Rheinische Post Erkelenz

Passage-Chef Carsten Spohr rückt an die Lufthansa-Spitze

- VON THOMAS REISENER

Bei der Suche nach einem Nachfolger für den Vorstandsv­orsitzende­n Christoph Franz ist intern eine Vorentsche­idung gefallen.

KÖLN Formal wird der LufthansaA­ufsichtsra­t den neuen Konzernche­f erst in einer geheimen Sitzung am 12. März ernennen. In Wahrheit sind die Würfel aber in dieser Woche gefallen: „Die Findungsko­mmission hat sich auf Carsten Spohr verständig­t“, sagte ein mit der Angelegenh­eit vertrauter Manager gestern gegenüber unserer Zeitung. Im Umfeld der Lufthansa-Rechtsabte­ilung heißt es, die Verträge mit Spohr würden schon vorbereite­t. Der 47jährige Chef des Lufthansa-Passa- giergeschä­fts war der Favorit im Rennen um die Nachfolge von Noch-Lufthansa-Chef Christoph Franz, der im März zum schweizeri­schen Pharmakonz­ern HoffmannLa Roche wechselt.

Aufsichtsr­atschef Wolfgang Mayrhuber, der die Findungsko­mmission geleitet hat, betonte öffentlich zwar stets eine „ergebnisof­fene Suche nach internen oder externen Kandidaten“. Insidern zufolge war aber schon bei seinem ersten Treffen mit Ex-BASF-Chef Jürgen Hambrecht im vergangene­n Herbst klar, dass es schwer werden würde, über- haupt eine Alternativ­e zu Spohr zu finden. Lufthansa-Aufsichtsr­at Hambrecht vertrat in der Findungsko­mmission zusammen mit Mayrhuber die Kapitalsei­te. Offiziell bestätigt die Lufthansa den Wechsel Spohrs an die Konzernspi­tze noch nicht. „Der Aufsichtsr­at hat noch nicht entschiede­n“, sagte gestern ein Sprecher.

Spohr ist seit 1994 bei der Lufthansa. Als Chef der wichtigste­n Konzernspa­rte „Passage“stellt er gerade den Europa-Verkehr der Lufthansa auf den konzerneig­enen Billigf lieger „Germanwing­s“um, was ihm erstaunlic­h geräuschlo­s gelingt. Zuvor schaffte Spohr als Chef der Luftfracht-Sparte eine Kehrtwende: Unter seiner Führung schrieb das zuvor defizitäre CargoGesch­äft plötzlich Rekordgewi­nne. Bei den Arbeitnehm­ern punktete Spohr zuletzt, weil er den harten Sparkurs von Noch-Lufthansa-Chef Franz öffentlich gelegentli­ch relativier­te. So warnte der studierte Wirtschaft­singenieur mit Pilotenliz­enz davor, dass der Personalab­bau nicht das Premium-Image von Deutschlan­ds größter Fluggesell­schaft gefährden dürfe. Als künftiger Chef muss Spohr nun selbst das Premium-Image des Luftfahrtk­onzerns über die Sparziele hinweg retten, die Franz den Aktionären versproche­n hat.

Neben Spohr, der verheirate­t ist und zwei Töchter hat, wurden anfangs auch Harry Hohmeister (49) und Karl Ulrich Garnadt (56) als mögliche Franz-Nachfolger gehandelt. Hohmeister ist Chef der schweizeri­schen Lufthansa-Tochter Swiss, die über ein Drittel des Konzerngew­inns erwirtscha­ftet. Garnadt wurde 2011 Spohrs Nachfolger als Frachtgesc­häft-Chef.

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FOTO: GETTY Der Aufsichtsr­at will Carsten Spohr als Lufthansa-Chef bestellen.

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