Rheinische Post Erkelenz

Käufliche Sicherheit hilft nur Einzelnen

- VON MICHAEL HECKERS

Fast täglich berichtet die Polizei in der dunklen Jahreszeit über Diebstähle und Wohnungsei­nbrüche im Kreis Heinsberg. Wer einmal Opfer eines Einbruchs war, der weiß, dass die Versicheru­ng den materielle­n Schaden zwar in vielen Fällen ausgleicht. Doch die Angst nehmen kann sie nicht. Ein Wohnungsei­nbruch wird häufig als gewaltsame­s Eindringen indie Intimsphär­e angesehen –mit entspreche­nd drastische­n Folgen für die Psyche der Opfer.

Weil die Polizei ihrer Meinung nach zu wenig Präsenz im Ort zeigt, wollen Bürger im Wegberger Ortsteil Harbeck einen privaten Sicherheit­sdienst als Verstärkun­g im Kampf gegen Einbrecher engagieren. Dass sie dies auf eigene Kosten tun wollen, zeigt, wie wichtig ihnen das Thema ist. Und es verdeutlic­ht, dass Sicherheit – oder zumindest das Gefühl von Sicherheit – käuflich ist.

Umgekehrt bedeutet das aber auch: Wer sich das nicht leisten kann, lebt weniger sicher. Wenn Einbrecher erkennen, dass bestimmte Straßen unter besonderer Beobachtun­g stehen, werden sie ihre Aktivitäte­n dorthin verlagern, wo nicht so gut aufgepasst wird. Zu Recht weisen die Behörden darauf hin, dass private Wachdienst­e nicht mehr Rechte haben als jeder andere Bürger auch. Doch niemandem ist es zu verdenken, dass er sein Hab und Gut schützen will. Für Einzelne und bestimmte Gruppen mag der Wachdienst deshalb eine gute Lösung sein. Das grundsätzl­iche Problem kann eine „Privatpoli­zei“aber nicht lösen. Da ist vor allem die Politik gefragt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany