Tradition bröckelt
Warum darf einer der drei heiligen Könige nicht dunkelhäutig sein? Im 12. Jahrhundert glaubte man im christlichen Abendland, die Welt bestehe aus drei Kontinenten, Europa, Asien und Afrika. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurden aus den drei Weisen dann drei Könige. Seit ich denken kann, war einer der Heiligen Drei Könige dunkelhäutig, er stellte ja einen Einwohner Afrikas dar. Einige Übereifrige meinen nun, dass das eine rassistische Angelegenheit ist, und verwechseln es wohl mit Blackface, einer rassistisch geprägten Unterhaltungsmaskerade, die in den Minstrel Shows des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten entstand. Dabei malten sich weiße Künstler das Gesicht schwarz und spielten den „naiven, trunkenen, schwachsinnigen und immer fröhlichen Neger“. Ich wünschte mir, dass aus Unkenntnis der Lage nicht noch mehr unserer Traditionen kaputtgemacht werden. darf keine Mohrenköpfe, keine Negerküsse und auch keinen dunkelhäutigen Weisen aus dem Morgenland geben. Nicht die Kinder wehren sich gegen die Schminke, sondern die Erwachsenen. Das Erscheinen der drei Weisen aus dem Morgenland ist ein alter Brauch, und ich glaube, dass nicht ernsthaft ein dunkelhäutiger Mensch daran Anstoß nehmen würde. Könnten sich nicht auch dunkelhäutige Mitbürger ausgegrenzt fühlen? Mit meinem 32-jährigen Enkel habe ich darüber diskutiert und er erzählte mir, dass er in seiner Jugend immer der „Mohrenkönig“war und es toll fand, einfach mal etwas aus der Norm herauszuragen. Es gibt nun mal Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben, und einem jeden sollte man mit Achtung begegnen. Es gibt weitaus schlimmere Dinge, mit denen man Menschen, die in irgendeiner Form anders sind als wir, missachten und damit misshandeln kann, als mit einem dunkelhäutigen König aus dem Morgenland, der sich sicher nicht verstecken muss.