„Tatort“im Milieu der Reichen
In Konstanz tauchen die Kommissare Klara Blum und Kai Perlmann in eine Welt ohne Werte ab.
KONSTANZ (dpa) Das letzte Hemd hat keine Taschen: Benjamin Wolters, Millionenerbe und Playboy von Konstanz, wird tot in seiner Villa gefunden. Zwei Schüsse aus nächster Nähe, Einbruchsspuren gibt es nicht. Gleich mehrere Verdächtige kommen für die Kommissare Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) als Mörder in Betracht – sogar die Mitglieder seiner Clique, die das Opfer am Tag zuvor bei einer Sause um sich scharte. Die beiden Ermittler tauchen in der neuen Folge „Todesspiel“am Sonntagabend in der ARD in ein Konstanz der Jungen, Reichen und Schönen ab.
Eine mörderische Wut gegen Wolters könnten viele gehegt haben. Etwa Marcus Pracht, dem der Playboy eiskalt die Freundin ausgespannt hat. Blum beißt auf Granit. Wegen seiner Schweigepflicht als Anlageberater will Pracht nichts sagen. Auch Wolters Ex-Geliebte, Nadine Weiss, hätte allen Grund, das Opfer zu hassen. Ihr Gatte, Geschäftsführer einer Schweizer Schönheitsklinik, vernachlässigt sie. Kurz vor dem Mord serviert Wolters sie ab. Auch Daniel Gabler, dem der fragwürdige Ruhm als zweiter Sieger einer Castingshow gebührt, gerät ins Fadenkreuz der Kommissare.
Der neue Bodensee-„Tatort“nimmt eine Schicht der Gesellschaft ins Visier, die keine Werte mehr zu kennen scheint, der nichts mehr heilig ist. „Denn auch das ist Kon- stanz: eine Insel der Reichen und Schönen. Privilegiert und durchaus talentiert, steht für sie der schnelle Erfolg im Fokus, ohne Rücksicht auf andere und auf sich selbst“, erklärt der zuständige Sender SWR. „Dabei wird alles zum Spiel – zum Todesspiel.“Die Landschaft am Bodensee scheint die innere Trostlosigkeit der oberflächlich-reichen Protagonisten widerzuspiegeln. Es ist neblig, regnet, stumpfes Licht, ein grauer Himmel.
Der 27. Einsatz von Klara Blum verarbeitet ein großes Stück Gesellschaftskritik. Früher sei niemand auf die Idee gekommen, einen Film zu schreiben, in dem Banker und Fondsmanager die Bösewichte seien. Doch – nach Bankenkrise und Verhaftungen von Managern – „darf man einigen dieser Branche durchaus kriminelle Energie unterstellen“, sagt Autor Leo Ard.
„Tatort“, ARD, So., 20.15 Uhr