzug sparen kann
Seit 20 Jahren ist Jan Ridder (45) Chef des traditionsreichen Weseler Umzugsunternehmens. Ein Gespräch über Trends, Zukunftspläne und Gewinnung von Fachkräften.
WESEL Zu den Weseler Unternehmen, die man mit Fug und Recht zu den Traditionsfirmen zählen kann, gehört die Möbelspedition Ridder mit Sitz an der Bismarckstraße in der Innenstadt. Die 1827 als Fuhrunternehmen gegründete Firma (siehe Infobox) wird seit mittlerweile 20 Jahren von Jan Ridder geführt. Den runden Geschäftsführergeburtstag hat unsere Redaktion zum Anlass genommen, mit dem 45-jährigen Familienvater über das Unternehmen, den Branchenwandel, Trends und Möglichkeiten zu sprechen, ob und wie man beim Umzug sparen kann.
JAN RIDDER Achtmal. Zuletzt vor zehn Jahren.
Ist Ihnen eine verlässliche Statistik bekannt, wie oft jeder Deutsche in seinem Leben umzieht?
RIDDER Man spricht davon, dass jeder im Durchschnitt siebenmal umzieht. Das hat sich in den vergangenen 40 bis 50 Jahren total geändert. Früher blieb man nicht selten in der Stadt oder dem Dorf, in dem man aufgewachsen ist. Heute sind die Leute viel flexibler, müssen nicht selten durch Ausbildung, Studium und Beruf mehrfach den Wohnort wechseln.
Wenn man noch vergleichsweise jung ist, helfen einem beim Umzug in die WG oder die erste eigene kleine Wohnung Familienmitglieder und gegebenenfalls auch Freude und Bekannte. In späteren Jahren benötigt man dann meist die Hilfe von Profis. Kommen Ihre Mitarbeiter vorbei und schauen sich an, was transportiert werden muss? Was ist, wenn man mit Ihnen nach Wesel ziehen will? Wie läuft die ganze Sache ab?
RIDDER Man kann sagen, dass ein Umzugsunternehmen dann ins Spiel kommt, wenn große Hausstände mit viel Volumen oder teure Möbel vorhanden sind. Familien fehlt in der Regel oft die Zeit, um einen großen Umzug selbst durchzuführen. Grundsätzlich findet im Vorfeld des Umzugs eine kostenlose Besichtigung beim Kunden statt. Dabei werden die Wünsche ermittelt und ein Angebot erstellt. Heutzutage finden schon viele Besichtigungen digital statt. Das heißt, wir schicken unseren
Kunden einen Link, sodass der Vor-Ort-Termin dann virtuell erfolgen kann. Generell kann man sagen, dass das Volumen der Umzüge in den vergangenen Jahren zwar abgenommen hat, da unter anderem Möbel kleiner und modularer werden. Dafür werden heute einfach viel mehr Nebentätigkeiten gewünscht.
Sie meinen das Kartonpacken oder den Ab- und Aufbau von Möbeln?
RIDDER Das und vieles andere mehr. Also Elektroarbeiten, Küchenmontagen und die Entsorgung von Möbeln, weil sich bei einem Umzug viele von verschiedenen Gegenständen trennen wollen. Außerdem kümmern wir uns um Genehmigungen, die man fast immer bei der jeweiligen Kommune für die Be- und Endladestelle beantragen muss. Darüber hinaus wächst das Lagergeschäft kontinuierlich, da es vielen Kunden einfach an Platz mangelt.
Und wo lagern Sie diese Dinge? RIDDER Ganze Hausstände werden
bei uns in Lagercontainern in einer separaten Halle gelagert, Kleinsendungen in sogenannten Corletten in unserem konventionellen Möbellager. Darüber hinaus haben wir vor vier Jahren damit begonnen, Lagerboxen zu vermieten. Die sind zwischen einem und 15 Quadratmeter groß. Jeder Mieter bekommt einen Schlüssel und kann rund um die Uhr an seine Box. In denen ist unter anderem Hausrat untergebracht oder auch mal ein Kanu. Manche Kanzleien haben bei uns auch ihre Akten archiviert. Die Nachfrage ist jedenfalls sehr gut. Und deshalb planen wir auch den Bau von 30 neuen Boxen bis zum Herbst.
Gibt es sonst noch Pläne?
RIDDER Ja. Wir möchten in der Zukunft klimaneutrale Umzüge anbieten. Deshalb setzen wir derzeit verstärkt auf Hybrid- und Elektroantriebe, auf die Digitalisierung aller Prozesse und planen den Bau einer PV-Anlage auf dem Firmendach.
Wer schon mal mit Profis umgezogen ist, weiß, dass das meist kein ganz billiges Vergnügen ist. Gibt es aus Ihrer Sicht Möglichkeiten, die Kosten zu reduzieren, wenn nicht gerade der Arbeitgeber die Rechnung zahlt?
RIDDER Die gibt es natürlich schon. Wenn man halt vieles selber macht. Also selber Kartons packt, Lampen selbst abschraubt und Möbel selbst zerlegt und auch wieder aufbaut. Und natürlich sollte man sich Angebote einholen. Noch ein Tipp: Man sollte möglichst früh mit der Suche nach einer Möbelspedition beginnen. Das ist wie bei der Buchung einer Flugreise: Wer sehr früh bucht, bekommt meist günstigere Tickets. Wer kurzfristig bucht, muss oft mehr zahlen. Übrigens: Was viele nicht wissen, ist, dass Kranken- und Pflegekassen einen Umzug mit 4000 Euro bezuschussen, wenn jemand aus gesundheitlichen Gründen aus seiner Wohnung in ein Pflegeheim umziehen muss und einen Pflegegrad besitzt.
Herr Ridder, wie oft sind Sie schon in Ihrem Leben umgezogen?
Für viele Unternehmen sind der Fachkräftemangel und/oder fehlender Nachwuchs ein Problem. Wie sieht das bei Ihnen aus?
RIDDER Was uns hilft, ist, dass wir einen guten Ruf haben. Aktuell besteht unser Team aus 24 Mitarbeitern, die zum Teil schon viele Jahre bei uns sind. Darunter sechs Leute im Büro, Fahrer, Elektriker und Träger. Und wir bilden seit 20 Jahren Büro- und Speditionskaufleute, Kraftfahrer und Fachkräfte für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice aus.
Gerade der letzte Lehrberuf hört sich sehr vielseitig an. Welche Voraussetzungen müssen Bewerber mitbringen?
RIDDER Tatsächlich ist das ein sehr vielseitiger Beruf. Die Fachkräfte können mit Holz umgehen, Elektrogeräte anschließen sowie kleine Sanitär- und Klempnerarbeiten durchführen. Das sind schon sehr gefragte Leute. Was wir voraussetzen? Nun, da wir im Team arbeiten und als Dienstleister ständig mit Kunden im Gespräch sind, ist Motivation ganz entscheidend. Und natürlich sollte man freundlich und aufgeschlossen sein. Aber das sollte man ja generell immer sein.