Düstere Handlung, überzeugendes Spiel
In dem Krimistück „Erbarmen“drehte sich die Handlung im Wegberger Forum um das ungeklärte Verschwinden einer Politikerin und dessen Aufklärung. Schonungslose Aussprüche trafen dabei auf humorvolle Elemente.
WEGBERG Ein Monolog der Hauptdarstellerin Julia Gutjahr (sie stellte die verschwundene Politikerin Merete Lynggaard dar) führte die Zuschauer ins Geschehen ein und kündigte eine düstere Handlung an. Im Dunkeln sei sie in einem Raum gefangen, erzählte sie, nachdem sie eine Weile stumm ins Publikum geblickt hatte. Dabei lehnte sie sich leicht an eine der grauen Wände, die die Kulisse für das Theaterstück bildeten.
Das Westfälische Landestheater war zur Theaterspielzeit der Stadt im Forum zu Besuch und hatte die Bühnenfassung des Kriminalromans „Erbarmen“des dänischen Autors Jussi Adler-Olsen mitgebracht. Die Stuhlreihen waren an diesem Abend lediglich halb besetzt – die Besucher, die gekommen waren, wurden jedoch ganz von der Handlung voller schonungsloser Aussprüche und gelegentlicher humorvoller Anflüge eingenommen.
Die Geschichte spielt sich auf zwei Ebenen ab. Zum einen handelt sie vom unbequemen Kommissar Carl Morck, für den das Präsidium in Kopenhagen ein Sonderdezernat gründet, um ihn los zu werden. Er erhält den Auftrag, ungeklärte Fälle neu zu untersuchen. Als einzige Hilfe wird ihm der ungelernte angebliche Syrer Hafez El-Assad zur Seite gestellt, der die Sekretärin Lis (Sophie Schmidt) mit einspannt. Zum anderen erlebt das Publikum das Leiden von Merete Lynggaard mit, die jahrelang von Unbekannten gefangen gehalten und gequält wird. Mit effektvollen gestalterischen Mitteln wie Projektionen von Gebäuden oder einer blutverschmierten Wand vollzogen die Verantwortlichen binnen Sekunden Ortswech- sel für die Darsteller, die ermittelten, im Büro arbeiteten oder in ihrem Gefängnis litten. Zugleich untermalten hintergründige Geräusche die jeweils vorherrschende Atmosphäre: Carl Morck erinnerten sie an traumatische Erlebnisse in seiner jüngst zurückliegenden Dienstzeit, die er mit Tabletten ver- drängte. Bei der Politikerin wiesen sie auf den von den Peinigern in insgesamt fünf Jahren um fünf Bar erhöhten Luftdruck im Raum hin. Im düsteren Licht zeigten sich schließlich eine Frau im Rollstuhl (Gabriele Brüning) und ihr Sohn (Thomas Zimmer), die sich für einen von Lynggaard vor vielen Jahren als Kind verursachten schweren Unfall rächen wollten und deren langsamen Tod planten. Wenn sie „von innen gesprengt sei, komme sie in die Kompostmühle“offenbarten Mutter und Sohn.
Die Beschreibungen der Entführer waren teils schwere Kost und das Leiden der jungen Frau schmerzlich nachvollziehbar. Unbeirrbar optimistisch und mit vielen guten Einfällen kam demgegenüber Assistent Assad daher, der sich auf der Bühne in einen gestylten Ermittler verwandelte und die Lacher auf seiner Seite hatte. Trotz aller Düsternis zog sich durch seine Rolle und das überzeugende Spiel aller Darsteller ein unterhaltsamer Aspekt durch das Geschehen. Das Publikum fieberte bis zum Schluss mit.