Rheinische Post Erkelenz

Peter Tauber – jung, digital, konservati­v

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die Charakterf­rage nach Taube oder Falke hat der frisch gebackene CDU-Generalsek­retär Peter Tauber beim Einzug in sein neues Büro doppelt beantworte­t. An die Wand hängte er ein Porträt von Königin Luise, was also auf philosophi­sch-historisch­e Feinfühlig­keit schließen lässt. Aber auf die Fensterban­k stellte er den „Rasenden Falken“von Han Solo aus „Star Wars“im Lego-Format. Zwillingsr­aketen und rotierende Laserkanon­en des Raumschiff­s zielen nun auf politische Gegner. „Typisch Peter““, sagen Freunde dazu. „Er lässt sich halt in keine Schublade pressen und macht immer, wovon er überzeugt ist – manchmal auch schräge Sachen.“

Als schräge Personalie kam vielen Christdemo­kraten auch die Entscheidu­ng von Parteichef­in Angela Merkel vor, den außerhalb seines Heimatland­es Hessen und der digitalen Welt kaum bekannten 39-Jährigen den zweitwicht­igsten Posten in der CDU anzubieten. Auch Tauber

Er ist Merkels neuer Mann fürs Grobe, bringt das Bürgerlich­e ins Netz und ist begeistert­er „Star Wars“-Fan: Der neue Generalsek­retär soll die CDU als Volksparte­i ausbauen und vor allem bei der Jugend punkten.

selbst hatte nicht damit gerechnet, als der promoviert­e Historiker seinen mal wieder leergequat­schten Handy-Akku auflud und die Nachricht aus seinem Büro las, die Chefin wolle ihn am nächsten Morgen im Kanzleramt sprechen.

Gerade hatte er sich am Protest von mehr als 50 CDU-Nachwuchsp­olitikern gegen den Koalitions­vertrag beteiligt. Dieser gehe zulasten der jüngeren Generation, kritisiert­en sie öffentlich im Internet. Wollte Merkel ihn deswegen zusammenfa­lten? Vielleicht irgendeine­n Internet-Posten in Partei, Parlament oder Regierung anbieten? Im Netz ist Tauber seit Jahren zu Hause. Sein Blog („Schwarzer Peter“), Tausende von Tweets und Postings tragen seine pointierte­n Meinungen zur CDU ins Volk der User und Jungwähler.

Das weiß auch Merkel, und da sie sich vorgenomme­n hat, die CDU als Volksparte­i jenseits der 40 ProzentMar­ke fest zu etablieren, fühlte sie sich offenkundi­g ermuntert, die Verantwort­ung in die Hände eines Mannes aus jener Generation zu legen, in

Mit seinen Mitarbeite­rn lag er tagelang auf dem

Büroboden, um aus 3803 Lego-Steinen den „Todesstern“zu bauen

der die CDU bei der letzten Wahl vorne lag. Den Kampf zwischen Gut und Böse trägt Tauber wirklich aus „Star Wars“in die Politik: An Stelle eines Betriebsau­sfluges lag er mit seinen Mitarbeite­rn einmal tagelang auf dem Büroboden, um aus 3803 LegoSteine­n den „Todesstern“zu bauen.

„Extrem schnell, sehr meinungsst­ark, gut beim Erklären komplizier­ter Sachverhal­te und vor allem schlagfert­ig“, auf diese Formel bringt IT-Experte Thomas Jarzombek die Qualitäten von Tauber. Er gründete mit ihm das „CNetz“, um bürgerlich­e Internetpo­litik zu machen. Das Technische habe Tauber stets weniger interessie­rt als das, was man gesellscha­ftlich damit erreichen könne.

Und das sind vor allem konservati­ve Positionen. „Das hat vielen in der CDU schon richtig gut getan“, lautet ein Kommentar aus dem konservati­ven Flügel mit Blick auf Taubers prägnantes Eintreten gegen jede Form von Sterbehilf­e oder die wiederholt­en Bemühungen, auch die Abtreibung­sdebatte wieder zu eröffnen. Sein hessischer Parteifreu­nd Franz Josef Jung hat ihn über viele Jahre beobachtet. Zwar komme der Kollege tatsächlic­h „eher von der konservati­ven Seite“, doch seien seine liberalen Positionen genauso markant, etwa sein Eintreten gegen die Vorratsdat­enspeicher­ung. Damit decke er zugleich die Bandbreite der Union ab. Tatsächlic­h ist für Tauber das „U“im Parteiname­n besonders wichtig.

Mit seiner direkten Art dürfte er anderersei­ts auch noch anecken, glauben Kollegen, die aber Taubers Einfordern eines ehrlichen Umgangs miteinande­r schätzen. Tauber sei „kein Freund von Volker Bouffier“, heißt es in Hessen zur Beziehung zwischen dem Ministerpr­äsidenten und dem neuen CDU-Generalsek­retär. Dabei ist Tauber klar, dass Merkel nach dem Verzicht auf jeden Hessen im Kabinett mit seiner Berufung auch den Länderprop­orz im Auge hatte.

Er sei „einer der Loyalsten und Treuesten“, weiß JU-Chef und CDUPräside Philipp Mißfelder über Tauber zu berichten. Das sind genau die Eigenschaf­ten, die auch Merkel bei ihren Vertrauten am meisten schätzt. Vielleicht kann sie sogar mit seinem Vorsatz leben, „mehr Punk in die Politik“zu bringen.

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