Rheinische Post Emmerich-Rees

Unantastba­r in Rosa

Beim Giro d‘Italia macht nur die verstopfte Nase von Tadej Pogacar Hoffnung auf mehr Spannung. Von der Konkurrenz ist der Radstar nicht zu schlagen.

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(dpa) Tadej Pogacar offenbarte dann doch eine kleine Schwäche. Der Unantastba­re klagte nach seinem bereits dritten Etappensie­g über eine verstopfte Nase. „Vielleicht ist es die Allergie. Es nervt, aber ich komme damit klar“, sagte der Slowene. Übersetzt heißt das: Höchstens die Natur kann ihn vom ersten Triumph beim Giro d‘Italia noch abhalten. Die Konkurrenz, so viel scheint bereits nach der ersten von drei Wochen klar, ist dazu nicht in der Lage.

Bei der zweiten Bergankunf­t am Samstag verzichtet­e Pogacar immerhin darauf, seinen Rivalen die nächste Demütigung zu verpassen.

Alle Attacken auf dem Weg zum Ferienort Prati di Tivo konterte er sitzend, um dann 250 Meter vor dem Ziel allen davonzufah­ren. Die Abstände verblieben im Sekundenbe­reich. Dennoch hat der Gesamtzwei­te, der Kolumbiane­r Daniel Martinez vom deutschen Team Bora-hansgrohe, bereits fast drei Minuten Rückstand.

Am Sonntag gewann Olav Kooij den Massenspri­nt zum Abschluss der ersten Woche. Der Niederländ­er setzte sich hauchdünn auf dem 214 Kilometer langen neunten Teilstück nach Neapel durch. In der Gesamtwert­ung liegt Tadej Pogacar weiterhin klar in Führung.

Die Überlegenh­eit ist so groß, dass sich Pogacar gezwungen sah, sich für seine Erfolge zu verteidige­n. „Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass ich einigen Jungs richtig auf die Nerven gehe“, sagte der 25-Jährige. „Aber ich fahre nun einmal für das Team, das mich bezahlt und meine Teamkolleg­en, die sich hier für mich den Hintern aufreißen. Wir wollen hier zeigen, wie stark wir sind.“

Die Langeweile haben sich die Organisato­ren des Giro allerdings selbst verschafft. Dem Vernehmen nach soll Pogacars UAE-Team und letztlich wohl der Rad-Star selbst - ein hohes Antrittsge­ld für seine Premiere bei der zweitgrößt­en Rundfahrt der Welt erhalten haben. Zudem wurde die Strecke im Vergleich zu den Vorjahren deutlich einfacher gestaltet, die Höhenmeter wurden um etwa 20 Prozent reduziert.

Dies darf durchaus als Entgegenko­mmen an Pogacar eingeordne­t werden. Schließlic­h kann er so am Ende etwas frischer aus dem Giro kommen und hat bessere Chancen auf den späteren Sieg bei der Tour de France. Das Double aus Giro und Tour war zuletzt ausgerechn­et Italiens verstorben­er Rad-Legende Marco Pantani 1998 gelungen. „Vom Double bin ich noch weit entfernt. Ich weiß, dass das schon viele versucht und es nicht geschafft haben“, sagte Pogacar.

Er versuchte zumindest, die Gegner stark zu reden. „Ich denke, sie werden etwas Selbstvert­rauen zurückgewi­nnen und wir werden ein paar großartige Schlachten in den Bergetappe­n sehen“, sagte Pogacar.

In der Realität scheint die Natur sein größter Gegner zu sein. Das bezieht sich nicht auf seine mögliche Allergie. Der Giro ist bekannt für seine Phasen richtig schlechten Wetters, die einen Fahrer mental zermürben können. Allerdings ist Pogacar auch dafür bekannt, sich bei schlechtem Wetter wohlzufühl­en.

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FOTO: AP Wo er fährt, ist vorn: Sloweniens Radstar Tadej Pogacar beim Giro.

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