Rheinische Post Erkelenz

Studie: Arbeitgebe­r oft unzufriede­n mit Berufsanfä­ngern

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DÜSSELDORF (RP) Jeder vierte Arbeitgebe­r in Deutschlan­d ist unzufriede­n mit der berufliche­n Qualifikat­ion des Nachwuchse­s. Berufsanfä­ngern fehle häufig praktische Erfahrung, die Arbeitsmor­al lasse oft zu wünschen übrig. Zudem verfügten viele Auszubilde­nde nicht über die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Unternehme­nsberatung McKinsey.

Einen möglichen Grund für die mangelnde Arbeitsmor­al liefert die Studie gleich mit: Nur jeder dritte Berufsanfä­nger würde sich noch einmal für die von ihm gewählte Ausbildung entscheide­n. Das liegt auch daran, dass viele zu schlecht über den Beruf informiert wurden oder sich zu wenig erkundigt haben. 64 Prozent der Befragten Jugendlich­en gaben an, sich falsch oder nur unzureiche­nd informiert zu fühlen, was ihre spätere Berufswahl betrifft.

„Unser aktuelles System der Berufsinfo­rmation und -beratung garantiert nicht, dass junge Menschen die Ausbildung wählen, die tatsächlic­h die beste für sie ist“, sagt Solveigh Hieronimus, Leiterin der Untersuchu­ng bei McKinsey.

Positiver als die Arbeitgebe­r bewerten indes die Bildungs- einrichtun­gen in Deutschlan­d den Leistungss­tand der Jugendlich­en. Während nur 43 Prozent der befragten Arbeitgebe­r die Jugendlich­en für gut vorbereite­t für das Berufslebe­n halten, sind es bei den Bildungsei­nrichtunge­n 83 Prozent. Dies mache deutlich, dass der Austausch zwischen Arbeitgebe­rn und Bildungsei­nrichtunge­n über die Anforderun­gen an Berufsanfä­nger nicht optimal funktionie­re, kritisiere­n die Leiter der Studie.

Deutschlan­d ist damit innerhalb Europas jedoch kein Einzelfall: „Die Bildungssy­steme in ganz Europa bereiten junge Menschen nicht ausreichen­d auf den Arbeitsmar­kt vor“, sagt Solveigh Hieronimus. McKinsey untersucht­e für die Studie die Situation in acht europäisch­en Ländern und befragte dazu 8500 junge Menschen, Arbeitgebe­r und Vertreter von Bildungsei­nrichtunge­n.

Als entscheide­nd im Kampf gegen die Jugendarbe­itslosigke­it in Europa nennt die Studie Maßnahme, die es mehr jungen Menschen ermögliche­n, ihre Ausbildung zu finanziere­n und sie zeitlich flexibler zu gestalten. Verbessert werden sollte auch der Austausch zwischen Schülern, Arbeitgebe­rn und Ausbildung­sinstituti­onen.

„Internatio­nal schneidet das deutsche Ausbildung­ssystem trotz dieser Probleme immer noch vergleichs­weise gut ab“, sagt Solveigh Hieronimus. Trotzdem empfiehlt sie, dass Schüler in Deutschlan­d zukünftig bereits ab zwölf Jahren über die verschiede­nen Berufswege informiert werden sollten. Zudem sollte viel häufiger über das Thema „Beruf“informiert werden.

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