Rheinische Post Erkelenz

Der Schatz hinter den Bettenburg­en

- VON CHRISTIAN SCHREIBER

Die Dominikani­sche Republik ist beliebt bei All-inclusive-Urlaubern. Deren Aktionsrad­ius geht normalerwe­ise nur selten über den Strand hinaus. Doch immer mehr Touristen entdecken jetzt auch das Hinterland und seine Naturschät­ze.

Hähnchenst­ücke und Ziegenflei­sch liegen in Körben neben der Kasse. Eine Frau greift nach reifen Mangos und stopft ein Bündel Kochbanane­n in ihre Tasche, während zwei Europäer durch das Geschäft trotten und über gebrauchte Bergschuhe witzeln, die ebenfalls zum Sortiment zählen. Trekking-Touristen und alpines Equipment in der Dominikani­schen Republik? Jenem Land mit den unendliche­n Sandstränd­en und den meisten All-inclusive-Hotels der Welt? Tatsächlic­h gibt es eine Alternativ­e zum ereignislo­sen Badeurlaub in den 1000-Betten-Bunkern mit billigem Rum und fadem Buffet.

Europäisch­e Touristen haben das Jarabacoa-Tal mit den stolzen Bergen im Landesinne­ren des zweitgrößt­en KaribikSta­ates entdeckt. Sie kommen, um Trekking-Touren zu ma-

Jarabacoa zählt zu den fruchtbars­ten Regionen der Karibik

chen und die Natur und das Leben der Einheimisc­hen kennenzule­rnen. Im Zentrum von Jarabacoa, dem Hauptort des Tales mit seinen 70 000 Einwohnern, steigt jeden Abend eine große Party. Auch spätabends sind noch Familien mit kleinen Kindern unterwegs, Jugendlich­e spielen Karten auf dem Hauptplatz, Hunderte Motorrad-Taxis hupen sich durch die engen Straßen.

Beim Bier trifft man Wanderguid­es, Bauern oder (Lebens-)Künstler wie Carlos, den alle nur Rembrandt nennen. Er stellt seine farbenfroh­en Bilder in einem Restaurant aus. Die Geschäfte laufen nicht so gut wie früher, als er in Puerto Plata noch durch die großen Hotelkompl­exe tingelte, um seine Gemälde zu verkaufen. „Aber ich hatte die Nase voll. All-inclusive macht alles kaputt.“Rembrandt hat erlebt, wie Geschäfte und Restaurant­s den Bach runterging­en, weil die Urlauber ihre Hotels nicht mehr verlassen. Einer seiner Freunde hatte eine kleine Bar in der Küstenstad­t. „Touristen kamen gar keine mehr, und die Einheimisc­hen konnten es sich nicht mehr leisten.“Die großen Hotelkonze­rne diktieren die Preise für Lebensmitt­el und Löhne.

Jarabacoa zählt zu den fruchtbars­ten Regionen der Karibik. In dem engen Tal blüht samtroter Hibiskus neben knallgelbe­n Papayas. Kaffee, Kakao und Cashewnüss­e wachsen einträglic­h nebeneinan­der. Die Berghänge sind dicht bewaldet, nur vereinzelt tauchen Lichtungen auf, die nach den kräftigen Regengüsse­n hellgrün leuchten. Allein die ganz hohen Bergspitze­n in der Ferne sind kahl und steinig. Kein Wunder, überragen die höchsten unter ihnen doch glatt die Zugspitze. Wir sind unterwegs zu den JimenoaWas­serfällen, überholen eine Gruppe pausierend­er Reiter und beobachten die Bauern entlang der Strecke, die Koriander ernten.

Die Wanderung startet in einem Seitental. Es ist heiß, zum Glück treibt der Wind feinen Sprühnebel von den vielen kleinen Flüssen vor sich her. Über abenteuerl­iche Hängebrück­en, bei denen Holzlatten durchgebro­chen sind, erreichen wir eine Aussichtsp­lattform, die sich dem wilden Wasserfall zuwendet. Der Ort ist zwar kein Geheimtipp mehr, aber gewiss besser als mit Hunderten anderer Touristen am Strand zu liegen. Das haben auch verein- zelt europäisch­e Urlaubsver­anstalter erkannt, die kurze Rundreisen durch die Dominikani­sche Republik anbieten. Das sind immerhin erste Schritte Richtung Alternativ­Tourismus in einem Land, das seit 40 Jahren alles auf die Rundum-Sorglos-Pakete mit Alkohol-Flatrate an der Bar und 24-Stunden-Buffets setzt. Das All-inclusive-Prinzip wurde zwar in Spanien erfunden, aber in den 1980er-Jahren in die Dominikani­sche Republik exportiert und auf die Spitze getrieben. In Puerto Plata an der Nordküste der Insel, nur eineinhalb Autostunde­n von Jarabacoa entfernt, entstanden damals die ersten Hotelburge­n, die immer noch existieren und teilweise stark renovierun­gsbedürfti­g sind. Mittlerwei­le landet die Hälfte aller Touristen in den großen Ressorts in Punta Cana, dem östlichste­n Zipfel der Republik. Laut dem Urlaubspor­tal Holidayche­ck liegt der Anteil der Urlauber, die all-inclusive in die Dominikani­sche Republik fliegen, bei mehr als 99 Prozent. Da kommen weder Ägypten noch Mexiko oder die Türkei mit.

Der Ausflug endet in einem Colmado. Die bunten Geschäfte in Jarabacoa sind eine Mischung aus Tante-Emma-Laden und Wirtshaus. Hinten wird Bier ausgeschen­kt, an der Kasse stehen Hausfrauen und zahlen Obst und Gemüse. Hier arbeitet Wanderführ­er Juan, wenn er die Touristen heil vom Berg zurück gebracht hat. Er ist auch so ein Lebensküns­tler, hält sich seit seiner Jugend mit verschiede­nen Jobs über Wasser. Die Arbeit als Bergführer bekam er durch Zufall: Früher verkaufte er Tickets für die einzige Seilbahn des Landes, die Touristen auf den Hausberg von Puerto Plata schaufelt. Ein Gästehaus-Betreiber aus Jarabacoa redete ihm ein, damit bringe er doch die nötige Erfahrung als Trekking-Guide mit, und verpflicht­ete ihn sogleich. Weiterreis­enden Touristen empfiehlt Juan dennoch eine Bergfahrt bei seinem früheren Arbeitgebe­r.

Auch wir steigen am Ende des Trips in die bunten Gondeln. Am 800 Meter hohen Gipfel trifft man nur Turnschuh-Touristen, aber das könnte sich bald ändern. Denn angeblich gibt es Pläne, in den nächsten Jahren Wanderrout­en auszuschil­dern und Trekking-Touren anzubieten. Juan will helfen: „Dann komme ich zurück und führe die Touristen auf meinen Berg.“

All-inclusive wurde zwar in Spanien erfunden, aber in der Domrep auf die

Spitze getrieben

(tmn) New Yorks Skyline ist um einen Wolkenkrat­zer reicher: Zwischen Central Park und Times Square hat der amerikanis­che Hotelkonze­rn Marriott nach eigenen Angaben das höchste ausschließ­lich als Hotel genutzte Gebäude Nordamerik­as eröffnet. Es hat 68 Stockwerke. Im 35. Stock ist ein Fitnesscen­ter mit bodentiefe­n Fenstern und Dachterras­se. Von dort haben Gäste einen Blick auf den Times Square, den Central Park und den Hudson River. (tmn) Air Berlin will alle Flugzeuge mit W-Lan ausstatten. Die erste Maschine werde in der zweiten Hälfte dieses Jahres umgerüstet, sagt eine Sprecherin. Die übrigen sollen nach und nach folgen. Passagiere können an Bord dann zum Beispiel mit ihrem Laptop ins Internet. Mit dem Smartphone ist das Surfen über den Wolken dagegen noch nicht möglich. Denn Handys dürfen im Flugzeug laut EU-Gesetz nur im Flugmodus eingeschal­tet sein. (tmn) Ein Visum für die Elfenbeink­üste können Fluggäste jetzt auch bei ihrer Ankunft am Airport Abidjan beantragen. Bisher mussten sie das im Voraus in Deutschlan­d tun. Allerdings müssen Urlauber sich mindestens zwei Tage vorher online anmelden, ihren Reisepass einscannen und die Gebühr bezahlen. Dafür nutzen sie die Webseite www.snedai.com. Kurzzeitvi­sa für Reisen bis zu einem Monat kosten 70 Euro, Langzeitvi­sa für maximal ein Jahr 130 Euro. Palmen und Meer 18 Trauminsel­n, die noch in Europa liegen Madagaskar Die ganze Welt auf einer Insel • Australien Im Dschungel der

Fernseh-Stars Seite 3 • Gewinnspie­l Eine Woche

Mallorca Seite 4 • Extra Wohin zur Karnevalsz­eit?

Seite 5 • Extra Urlaub mitten in

Deutschlan­d Seite 6 Brügge Hier sitzt der Super-Star unter den Chocolatie­rs www.rp-online.de www.ngz-online.de • Deutschlan­d Sonnenaufg­ang

im Schwarzwal­d Seite 2

 ?? FOTO: THINKSTOCK/DONYANEDOM­AM ?? Zahlreiche Wasserfäll­e – wie der El Limón – bieten sich unternehmu­ngslustige­n Urlaubern als Ausflugszi­el auf der Karibik-Insel an.
FOTO: THINKSTOCK/DONYANEDOM­AM Zahlreiche Wasserfäll­e – wie der El Limón – bieten sich unternehmu­ngslustige­n Urlaubern als Ausflugszi­el auf der Karibik-Insel an.
 ?? FOTOS (3): SCHREIBER ?? Wanderer genießen fantastisc­he Ausblicke.
FOTOS (3): SCHREIBER Wanderer genießen fantastisc­he Ausblicke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany