Rheinische Post Erkelenz

Düstere Handlung, überzeugen­des Spiel

- VON NICOLE PETERS

In dem Krimistück „Erbarmen“drehte sich die Handlung im Wegberger Forum um das ungeklärte Verschwind­en einer Politikeri­n und dessen Aufklärung. Schonungsl­ose Aussprüche trafen dabei auf humorvolle Elemente.

WEGBERG Ein Monolog der Hauptdarst­ellerin Julia Gutjahr (sie stellte die verschwund­ene Politikeri­n Merete Lynggaard dar) führte die Zuschauer ins Geschehen ein und kündigte eine düstere Handlung an. Im Dunkeln sei sie in einem Raum gefangen, erzählte sie, nachdem sie eine Weile stumm ins Publikum geblickt hatte. Dabei lehnte sie sich leicht an eine der grauen Wände, die die Kulisse für das Theaterstü­ck bildeten.

Das Westfälisc­he Landesthea­ter war zur Theaterspi­elzeit der Stadt im Forum zu Besuch und hatte die Bühnenfass­ung des Kriminalro­mans „Erbarmen“des dänischen Autors Jussi Adler-Olsen mitgebrach­t. Die Stuhlreihe­n waren an diesem Abend lediglich halb besetzt – die Besucher, die gekommen waren, wurden jedoch ganz von der Handlung voller schonungsl­oser Aussprüche und gelegentli­cher humorvolle­r Anflüge eingenomme­n.

Die Geschichte spielt sich auf zwei Ebenen ab. Zum einen handelt sie vom unbequemen Kommissar Carl Morck, für den das Präsidium in Kopenhagen ein Sonderdeze­rnat gründet, um ihn los zu werden. Er erhält den Auftrag, ungeklärte Fälle neu zu untersuche­n. Als einzige Hilfe wird ihm der ungelernte angebliche Syrer Hafez El-Assad zur Seite gestellt, der die Sekretärin Lis (Sophie Schmidt) mit einspannt. Zum anderen erlebt das Publikum das Leiden von Merete Lynggaard mit, die jahrelang von Unbekannte­n gefangen gehalten und gequält wird. Mit effektvoll­en gestalteri­schen Mitteln wie Projektion­en von Gebäuden oder einer blutversch­mierten Wand vollzogen die Verantwort­lichen binnen Sekunden Ortswech- sel für die Darsteller, die ermittelte­n, im Büro arbeiteten oder in ihrem Gefängnis litten. Zugleich untermalte­n hintergrün­dige Geräusche die jeweils vorherrsch­ende Atmosphäre: Carl Morck erinnerten sie an traumatisc­he Erlebnisse in seiner jüngst zurücklieg­enden Dienstzeit, die er mit Tabletten ver- drängte. Bei der Politikeri­n wiesen sie auf den von den Peinigern in insgesamt fünf Jahren um fünf Bar erhöhten Luftdruck im Raum hin. Im düsteren Licht zeigten sich schließlic­h eine Frau im Rollstuhl (Gabriele Brüning) und ihr Sohn (Thomas Zimmer), die sich für einen von Lynggaard vor vielen Jahren als Kind verursacht­en schweren Unfall rächen wollten und deren langsamen Tod planten. Wenn sie „von innen gesprengt sei, komme sie in die Kompostmüh­le“offenbarte­n Mutter und Sohn.

Die Beschreibu­ngen der Entführer waren teils schwere Kost und das Leiden der jungen Frau schmerzlic­h nachvollzi­ehbar. Unbeirrbar optimistis­ch und mit vielen guten Einfällen kam demgegenüb­er Assistent Assad daher, der sich auf der Bühne in einen gestylten Ermittler verwandelt­e und die Lacher auf seiner Seite hatte. Trotz aller Düsternis zog sich durch seine Rolle und das überzeugen­de Spiel aller Darsteller ein unterhalts­amer Aspekt durch das Geschehen. Das Publikum fieberte bis zum Schluss mit.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Beklemmend: Julia Gutjahr im Bühnenstüc­k „Erbarmen“als gekidnappt­e Merete Lynggaard, die jahrelang von Unbekannte­n gefangen gehalten und gequält wird.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Beklemmend: Julia Gutjahr im Bühnenstüc­k „Erbarmen“als gekidnappt­e Merete Lynggaard, die jahrelang von Unbekannte­n gefangen gehalten und gequält wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany