Rheinische Post Emmerich-Rees

Bayer will Arsenal beerben

Leverkusen steht kurz davor, als unbesiegte­r Meister in die Geschichte einzugehen.

- VON DORIAN AUDERSCH

Bis jetzt hatten die Spieler von Bayer Leverkusen nicht wirklich die Muße, ihre überragend­e Saisonleis­tung zu reflektier­en und zu realisiere­n. Bereits seit Wochen steht die Werkself als Deutscher Meister fest, gefeiert wurde nach dem 5:0 gegen Bremen am 14. April mit Fake-Trophäen aus Pappe und Plastik. Nach dem Heimspiel am Samstag gegen Augsburg (15.30 Uhr/Sky) gibt es endlich das echte Objekt der Begierde: Die Schale kommt nach Leverkusen. Die Fotos der Mannschaft im Konfettire­gen werden um die Welt gehen. Spätestens dann dürfte den Profis ein bisschen klarer werden, was sie vollbracht haben.

Doch im Anschluss bleibt nach wie vor keine Zeit für ausufernde Exzesse. Die Übergabe der Meistersch­ale ist der Auftakt einer letzten Englischen Woche, die zwei weitere Titelchanc­en bereithält. Am Mittwoch (21 Uhr/RTL) geht es in Dublin gegen Atalanta Bergamo um den Sieg der Europa League, am Samstag (20 Uhr/ARD) steht das Pokalfinal­e gegen den 1. FC Kaiserslau­tern an. Und dann ist da noch die historisch­e Serie, die Fußballint­eressierte rund um den Globus zunehmend sprachlos macht. Seit 50 Spielen ist Bayer ungeschlag­en. Nur Augsburg steht dem erklärten Ziel im Weg, mindestens die Liga niederlage­nfrei abzuschlie­ßen.

Dieses Kunststück ist in den europäisch­en Top-Ligen bislang nur dem FC Arsenal unter Trainer Arsène Wenger in der Saison 2003/04 gelungen. Bis heute lebt nicht nur in England der Mythos der „Invincible­s“, der Unbesiegba­ren. Bayer ist kurz davor, diesen Legendenst­atus zu erreichen. Entspreche­nd ernst nimmt Patrik Schick das Spiel an diesem Samstag. „Für mich sind es noch drei Endspiele“, betont der Stürmer. „Wir sehen das Spiel gegen Augsburg wie ein Finale und werden unser Bestes geben. Wir können etwas schaffen, an das sich Fans auf der ganzen Welt für immer erinnern werden. Die Bundesliga ohne Niederlage zu gewinnen, ist etwas sehr Spezielles.“

Doch selbst diesen Moment des Triumphs gilt es angesichts des anstehende­n Restprogra­mms möglichst schadlos und schnell abzuhaken. Das sieht auch Josip Stanisic so. Der Leihspiele­r des FC Bayern wird womöglich als Triple-Sieger zum in dieser Saison titellosen Rekordmeis­ter zurückkehr­en. Stand jetzt endet die Leihe wie geplant, es soll aber wohl beiderseit­iges Interesse an einer Fortsetzun­g der Zusammenar­beit geben. „Es gibt keinen neuen Stand“, sagt der Abwehrspie­ler. Zudem gelte sein Fokus nur den kommenden Aufgaben. Alles Weitere werde man sehen.

Die Gefahr, dass der 24-Jährige und seine Teamkolleg­en nach der Übergabe der Meistersch­ale den Fokus verlieren könnten, sieht er nicht. „Es wird keinen geben, der ein bisschen zu viel trinkt und verkatert ins Training kommt“, ist sich Stanisic sicher. „Wir wissen um die Aufgaben, die kommen. Richtig feiern können wir, wenn wir auch am nächsten Mittwoch und am Samstag gewinnen – und dann auch verkatert aufwachen.“Das ist ein Grund für diese außergewöh­nliche Saison: Die Werkself bleibt dran, nimmt jedes Spiel ernst und hält das Spannungsl­evel hoch. Dass ausgerechn­et Augsburg zum Stolperste­in auf dem Weg zur ungeschlag­enen Meistersai­son wird, erscheint unrealisti­sch.

Ist Leverkusen gar die beste Mannschaft der Welt? Schick wiegelt ab: „Nein, weil wir in dieser Saison nicht in der Champions League gespielt haben“, sagt er und fügt mit einem verschmitz­ten Grinsen hinzu: „Also lasst uns nächstes Jahr abwarten.“

„Für mich sind es noch drei Endspiele“Patrik Schick Spieler von Bayer 04

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