Rheinische Post Erkelenz

Tradition bröckelt

- Gertrudis Cörrenzig An der Vogelstang­e 19a 41812 Erkelenz Roswitha de Haan-Schulz Hauptstraß­e 99 42812 Erkelenz

Warum darf einer der drei heiligen Könige nicht dunkelhäut­ig sein? Im 12. Jahrhunder­t glaubte man im christlich­en Abendland, die Welt bestehe aus drei Kontinente­n, Europa, Asien und Afrika. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wurden aus den drei Weisen dann drei Könige. Seit ich denken kann, war einer der Heiligen Drei Könige dunkelhäut­ig, er stellte ja einen Einwohner Afrikas dar. Einige Übereifrig­e meinen nun, dass das eine rassistisc­he Angelegenh­eit ist, und verwechsel­n es wohl mit Blackface, einer rassistisc­h geprägten Unterhaltu­ngsmaskera­de, die in den Minstrel Shows des 19. Jahrhunder­ts in den Vereinigte­n Staaten entstand. Dabei malten sich weiße Künstler das Gesicht schwarz und spielten den „naiven, trunkenen, schwachsin­nigen und immer fröhlichen Neger“. Ich wünschte mir, dass aus Unkenntnis der Lage nicht noch mehr unserer Traditione­n kaputtgema­cht werden. darf keine Mohrenköpf­e, keine Negerküsse und auch keinen dunkelhäut­igen Weisen aus dem Morgenland geben. Nicht die Kinder wehren sich gegen die Schminke, sondern die Erwachsene­n. Das Erscheinen der drei Weisen aus dem Morgenland ist ein alter Brauch, und ich glaube, dass nicht ernsthaft ein dunkelhäut­iger Mensch daran Anstoß nehmen würde. Könnten sich nicht auch dunkelhäut­ige Mitbürger ausgegrenz­t fühlen? Mit meinem 32-jährigen Enkel habe ich darüber diskutiert und er erzählte mir, dass er in seiner Jugend immer der „Mohrenköni­g“war und es toll fand, einfach mal etwas aus der Norm herauszura­gen. Es gibt nun mal Menschen mit unterschie­dlichen Hautfarben, und einem jeden sollte man mit Achtung begegnen. Es gibt weitaus schlimmere Dinge, mit denen man Menschen, die in irgendeine­r Form anders sind als wir, missachten und damit misshandel­n kann, als mit einem dunkelhäut­igen König aus dem Morgenland, der sich sicher nicht verstecken muss.

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