Rheinische Post Erkelenz

Justizmini­ster hat Angst vor Online-Banking

- VON GERHARD VOOGT

Thomas Kutschaty (SPD) ist tief besorgt über den dramatisch­en Anstieg der Kriminalit­ät im Internet.

DÜSSELDORF Manipulati­onen beim Online-Banking verursache­n auch in NRW immer größeren Schaden. NRW-Justizmini­ster Thomas Kutschaty warnte gestern bei der Vorstellun­g der Strafverfo­lgungsstat­istik für 2012 vor den Risiken der Internet-Nutzung. Die Fälle von „Cybercrime“hätten sich seit dem Jahr 2007 verdoppelt, sagte der SPD-Politiker. „Nachdem ich mich mit diesem Thema beschäftig­t habe, mache ich kein Online-Banking mehr“, erklärte Kutschaty.

Auch die organisier­te Kriminalit­ät habe mittlerwei­le das Internet entdeckt, sagte der Justizmini­ster. Kriminelle drohten Unternehme­n damit, ihre Computersy­steme lahm zu legen. Der Verlust von Firmengehe­imnissen stelle für die betroffene­n Firmen einen mitunter exis- tenzbedroh­enden Schaden dar. Deswegen seien die Opfer oft bereit, auf „digitale Schutzgeld­erpressung­en einzugehen“, erklärte Kutschaty. Als Reaktion auf die neuen Kriminalit­ätsformen hat jetzt bei der Staatsanwa­ltschaft Köln eine Zentralste­lle zur Bekämpfung von Cybercrime ihre Arbeit aufgenomme­n. Sie soll für die Polizei ganzjährig rund um die Uhr erreichbar sein, zum Beispiel um bei Gericht Durchsuchu­ngsbeschlü­sse zu besorgen.

Neben der Internet-Kriminalit­ät hat in NRW auch die Zahl der Betrugsdel­ikte dramatisch zugenommen. Sie machen 28,5 Prozent aller Verurteilu­ngen aus. Für den Anstieg ist vor allem die hohe Zahl von Schwarzfah­rern verantwort­lich. Weil die Verkehrsun­ternehmen strenger kontrollie­rten, stieg die Zahl der Verurteilu­ngen um 14,1 Prozent auf 18 800 Fälle an.

Mit der erschrecke­nden Zunahme der Wohnungsei­nbrüche in NRW standen auch mehr Einbrecher vor Gericht. Insgesamt gab es 33 100 Verurteilu­ngen – das entspricht einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr von 16,4 Prozent. Die Zahl der wegen Tötungsdel­ikten verurteilt­en Straftäter stieg leicht um 1,9 Prozent auf 106 an. Verurteilu­ngen wegen Sexu-

„Die Fälle von ,Cybercrime’ haben sich seit 2007 verdoppelt“

Thomas Kutschaty

SPD-Justizmini­ster

alstraftat­en gingen um 2,9 Prozent auf 1451 Fälle zurück.

Positiv wertet der Justizmini­ster die rückläufig­e Jugendkrim­inalität. Die Zahl der Verurteilt­en ging um 13,5 Prozent zurück. „Hier tragen Bildungser­folge, Verbesseru­ngen beim Berufseins­tieg und Prävention­sprogramme erkennbare Früchte“, sagte Kutschaty.

Peter Biesenbach, Innenexper­te der CDU im Düsseldorf­er Landtag, erklärte, die Ursache für die rückläufig­e Zahl der Verurteilu­ngen liege auf der Hand. Im Jahr 2012 seien nicht einmal die Hälfte aller Straftaten aufgeklärt worden. „Der Rückgang an Verurteilu­ngen ist eine logische Folge“, sagte Biesenbach. Wer nicht als Täter überführt werde, könne nicht verurteilt werden. NRW habe sich in der Regierungs­zeit von Rot-Grün zu einer „Wohlfühlzo­ne“für Straftäter entwickelt.

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