Telekom bereitet US-Ausstieg vor
Der neue Vorstandschef Tim Höttges parkt den amerikanischen Ableger T-Mobile USA in den Niederlanden. In England wird ein Börsengang verschoben. Das Ziel: Der Konzern will vorrangig in West-Europa expandieren.
BONN 18 Tage lang ist Tim Höttges nun Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, schon jetzt zeichnet sich ab, in welche Richtung der 51-Jährige Europas umsatzstärksten Telefonkonzern steuern will: Den Ausstieg aus dem USA-Geschäft bereitet er konsequent vor. In Westeuropa will die Telekom gleichzeitig ihre Präsenz deutlich erhöhen, nachdem sie bereits in Osteuropa hervorragend aufgestellt ist. Und in Deutschland will der Konzern den Abstand zu Vodafone weiter vergrößern.
Gestern wurde nun bekannt, dass T - Mobile USA bei einer holländischen Finanzfirma der Telekom
Der Ausstieg aus den USA würde wohl mehr als 15 Milliarden Euro freie Mittel bringen.
„geparkt“wurde. Ein Analyst merkte dazu an, die Niederlande hätten bei einem Verkauf günstigere steuerliche Regeln. Die Aktion sei nichts Außergewöhnliches und diene allein einer besseren Organisation der Beteiligungen der Telekom, erklärte dagegen ein Sprecher des Konzerns.
Tatsache ist jedenfalls, dass sich die Anzeichen auf einen möglicherweise sehr schnellen Ausstieg aus dem viele Jahre lang notleidenden USA-Geschäft häufen. Laut der New Yorker Wirtschaftszeitung „Wall Street Journal“hat der US-Konzern Tim Höttges, Telekom-Chef Sprint sich bei zwei Banken Finanzierungsvorschläge für eine Übernahme von T-Mobile USA geben lassen. Der Kaufpreis werde dabei auf 50 Milliarden Dollar geschätzt, das wären rund 37 Milliarden Euro.
15 Milliarden Euro würden dann für die Übernahme der Schulden von T-Mobile USA fließen, 22 Milliarden Euro wären für die Aktien frei. Die Telekom könnte sich als Hauptaktionär also mit mehr als 15 Milliarden Euro aus Nordamerika zurückziehen.
Die große Frage ist, wie Finanzprofi Höttges das Geld dann ausgeben will. Und da ist gestern eine weitere Vorentscheidung gefallen: Die Telekom und die französische Orange bringen den gemeinschaftlich betriebenen britischen Mobilfunker EE vorerst nicht an die Börse. Damit hält sich die Telekom die Option offen, EE irgendwann komplett zu übernehmen, um sich langsam eine immer stärkere Präsenz auch in Westeuropa aufzubauen.
Beide Partner hätten sich entschieden, EE als Marktführer in Großbritannien vorerst unverändert weiter zu betreiben, teilten Telekom und Orange mit. 2013 war noch ein Börsengang von EE in Aussicht gestellt worden. Der Wert des Mobilfunkanbieters wird in der Branche mit rund zwölf Milliarden Euro beziffert. EE hat 27 Millionen Kunden und konkurriert mit Telefonica („O2“), Vodafone und Hutchison („3“).
Allerdings bedeutet das Verschieben des Börsenganges von EE keineswegs unbedingt eine komplette Absage. Laut „Financial Times“hof- fen Telekom und Orange darauf, dass EE künftig noch mehr Geld an der Börse einbringen könnte, wenn mehr Kunden hochpreisigere Datenpakete für den superschnellen Mobilfunkstandard der nächsten Generation („LTE“) kaufen.
Interessanterweise verfolgt die Telekom auch in den USA eine Doppelstrategie: Einerseits wird der Ausstieg angepeilt, um die Konzernkasse zu füllen, andererseits erwarb T-Mobile USA soeben neue Mobilfunklizenzen für mehr als zwei Milliarden Dollar. „Damit steigern wir den Wert unseres Investments weiter“, sagt ein führender Manager. Und weil sich für T-Mobile USA möglicherweise irgendwann auch noch die extrem finanzstarke Vodafone interessieren könnte, wäre dann der Ausstieg aus dem USA-Geschäft noch lukrativer.
Wohin das viele Geld fließen könnte? In Italien, Frankreich und Spanien haben die Deutschen bisher fast keine Präsenz. DÜSSELDORF (RP) Bei Vodafone Deutschland fiel gestern gegen 12.50 Uhr ein zentrales Netzelement aus. Dadurch kam es im gesamten Bundesgebiet zu Störungen bei Internet- und Telefonverbindungen, unter anderem in Sachsen. Betroffen waren mehrere Tausend Menschen. Laut Vodafone-Angaben stand das Netz ab 13.25 Uhr wieder zur Verfügung. Die Ursachen werden noch untersucht.