Dragqueens tanzen wild auf den Kanaren
„Gucken, nicht anfassen“lautet das Motto, wenn auf der Kanareninsel Lanzarote in und um Arrecife mit spektakulären Bühnenshows die fünfte Jahreszeit zelebriert wird. Wenn sich zum Beispiel die Bewerberinnen um die Krone der Karnevalskönigin vorstellen und ihre opulenten, schwergewichtigen und extraordinär geschmückten Kostüme aus Tüll, Federn, und Strass höchst graziös im Scheinwerferlicht dem Publikum präsentieren.
Skurril, zumindest für den braven mitteleuropäischen Geschmack, mutet der Auftritt der Dragqueens an. Zu stampfenden House- und Technoklängen, die den Trommelfellen mit der Zeit erhebliche Schmerzen bereiten, erobern die verkleideten Herren in mächtigen Highheels und bunten Lack- und Leder-Out- fits die Bühne. Lichtkegel f lackern hektisch über das Podium und nehmen auch einzelne Personen auf den Rängen ins Visier. Den Höhepunkt dieser wild umher wirbelnden Tanzgruppe markiert ein Striptease, bei dem die schrill-bunte Kleidung auf möglichst spektakuläre Art und Weise abgelegt werden soll – bis auf ein winziges Nichts. Vom monströsen Schuhwerk über das üppige Make-Up bis zur manchmal wilden, aber künstlichen Mähne. Unter frenetischem Jubel verlassen die erschöpften Mimen den Ort des Geschehens.
Daneben spielt aber auch der Straßenkarneval auf der Insel eine gewichtige Rolle im Fastnachtsprogramm. Das diesjährige Thema: die Olym- pischen Spiele. Kleine Umzüge verschiedener Gruppen bilden an den Tagen vor Rosenmontag die Ouvertüre für die große Parade, die am Abend des wichtigsten Tages während der närrischen Zeit stattfindet. Bunt, auffällig und meist sehr fantasievoll verkleidet ziehen die Grüppchen an der Uferpromenade von Arrecife bis zum alten Hafen Puerto Naos und dem Lagunensee entlang. Für die musikalische Begleitung sorgen sie in der Regel selbst. Mit Rhythmen von Salsa bis Samba weht dann ein Hauch Südamerikas durch die Gassen.
Die abschließende Rosenmontagsparade beginnt bei Sonnenuntergang. Treffpunkt ist am Stadion. Die Feierlichkeiten führen auf der Umge-
Die zukünftigen Königinnen präsentieren Kostüme aus Tüll, Federn und Strass
hungsstraße hinunter bis zum Meer, das die ersten Zugteilnehmer schon erreicht haben, wenn sich die letzten gerade erst in Bewegung setzen – eine kunterbunte Mischung aus Masken, Maskeraden, Kostümen und Gruppen. Einige aufwendig gestaltete Wagen fahren ebenfalls mit – von denen eifrig Leckereien geworfen werden.
Derweil überbieten sich die Musikgruppen gegenseitig in puncto Lautstärke und Stilrichtung. Hauptsache, es gibt einen Rhythmus, zu dem getanzt werden kann. Gefühlt scheint die ganze Insel für den Umzug auf den Beinen zu sein.
In all dem Gewusel gehen die Gruppen der Vortage beinahe unter. Auch die mit viel Pomp gekürte Karnevalskönigin ist nur noch ein kleiner Höhepunkt im prächtigen, friedlichen Treiben, das bis tief in die Nacht andauert.